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Fünf Wochen im Ballon

Fünf Wochen im Ballon

Titel: Fünf Wochen im Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hatte.
    »Wieder diese verwünschten Affen? fragte Joe.
    – Wohl möglich; auf alle Fälle müssen wir unsere Vorsichtsmaßregeln treffen.
    – Joe und ich, schlug Kennedy vor, wollen auf der Leiter in den Baum hinabsteigen.
    – Und unterdessen, versetzte der Doctor, werde ich Alles dazu vorbereiten, daß wir uns leicht auf und davon machen können.
    – Einverstanden.
    – Macht von den Waffen nur im äußersten Nothfall Gebrauch, es ist zwecklos, unsere Gegenwart hier zu verrathen.«
    Dick und Joe antworteten nur mit einem bejahenden Zeichen. Geräuschlos glitten sie auf den Baum hinunter, und nahmen auf einer Gabel von starken Zweigen, in welche der Anker sich eingehakt hatte, eine geschützte Stellung ein.
    Einige Minuten lang horchten sie stumm und ohne sich zu bewegen. Bei einem leisen Knacken der Aeste, das durch die Stille der Nacht vernehmbar wurde, ergriff Joe die Hand des Schotten.
    »Hören Sie nichts?
    – Ja wohl, es kommt näher.
    – Wenn es eine Schlange wäre? Das Pfeifen, das Sie gehört haben …
    – Nein, ich glaube, es sind Menschen gewesen!
    – Das wäre mir jedenfalls lieber, sprach Joe vor sich hin. Diese Reptilien sind widerwärtig!
    – Das Geräusch nimmt zu, versetzte Kennedy nach einigen Augenblicken.
    – Ja, es scheint, sie steigen und klettern.
    – Halte Du auf dieser Seite Wache, ich übernehme die andere.
    – Gut.«
    Sie saßen beide isolirt auf dem Wipfel eines Hauptastes, der inmitten dieses mit dem Namen Baobab benannten Waldes gerade emporgeschossen war; die durch die Dichtigkeit des Laubes noch vergrößerte Dunkelheit war undurchdringlich, nur nicht für Joe’s scharfes Auge; er flüsterte, während er auf den untern Theil des Baumes hinwies, Kennedy in’s Ohr:
    »Neger.«
    Jetzt schlugen sogar einige halblaut gewechselte Worte an das Ohr unserer beiden Reisenden.
    Joe machte seine Flinte schußfertig.
    »Warte!« gebot Kennedy.
    Wirklich hatten Wilde den Boabab erklettert; sie tauchten von allen Seiten auf, sich wie Reptilien auf den Zweigen hinschlängelnd und langsam, aber sicher emporklimmend; nunmehr verriethen sie ihre Gegenwart durch die Ausdünstung ihrer Körper, die sie mit einem übelriechenden Fett eingerieben hatten.
    Bald zeigten sich zwei Neger den Blicken Kennedy’s und Joe’s, in ziemlich gleicher Höhe mit dem von ihnen besetzten Aste.
    »Achtung! commandirte Kennedy. Feuer!«
    Der doppelte Schuß erkrachte wie ein Donnerschlag und erlosch inmitten eines Wehgeschreis. In wenigen Augenblicken war die ganze Horde verschwunden.
    Aber durch all’ das Geheul war ein seltsamer, unerwarteter, unerklärlicher Schrei gedrungen; eine menschliche Stimme hatte deutlich in französischer Sprache die Worte gerufen: »Zu Hilfe! zu Hilfe!«
    Kennedy und Joe stiegen höchlichst erstaunt, so schnell wie möglich in die Gondel.
     

    Zwei erfolgreiche Flintenschüsse. (S. 151.)
     
    »Habt Ihr gehört? fragte der Doctor.
    – Natürlich! Einen angstvollen Schrei: Zu Hilfe! zu Hilfe!
    – Ein Franzose in den Händen dieser Barbaren!
    – Ein Reisender!
    – Vielleicht ein Missionar!
    – Der Unglückliche, rief der Jäger, man mordet ihn, martert ihn aller Wahrscheinlichkeit nach.«
    Der Doctor suchte vergebens seine innere Bewegung zu verbergen.
    »Wir können nicht daran zweifeln, sagte er. Ein unglücklicher Franzose ist diesen Wilden in die Hände gefallen. Aber wir werden uns nicht von dieser Stelle entfernen, ohne Alles, was in unseren Kräften steht, zu seiner Rettung gethan zu haben. Unsere Flintenschüsse haben ihm eine unverhoffte Hilfe, eine Dazwischenkunft der Vorsehung in Aussicht gestellt; wir werden ihm diesen letzten Hoffnungsstrahl nicht untergehen lassen. Denkt Ihr ebenso?
    – Natürlich, Samuel, und wir harren Deiner Befehle.
    – Dann wollen wir unsern Plan machen und den Franzosen mit Tagesanbruch zu entführen suchen.
    – Aber wie sollen wir diese nichtswürdigen Neger beseitigen? fragte Kennedy.
    – Nach der Weise zu urtheilen, wie sie sich aus dem Staube gemacht haben, sind ihnen Feuerwaffen noch unbekannt; wir müssen also ihr Entsetzen zu benutzen suchen; ehe wir handeln, laßt uns jedoch den Tag abwarten und unsern Rettungsplan nach der Beschaffenheit der Oertlichkeit einrichten.
    – Der arme Unglückliche kann nicht fern sein, äußerte Joe, denn …
    – Zu Hilfe! zu Hilfe! wiederholte die Stimme ebenso klagend, aber schwächer als vorher.
    – Die Barbaren! rief Joe in großer Aufregung. Wenn sie ihn in dieser Nacht noch

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