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Fünf Wochen im Ballon

Fünf Wochen im Ballon

Titel: Fünf Wochen im Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hob Kennedy hervor, wird jene Zeit, in der die Industrie Alles zu ihrem Nutzen ausbeutet, aller Wahrscheinlichkeit nach sehr langweilig sein! Bei der Erfindung so vieler Maschinen werden die Menschen sich schließlich gegenseitig durch dieselben vernichten! Ich habe mir immer gedacht, daß der jüngste Tag dann anbricht, wenn ein ungeheurer, zu einer Spannung von drei Milliarden Atmosphären erhitzter Kessel unsern Erdball in die Luft sprengen wird.
    – Und ich denke, daß die Amerikaner nicht die Letzten sein werden, die an dieser Maschine arbeiten, bemerkte Joe.
    – Ich gebe zu, daß es unter ihnen große Kupferschmiede giebt, erwiderte der Doctor; aber folgen wir nicht weiter dem Zuge dieser Erörterungen und begnügen wir uns damit, dieses Mondland zu bewundern, da uns der Anblick desselben vergönnt ist.«
    Die Sonne, welche gerade ihre letzten Strahlen durch die Masse der aufgethürmten Wolken gleiten ließ, schmückte die geringsten Unebenheiten des Bodens mit einem goldenen Saum: riesenhafte Bäume, baumartige Kräuter, auf dem Boden dahinkriechende Moose – Alles hatte seinen Theil an dieser Lichtausströmung. Das leicht wellenförmig gestaltete Terrain sprang hie und da in kleinen, konischen Hügeln vor; keine Berge am Horizont, unermeßliche grüne Hecken, undurchdringliche Zäune, dornige Dschungeln trennten die Lichtungen, in denen sich zahlreiche Dörfer hinstreckten; riesenhafte Euphorbien umgaben sie mit einem natürlichen Befestigungswall, indem sie sich an die korallenförmigen Zweige der Sträucher hingen.
    Bald schlängelte sich der Hauptzufluß des Tanganayka-Sees, der Malagasari, unter einem grünen Teppich dahin; er bot den zahlreichen Wassern eine Zuflucht, welche aus zur Zeit des Hochwassers angeschwellten Strömen entstanden waren, oder von in der Thonschicht des Bodens befindlichen Teichen herkamen. Aus der Vogelperspective glaubte man ein Netz von Wasseradern zu sehen, das sich über die ganze westliche Seite des Landes hinbreitete.
    Thiere mit großen Höckern weideten auf fetten Wiesen und verschwanden fast im tiefen Grase; die Wälder, prächtige Wohlgerüche ausströmend, boten sich dem Auge dar wie ungeheure Sträuße; aber in diese Sträuße flüchteten sich Löwen, Leoparden, Hyänen und Tiger, um der letzten schwülen Hitze des Tages zu entrinnen. Bisweilen wogte das Dickicht von dem Schritt eines Elephanten und man hörte das Krachen der Zweige, die von seinen Elfenbeinhauern zerbrochen wurden.
    »Welch’ herrliches Jagdland, rief Kennedy begeistert aus; eine auf’s Gerathewohl in die Tiefe des Waldes hineingesandte Kugel würde sicher irgend ein gutes Wild treffen! Könnten wir nicht einen Versuch machen?
    – Nein, mein lieber Dick, es naht eine böse, von einem Sturm begleitete Nacht; die Stürme aber sind schrecklich in diesem Lande, wo die Sonne einer ungeheuren elektrischen Batterie zu vergleichen ist.
    – Sie haben Recht, Herr, die Hitze ist förmlich erstickend geworden, der Wind hat sich vollständig gelegt, und man merkt, daß sich etwas vorbereitet.
    – Die Atmosphäre ist mit Elektricität überladen, antwortete der Doctor; jedes lebende Wesen ist gegen diesen Zustand der Luft, welcher diesem Kampfe der Elemente vorangeht, empfindlich, und ich gestehe, daß ich nie bis zu diesem Grade davon berührt worden bin.
    – Wäre es unter diesen Umständen nicht gerathen, herabzusteigen? fragte der Jäger.
    – Ich möchte im Gegentheil lieber emporsteigen, Dick, und befürchte nur, von dieser Kreuzung atmosphärischer Strömungen aus meiner Route verschlagen zu werden.
    – Gedenkst Du denn die Richtung, welcher wir von der Küste an gefolgt sind, aufzugeben?
    – Wenn es mir möglich ist, werde ich mich etwa sieben bis acht Grade directer nach Norden halten und den Versuch machen, nach der Breite, in welcher die Nilquellen vermuthet werden, hinaufzusteigen. Vielleicht gelingt es uns, einige Spuren von der Expedition des Kapitän Speke, oder auch die Karawane des Herrn von Heuglin zu bemerken. Wenn meine Berechnungen stimmen, befinden wir uns unter 32°40’ L., und ich möchte geraden Wegs über den Aequator hinaufsteigen.
     

    Ein Stillleben von Nilpferden. (S. 112.)
     
    – Sieh doch, rief Kennedy, seinen Begleiter unterbrechend, sieh doch dort die Nilpferde, die aus den Teichen auftauchen, diese blutgierigen Fleischmassen, und jene Krokodile, die geräuschvoll nach Luft schnappen!
     

    Mitten im Gewitter! (S. 115.)
     
    – Sie ersticken fast vor Hitze! meinte

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