Fuer dich mein Glueck
war. Es war einer dieser uralten Chris-Craft-Flitzer, dessen auf Hochglanz polierter Holzrumpf und Messingbeschläge im Mondlicht förmlich leuchteten. Mit dem alten Boot hatte man Braut und Bräutigam ganz romantisch zu dem Dock für das Wasserflugzeug gebracht, von wo aus sie in ihre Flitterwochen im Mohonk Mountain House geflogen wurden. Am Heck hing noch ein „Just Married“-Schild.
„Halt dich an mir fest“, flüsterte Zach. „Ich will nicht, dass du ins Wasser fällst.“
„Ich werde schon nicht fallen“, sagte Sonnet selbstbewusst, nur um sich im nächsten Augenblick an Zach zu klammern, weil das Boot bei ihrem Einstieg doch gefährlich schwankte. Es roch nach Seewasser und den frischen Blumen, mit denen das Boot dekoriert worden war. Der Geruch machte sie ein wenig schwindelig. Der Champagner zeigte langsam Wirkung.
„Nimm meine Jacke.“ Zach legte ihr seinen Mantel um die Schultern. „Es ist heute Nacht ein wenig frisch.“
Sonnet setzte sich ins Cockpit und spürte die besondere Wärme seines Körpers, die noch im Futter seines Mantels hing. Die glatte Seide fühlte sich wunderbar an auf ihrer Haut, und der leichte Duft von Aftershave und Schweiß stieg ihr in die Nase. Oh je, dachte sie.
Sie schnappte sich die offene Champagnerflasche, die in dem Fach zu ihren Füßen stand, und trank daraus lang und durstig. Warum eigentlich nicht? dachte sie. Sie hatte all ihre Pflichten erfüllt, jetzt durfte auch sie sich endlich entspannen.
Zach löste die Leinen und stieß das Boot vom Steg ab. Dann schaltete er die Lichter und den Motor an und steuerte das Chris-Craft mit erfahrener Leichtigkeit. Er hatte ein Händchen für alles Technische, ganz gleich ob er ein altes Motorboot oder eine komplizierte Videokamera bedienen sollte. Während sie über die glatte Wasseroberfläche zum Bootshaus glitten, musste sich Sonnet eingestehen, dass sie trotz ihrer Liebe zu New York die Catskills vermisste. Sie liebte den Anblick des Mondscheins auf dem Wasser, das frische Gefühl des Windes in ihrem Gesicht, die Stille und Dunkelheit der Natur sowie die Vertrautheit eines Freundes, der sie so gut kannte, dass sie nicht einmal miteinander reden mussten.
Sie trank noch einen Schluck Champagner und fühlte sich seltsam ausgelassen, als sie die losen Blütenblätter hinter dem Boot in der Nachtluft tanzen sah.
Sie bot Zach wortlos die Flasche an.
„Nein danke“, sagte er. „Erst, wenn ich das Boot wieder festgemacht habe.“
Sie lehnte sich zurück und genoss die kurze Fahrt zum Bootshaus, das im goldenen Schein der Lichter am Steg vor ihnen lag.
Über das Dröhnen des Motors hinweg zeigte Zach hinauf zum Himmel. „Siehst du das Sternenbild dort? Es heißt Coma Berenices, das Haar der Berenike. Berenike war eine ägyptische Königin, die der Sage nach ihr Haar der Göttin Aphrodite opferte, um die sichere Rückkehr ihres Ehemannes aus dem Krieg zu erbitten. Aphrodite aber gefiel das Haar so gut, dass sie es mit in den Himmel nahm und zu einer Gruppe Sterne verwandelte.“
„Nennt man das einen Good-Hair-Day?“ Sonnet war inzwischen mehr als nur ein wenig beschwipst. „Ich würde meine Haare niemals abschneiden lassen. Es dauert Jahre, bis sie wieder nachwachsen.“
„Nicht einmal, um das Leben deines Mannes in einer Schlacht zu schützen?“
„Ich habe keinen Mann, also behalte ich lieber mein sagenumwobenes Aussehen für mich. Berenikes Haar, woher hast du nur all dein Wissen?“
„Aus dem Internet. Ich schaue dort gern nach unnötigen Dingen nach.“
„Wenn es dir Spaß bringt.“
„Dort findet man Antworten auf nie gestellte Fragen. Hast du je ein Video von den Naga-Feuerbällen gesehen?“
„Ich hatte noch nicht das Vergnügen.“
„Du bist zu beschäftigt damit, erfolgreich zu sein?“
„Seit wann ist das ein Verbrechen?“
„Ich habe nicht gesagt, dass es eines ist.“ Zach lenkte das Boot ins Bootshaus und stellte den Motor ab, damit es langsam an seinen Liegeplatz gleiten konnte. Das Wasser schwappte leise auf, und die Fender stießen sacht an die Nachbarboote.
„So“, sagte er und nahm ihr die Champagnerflasche ab. „Meine gute Tat des Tages ist vollbracht. Auf dich und deine Schönheit, Kleine.“
„Hier drin ist es viel zu dunkel, um das beurteilen zu können“, widersprach sie. „Ach, ich vergaß, es ist ein Zitat aus einem Film. Mir entfällt immer wieder, dass du ein wandelndes Filmlexikon bist.“
„Und du bist ein Filmbanause.“
„Wir haben eben nichts
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