Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
Professor Brunner, stundenlang gefoltert. Er war überzeugt davon gewesen, dass auch ich eine Dämonin war und er hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er mich qualvoll sterben lassen würde.
Asmodeo hatte mich gerettet. Im letzten Moment. Meine Peiniger waren tot. Aber wir konnten nicht sicher sein, dass es nicht andere gab, die das gleiche Ziel hatten, wie Brunner und seine Leute. Das Ziel, mich zu ermorden.
Deswegen waren wir auf die Ile de Noirmoutier geflüchtet, wo uns niemand kannte. Und deshalb hatte mir Asmodeo einen ausgebildeten Schutzhund beschafft, der mich nie aus den Augen lassen sollte.
Mozart war ein Rhodesian Ridgeback. Ursprünglich war seine Rasse für die Löwenjagd in Südafrika gezüchtet worden. Er war treu und hundertprozentig zuverlässig.
Mozart hieß eigentlich nicht Mozart. Er hieß Mhondowasi Hunter of Kalahari Desert. Aber ich hatte ihn spontan umgetauft, nachdem er zwei Tage nach seiner Ankunft meine Großpackung Mozartkugeln auf der Terrasse gefunden und den gesamten Inhalt verdrückt hatte (das Stanniolpapier hatte er übrigens liegen lassen).
Und so wurde aus Mhondowasi eben Mozart. Das klang auch viel netter. Wer wollte schon Mhondowasi heißen…
Die Strecke zurück blieb Mozart an meiner Seite, während er die Umgebung wachsam im Auge behielt. Dann kam die Mole. Wir überquerten die Düne auf großen Granitquadern. Gelbe Ginsterbüsche säumten duftend den Weg.
Direkt nach der Düne sah ich die ersten Bungalows mit ihren weißen Mauern und roten Ziegeldächern. Die Fenster wurden von bodenlangen Läden umrahmt, die mal blau, mal grün oder braun gestrichen waren.
Ich gelangte auf eine Privatstraße. Mit Sommerblumen bepflanzte Betonkübel sorgten dafür, dass die wenigen Autos der Anlieger nur in Schrittgeschwindigkeit fahren konnten.
Ich brauchte nicht mehr lange, bis ich in unsere Einfahrt einbog.
Das Haus, das Asmodeo gekauft hatte, lag halb am Hang und hatte ein wunderschönes Außenplateau mit Aussicht auf das Meer. Ich konnte es gar nicht erwarten, heimzukommen.
Auf der Terrasse saß ein schwarzhaariger junger Mann und arbeitete konzentriert an einer großen Staffelei. Zu seinen Füßen lag Laurent, eine altersschwache Katze, die Asmodeo, ohne es zu wissen, mit dem Haus zusammen erworben hatte. Ihr Name war schon leicht seltsam, denn sie war eindeutig kein Kater, aber so hieß sie nun mal, hatte uns der Immobilienmakler erklärt. Er hatte sich angeboten, die Katze zum Einschläfern zu bringen, aber ich hatte empört abgelehnt. Sie störte uns wirklich nicht weiter. Sie lebte meist ihr eigenes Leben.
Der dunkelhaarige Mann blickte auf und winkte mir zu.
Wie der Blitz war ich bei ihm. Ich setzte mich auf seinen Schoß, legte meine Arme um seinen Hals und küsste ihn.
Er drückte mich sanft von sich weg. „Du musst ein bisschen vorsichtig mit mir sein, Lilith.“ Mit den Fingerspitzen fuhr er der Kontur meiner Wangenknochen nach.
„Bin ich doch, Johannes“, antwortete ich.
Johannes.
Er war die zweite große Liebe meines Lebens. Ich hatte ihn kurz vor Asmodeo kennengelernt und mich während eines Gewitters unsterblich in ihn verliebt. In seine wundervollen dunklen Augen, in seine sensible Persönlichkeit, in seinen sinnlichen Mund, in seinen atemberaubenden Körper.
Aber auch Johannes war noch mehr. Er war nicht nur ein begnadeter Künstler und Sohn eines Konzernchefs.
Johannes war auch ein Mörder.
Außerdem war er ein ganz außergewöhnlicher Taekwondo-Kämpfer, dagegen wirkte ich wie eine reine Anfängerin. Er hatte mich trainiert und ich hatte durch seine Hilfe den braunen Gürtel erworben.
Johannes war mit mir zusammen von der Studentenverbindung entführt worden. Hilflos hatte ich zusehen müssen, wie er überwältigt und brutal zusammengeschlagen worden war.
Als Asmodeo mich befreit hatte, hatte ich darauf bestanden, dass er Johannes mitnahm. Damit hatte ich Asmodeo Unmögliches abverlangt, denn damals hassten sich die beiden mit einer derartigen Intensität, dass sie körperlich regelrecht spürbar war und sich äußerst gewalttätig entlud, wenn sie sich begegneten. Um mich zu retten, hatte Asmodeo meiner Forderung schließlich entsprochen. Und Johannes hatte sich revanchiert, indem er die Kugel abfing, die eigentlich Asmodeo töten sollte.
Und das hatte alles verändert.
Johannes hatte schwer verletzt überlebt.
Und jetzt waren wir alle drei hier auf Noirmoutier. Johannes, Asmodeo und ich.
Ich war die Frau, die von Johannes geliebt
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