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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Desorientiertheit, ließ es zweimal läuten, dreimal, fünfmal. Legte auf, bevor die Sprachbox anspringen konnte.
    In Ordnung. Besser, er schlief. Sie würde sich nicht in Gefahr bringen, sondern nur hinfahren, um zu überprüfen, ob sie recht hatte. Gut möglich, dass ihre Eingebung bloß Einbildung war.
    Sie war noch keine fünfhundert Meter weit gekommen, als ihr Handy klingelte.
    «Was ist passiert?»
    Sie hätte am liebsten aufgelacht vor Erleichterung. Florin klang hellwach und völlig klar.
    «Habe ich dich geweckt?»
    «Ja, aber das macht nichts. Sag schon.»
    «Ich fahre zu den Dalamasso-Koordinaten. Wir haben dort etwas gefunden, wir haben es nur nicht erkannt.»
    «Du fährst …» Sie hörte ihn ein- und ausatmen. «Aber wieso jetzt? Mitten in der Nacht.»
    «Das ist der einzige Zeitpunkt, zu dem es sinnvoll ist.»
    Fünfzehn Minuten später holte sie ihn ab. Er hatte darauf bestanden mitzukommen, und sie hatte sich nicht lange dagegen gewehrt.
    «Gute Nacht», sagte er, als er die Beifahrertür öffnete. Zum Kämmen schien die Zeit nicht gereicht zu haben, ebenso wenig zum Zuknöpfen des Poloshirts, aber seine Dienstwaffe hatte er dabei.
    «Danke für deinen Rückruf. Fühlt sich besser an, wenn wir zu zweit sind.»
    «Nichts zu danken. Noch besser wäre es, wenn wir zu zwanzigst wären, deshalb werden wir die Zentrale informieren, sobald sich abzeichnet, dass du recht hast.»
    «Okay.» Sie schaltete das Radio ein, Phil Collins sang
In the air tonight
, den Song mit dem besten Drum-Einsatz aller Zeiten. Evelyn hatte ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit ihrem Besteck auf der Tischplatte mitgespielt.
     
    Geschwindigkeitsbegrenzung. 30 km/h. Der reflektierende runde Aufkleber inmitten der Null leuchtete im Schein von Beatrices Taschenlampe, ein winziger Vollmond im Dunkeln.
    «Ein Nachtcache.» Beatrice ließ den Lichtkegel der Lampe die Straße entlanggleiten. «Hier geht es los. Wenn ich recht habe, müssten wir in der Nähe einen weiteren Reflektor finden …»
    «… und dann wieder einen und wieder einen.» Langsam drehte Florin sich um die eigene Achse, seine Taschenlampe hielt er in Kopfhöhe. «Da!» Er deutete auf einen Baum am Straßenrand, gut fünfzig Meter entfernt. Dahinter zweigte ein schmaler Weg ab.
    «Wir warten nicht bis morgen», erklärte Beatrice angesichts Florins nachdenklicher Miene. «Es ist noch vier oder fünf Stunden lang dunkel, vielleicht finden wir Stage  5 noch vor dem Sonnenaufgang.»
    Ohne zu antworten, ging Florin zu dem markierten Baum. Er nickte. «Du rufst Stefan an. Wenn er wach ist, soll er herkommen. Ich gebe der Einsatzzentrale Bescheid. Wir werden uns in stündlichen Abständen melden.»
    Bei Stefan ging nur die Sprachbox ran. «Du verpasst etwas», hinterließ Beatrice ihm auf Band. «Stage fünf ist ein Nachtcache. So was hast du noch nie gemacht, wetten?»
    Sie parkten das Auto gut sichtbar nahe der Abzweigung, dann machten sie sich auf den Weg. Die Straße war schmal und führte in langgezogenen Serpentinen einen Hügel hinauf, an Kuhweiden und Bauernhöfen vorbei. An einer hölzernen Scheunenwand entdeckte Beatrice den nächsten Reflektor. «Der Owner markiert die Abzweigungen», stellte sie fest. «Wir müssen rechts weiter.»
    Sie folgten der leuchtenden Brotkrumenspur in die Einsamkeit. Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen tanzten über den Weg, berührten einander auf grauem, braunem und grünem Hintergrund. Nicht weit entfernt ertönte das dumpfe Läuten einer Kuhglocke. Unwillkürlich hatte Beatrice die tote Nora Papenberg vor Augen, bäuchlings auf der Wiese, daneben die Kühe. War ein blecherner Glockenschlag das Letzte gewesen, was sie in ihrem Leben gehört hatte?
    Dann tauchte der Pfad von der Dunkelheit der Nacht in die noch tiefere Dunkelheit des Waldes ein. Ein Leuchten aus dem Astloch eines Baumstamms bestätigte ihnen, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Etwas huschte an ihnen vorbei und verschwand raschelnd im Gebüsch zu ihrer Linken. Ein Vogel beklagte mit hohlen Lauten die Störung zu so ungewöhnlicher Stunde.
    Der Weg schraubte sich steil aufwärts, und Beatrice bedauerte heftig, nichts zu trinken mitgenommen zu haben. Zwischen das nächtliche Rauschen der Bäume mischte sich zwar das hellere eines Baches, doch um ihn zu finden, würden sie sich durchs Unterholz schlagen müssen.
    Nach einer knappen Stunde legten sie eine Pause ein, und Florin meldete bei der Zentrale, dass alles in Ordnung war. «Nur zwei Balken», sagte er

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