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Fünf Wochen im Ballon

Fünf Wochen im Ballon

Titel: Fünf Wochen im Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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beim ersten Erscheinen der Ballons auf dieselben geschossen, weil sie sie für Ungeheuer der Lüfte hielten. Ein Sudanischer Neger hat also wohl ein Recht, die Augen weit aufzureißen.
    – Ich möchte mir wohl einen Spaß mit ihnen machen, sagte Joe, während der Victoria hundert Fuß hoch über einem Dorfe hinstreifte. Mit Ihrer Erlaubniß, Herr Doctor, will ich den Kerlen eine leere Flasche hinwerfen; wenn sie heil unten ankommt, werden sie sie anbeten; zerbricht sie, so werden sie sich Amulette aus den Stücken machen!«
    Und mit diesen Worten schleuderte er eine Flasche hinab, die alsbald in tausend Stücke zerschellte, während die Eingeborenen ein lautes Geschrei ausstießen und in ihre runden Hütten stürzten.
    Als man ein wenig weiter gekommen war, rief Kennedy:
    »Seht doch diesen sonderbaren Baum an; er ist oben vollständig anders wie unten.
    – Ach, meinte Joe, in diesem Lande wächst ein Baum auf dem andern!
    – Es ist ganz einfach ein Feigenbaumstamm, erklärte der Doctor, auf welchem sich ein wenig fruchtbare Erde festgesetzt hat. Durch den Wind ist eines schönen Tages Saat von einem Palmbaum darauf geweht, und der Palmbaum wie auf offenem Felde emporgeschossen.
     

    – Eine herrliche Mode, die ich in England einführen werde, rief Joe. Es wird sich in den Londoner Parks gut ausnehmen, ganz abgesehen davon, daß es ein vorzügliches Mittel ist, die Obstbäume zu vervielfältigen. Man würde Gärten in der Höhe bekommen, und alle kleinen Besitzer dürften das sehr wohl zu würdigen wissen.«
    In diesem Augenblick mußte man den Victoria steigen lassen, um einen Wald von über dreihundert Fuß hohen Bäumen, einer Art hundertjähriger Bananen, zu überschreiten.
     

    Eine Sieges-Sykomore der Kanibalen. (S. 145.)
     
    »Herrliche Bäume! rief Kennedy aus, ich kenne nichts so Schönes, als den Anblick dieser ehrwürdigen Wälder. Sieh doch, Samuel!
    – Die Höhe dieser Bananen ist wirklich wunderbar, lieber Dick, und doch würde sie in den Wäldern der neuen Welt nichts Erstaunliches haben.
    – Wie, es giebt noch höhere Bäume?.
    – Ganz gewiß, und zwar unter denen, welche wir die ›
mammouth trees
‹ nennen. So hat man in Californien eine vierhundertundfünfzig Fuß hohe Ceder gefunden, eine Höhe, welche den Thurm des Parlamentsgebäudes und selbst die große ägyptische Pyramide überragt. Der untere Stamm des Baumes hatte hundertundzwanzig Fuß im Umkreise, und nach den concentrischen Ringen seines Holzes fristete er eine mehr als viertausendjährige Existenz.
    – Nun, Herr Doctor, dann finde ich seine Dicke sehr natürlich; wenn man viertausend Jahre lebt, hat man Zeit genug, sich eine gute Figur zuzulegen!«
    Aber während der Erklärung des Doctors und Joe’s Erwiderung war der Wald bereits einer großen Vereinigung von Hütten gewichen, welche kreisförmig um einen Platz gebaut waren. In der Mitte desselben wuchs ein einzelnstehender Baum, bei dessen Anblick Joe in Ekstase ausrief:
    »Nun, wenn der da seit viertausend Jahren solche Blüthen trägt, so mache ich ihm nicht mein Compliment dafür.«
    Und er wies auf eine riesenhafte Sykomore, deren Stamm fast gänzlich unter einem Haufen menschlicher Gebeine verschwand. Die Blüthen, von denen Joe sprach, waren frisch abgeschnittene, mit Dolchen in der Rinde befestigte Menschenköpfe.
    »Der Kriegsbaum der Kannibalen! sagte der Doctor. Die Indianer nehmen nur die Schädelhaut, die Afrikaner aber den ganzen Kopf.
    – Modesache!« bemerkte Joe.
    Aber schon verschwand das Dorf mit den blutigen Köpfen am Horizont; ein anderes, etwas weiter hin, bot ein nicht minder widerliches Schauspiel dar; halbverzehrte Leichname, vermodernde Skelette, hier und da zerstreute menschliche Gliedmaßen waren den Hyänen und Schakalen zum Fraß gelassen.
    »Dies sind jedenfalls die Körper der Verbrecher; man giebt sie, wie in Abessynien, den wilden Thieren preis, die ihre Opfer in aller Gemüthsruhe verschlingen, nachdem sie ihnen mit einem einzigen Biß in die Kehle den Garaus gemacht haben.
    – Das ist nicht viel grausamer, als der Galgen, äußerte der Schotte, es ist schmutziger, das ist der ganze Unterschied.
    – In den Gegenden des südlichen Afrika, versetzte der Doctor, begnügt man sich damit, den Verbrecher mit seinen Thieren und, unter Umständen, seiner Familie in der eigenen Hütte einzuschließen. Man zündet dann diese an, und Alles verbrennt zu gleicher Zeit. Ich nenne das Grausamkeit, räume jedoch mit Kennedy ein, daß der Galgen,

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