Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
vor Sauberkeit und der Vorratsraum war voller Lebensmittel.
Verlegen kratzte er sich an der Schläfe. „Ich hatte dir doch schon gesagt, dass ich die Küche aufgeräumt habe. Und in den letzten Tagen hatte ich viel Zeit.“
„Wow, ich habe gar nicht gewusst, welche Talente in dir schlummern. Willst du nicht auch mal bei mir vorbeikommen? Besonders mein Bad hat es manchmal wirklich nötig“, zog ich ihn auf.
Sein Lächeln wurde breiter. „Du kannst auch bei mir baden. Jederzeit.“
„Vergiss es. Ich ziehe mich heute nicht ein weiteres Mal aus. Bestimmt nicht. Heute Abend schlafe ich in meinen Klamotten.“
„Schade, aber ich kann warten! Dafür kannst du jetzt einer Premiere beiwohnen und meine neue Leidenschaft kennenlernen“, kündigte er mit einer ausladenden Bewegung seiner Arme an.
„Und die wäre?“
„Lass dich überraschen.“
Er öffnete einen der Hängeschränke und nahm ein eingeschweißtes Kochbuch in der Größe eines Atlanten heraus. Er riss die Plastikfolie ab und blätterte darin.
„Wie wäre es mit Coq au vin – Hähnchen in Rotwein?“, fragte er großspurig.
„Wie wäre es mit Fischstäbchen für den Anfang?“, entgegnete ich realistisch.
„Ich merke schon, du nimmst mich nicht ernst.“ Er holte mir einen Barhocker, der hinter den Frühstückstresen der Küche stand und stellte ihn neben die überdimensionale Arbeitsfläche. „Nimm Platz und beobachte einen Meister bei der Arbeit.“
Ich tat ihm den Gefallen. Johannes wandte sich ab und überflog das lange Rezept. Dann verschwand er im Vorratsraum um mit einem Tablett voller Lebensmittel zurückzukommen. Ich konnte ein großes Fleischhähnchen, zahlreiche Gemüsesorten, verschiedene frische Kräuter, Butter, Knoblauch und Zwiebeln erkennen.
Er holte sich einen kupferfarbenen Topf, der wegen seiner Größe eher einem Kessel glich und ein riesiges Fleischermesser. Mit dem Messer hakte er die in Alufolie eingepackte Butter entzwei, wickelte beide Teile anschließend umständlich aus und schmiss sie in den Topf. Er stellte den Topf auf den Herd und drehte die Gasflamme auf die Stufe mutierter Bunsenbrenner .
Die Butter begann zu rauchen.
„Meinst du nicht, dass das etwas viel Butter ist und du es etwas sehr heiß machst?“
Er sah mich gespielt verächtlich an. „Du hast doch keine Ahnung. Das Geheimnis der bretonischen Küche ist - und ich zitiere hier: Butter, und nochmals Butter.“
Mittlerweile brutzelte es ganz fröhlich im Topf. Dichte Rauchschwaden zogen durch die Küche. Johannes schaltete die Dunstabzugshaube auf die höchste Stufe. Er holte aus einer Schublade ein großes Küchenbeil, legte das arme Hähnchen auf ein Holzbrett und begann, auf das hilfslose Tier einzuhacken. Wie gut, dass es bereits vorher tot gewesen war. Die Stücke warf er kurzerhand in den Topf und widmete sich mit zunehmender Begeisterung dem Gemüse. Das Beil war unermüdlich im Einsatz. Als er sich wegdrehte, schaltete ich die Gasflamme herunter.
„Ha“, rief er mir über die Schulter zu. „Gemüseschneiden geht mit einem Küchenbeil viel schneller! Diese Gourmetköche haben doch keine Ahnung. Man muss sich auf das Wesentliche konzentrieren.“
Ich schaute ihn entgeistert an, doch er hielt das für stumme Bewunderung. Das grausam verstümmelte Gemüse folgte rasch dem armen Hähnchen nach.
„Oh, die Flamme ist viel zu niedrig.“ Er drehte sie wieder bis zum Anschlag. „Das Geheimnis einer guten Küche ist kurze, intensive Hitzebehandlung. Das schließt die Poren und bewahrt die Vitamine.“
„Aha“, sagte ich staunend und schaltete den Regler nach unten, als er wegsah.
„… und nun geben Sie frischen Knoblauch hinzu“, las er vor und schmiss die komplette Knolle in den Topf.
Nur mit Mühe verbiss ich mir mein Lachen. „Willst du den Knoblauch nicht wenigstens schälen?“
„Davon steht hier nichts. Und diese Franzosen, die kennen sich mit Kochen aus.“
Dieser Logik konnte ich nichts entgegensetzen.
Johannes holte Rotwein und Cognac aus einem speziellen Kühlschrank, öffnete beide, goss zunächst vorsichtig einen kleinen Schuss in den Sud und meinte dann: „Improvisation und Intuition machen erst einen guten Koch aus“, während er beide Flaschen mit Schwung in den Topf leerte. Es zischte und allein der intensive Geruch des vielen Alkohols raubte mir fast die Sinne. Zuletzt schmiss Johannes mit einer entschlossenen Bewegung sämtliche Kräuter, die ihm in die Finger fielen in den Topf und salzte
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