Fuer dich mein Glueck
Samstagabend mehr. Und was tue ich, wenn endlich mal einer kommt? Ich gehe auf eine verdammte Hochzeit.“
„Auf Daisys Hochzeit.“
„Egal. Ich hasse sie alle.“
Sie funkelte ihn an. „Wie kannst du Daisy Hochzeit hassen?“
Diese Worte aus ihrem eigenen Mund zu hören, stimmte sie nachdenklich. Nicht etwa weil Daisy den Mann ihrer Träume geheiratet hatte, das war ganz wundervoll, aber das wirkliche Wunder war, dass Daisy überhaupt geheiratet hatte. Sie hatte unter der Scheidung ihrer Eltern sehr gelitten, und als Daisys Vater und Sonnets Mutter gerade frisch zusammen waren, hatten beide Mädchen darin übereingestimmt, dass es viel zu gefährlich war, zu heiraten. Sie hatten einen Pakt geschlossen.
Jetzt war Daisy glücklich verheiratet, und es blieb an Sonnet hängen, ihren Teil des Pakts zu erfüllen. Beim Gedanken daran zuckte sie innerlich zusammen. Dank ihrer Arbeit als Direktorin bei der UNESCO hatte sie eigentlich keine Zeit, sich zu verabreden, geschweige denn, sich zu verlieben. Und dennoch träumte sie ständig davon. Doch wer tat das nicht? Wer wollte nicht die Art Liebe finden, die Daisy gefunden hatte? Oder Sonnets Mutter und Greg Bellamy? Selbst die Oberhäupter des Bellamy-Familie, Jane und Charles, waren seit über fünfzig Jahren glücklich verheiratet.
Natürlich wollte Sonnet all das auch! Sie wollte diese unbändige Liebe spüren, die Nähe zu einem Seelenverwandten, mit dem sie eine Familie gründen konnte. Das klang so faszinierend und so unerreichbar. Sonnet war bisher an jeder ernsthaften Beziehung gescheitert, weil sie nie wusste, wie sie diese festigen konnte.
Doch zuletzt hatte ausgerechnet ihr Vater eine Wende herbeigeführt und ihr einen Mann vorgestellt. Orlando Rivera leitete das Wahlkampfteam des Generals und kam ebenso wie er von West Point. Orlando Rivera war Mitte dreißig, unglaublich gut aussehend und der älteste Sohn einer vermögenden kubanisch-amerikanischen Familie. Er sah aus wie ein Latin Lover und sprach fließend Englisch und Spanisch. Doch was viel wichtiger war, war die Tatsache, dass er ein enger Mitarbeiter ihres Vaters war und von diesem respektiert wurde.
„Ich darf hassen, was ich will“, sagte Zach. Er nahm ihr das Champagnerglas aus der Hand und leerte es in einem Zug.
Sonnet nahm Zach das Glas wieder aus der Hand und griff trotzig nach einer halb leeren Flasche, die in einem Sektkühler schwamm. „Es war Daisys großer Tag. Wenn du ein Gentleman wärst, würdest du dich für sie freuen. Und für mich“, murrte sie, „immerhin war ich die Trauzeugin meiner besten Freundin.“
„Hey“, schimpfte Zach, „und ich dachte immer, ich sei dein bester Freund.“
„Du kommst mich ja nicht einmal besuchen.“ Sonnet seufzte übertrieben dramatisch. „Du rufst nicht an, du schreibst keine Briefe oder E-Mails und außerdem kann ich mehr als nur einen besten Freund haben.“
„Bester ist ein Superlativ. Davon kann es nur einen geben.“
Sonnet goss Champagner in ihr Glas und trank einen Schluck. Sie genoss den leichten Schwindel, den das prickelnde Getränk verursachte. „Du und deine verrückten Regeln. Ihr beide seid meine besten Freunde, und dagegen kannst du gar nichts tun.“
„Ach ja? Mir fällt bestimmt etwas ein.“ Zach ergriff Sonnets Hand und zog sie daran hinunter zu der dunklen, glatten Weite des Willow Lake.
„Was zum Teufel tust du da?“ Sonnet versuchte, ihre Hand aus seinem Griff zu lösen.
„Die Party ist vorüber, aber ich bin noch nicht müde. Bist du müde?“
„Nein.“ Sonnet verschlug es die Sprache.
„Hey, sieh dir das an.“ Er ging voran zur Wasserrutsche, die am Ufer stand.
„Was soll ich mir ansehen? Soll ich mir meine Schuhe ruinieren?“
Zach drehte sich zu ihr um. „Dann zieh sie aus.“
Sonnet sah ihn missbilligend an.
„Stütz dich auf mich.“ Er kniete sich vor ihr nieder und zog ihr erst die eine, dann die andere Sandale aus. Seine Berührung jagte ihr einen unerwarteten Schauer über den Rücken. „So ist es viel besser.“
Sonnet rümpfte gespielt die Nase. Sie war nicht bereit, zuzugeben, dass sich der raue Sand des Seestrandes unter ihren nackten Füßen herrlich anfühlte. „Na gut, und was soll ich mir nun anschauen?“
„Ich habe hier etwas gesehen.“ Er zeigte auf das Wasser, das sanft gegen das Ufer schlug.
Dann sah Sonnet, was Zach meinte. Erst war es nur ein schwaches Schimmern im Mondlicht. Sonnet runzelte die Stirn und hob den Saum ihres Kleides, um ins Wasser zu waten
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