Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
Fauchen. Er hatte sich nur noch mit Mühe unter Kontrolle. Seine Hände ballte er zu Fäusten, bis die Knöchel weiß herausstanden.
„Wie führe ich mich denn auf?“, provozierte ich ihn. Dabei wünschte ich mir voller Verzweiflung, dass er mich in die Arme nahm.
„Du weißt genau, wie!“
„Nein, weiß ich nicht. Sag du es mir. Wie kann ich mich nicht aufführen?“
Die Wut raubte ihm langsam den verbliebenen Rest Selbstbeherrschung. „Du kannst nicht hierherkommen und dich vor aller Augen nackt präsentieren.“
„Warum kann ich das nicht?“
„Warum, warum!“
Seine rechte Faust schlug mit ganzer Kraft gegen die Wand. Als er die Hand wegzog, sah ich ihren Abdruck im Putz. Johannes Knöchel waren aufgesprungen und bluteten. Aber er bemerkte es nicht einmal.
„Sag mir, warum ich das nicht kann, warum du das nicht willst“, wiederholte ich, wobei ich inständig eine Antwort herbeisehnte, die mir bewies, dass ihm an mir gelegen war.
Doch er schwieg.
Sein Schweigen baute sich wie eine Mauer aus Beton zwischen uns auf.
„Johannes, ich habe mich als Aktmodell präsentiert, weil das die einzige Möglichkeit war, dir nahe zu sein und mit dir zu reden. Du hast dich seit dem Vorfall in der Turnhalle vor mir versteckt. Was hätte ich denn tun sollen? Los, sag es mir. Was hätte ich sonst tun sollen?“
Er wich meinem Blick aus. Mit hängenden Armen drehte er sich weg und lehnte seinen Kopf gegen die Verbindungstür zum Seminarraum.
„Johannes, sieh mich bitte an, wenn ich mit dir rede.“ Diesmal war ich es, die ihn am Arm packte.
Er fuhr herum. In seinen Augen schwelte ein bedrohliches Feuer. Die Luft um uns herum war aufgeladen – sie stand kurz vor der Explosion.
„Gut.“ Seine Stimme hatte einen ruhigen, beherrschten Klang, doch es genügte ein kurzer Blick von ihm und ich zog meine Hand, mit der ich seinen Arm festhielt, zurück.
Seine Augen wanderten zu meinem Gesicht und ich sah in ihre finstere Einzigartigkeit. „Johannes, bitte, versteh‘ doch. Ich habe dich nicht verraten. Nicht in der Sporthalle und nicht vorher. Ich konnte nur nicht zulassen, dass du jemanden meinetwegen umbringst.“
Die Ader an seiner Schläfe pochte. Sein Ausdruck wurde stechend.
Ich trat einige Schritte nach hinten. „In Ordnung“, sagte ich zu ihm und spürte erste Tränen. „Ich ziehe mich an und gehe. Und wenn du mich nicht wiedersehen willst, bleib einfach hier stehen. Dann hast du mich endgültig los. Ich verspreche dir, dass ich dich nicht mehr belästigen werde.“
„Was ist mit Asmodeo?“
Unter Tränen antwortete ich ihm leise, aber fest: „Ich liebe dich und ich liebe Asmodeo. Ich kann das nicht ändern. Und ich brauche etwas Zeit, um mich zu entscheiden.“
Zahlreiche Emotionen wanderten über sein Gesicht. „Was ist, wenn ich das nicht akzeptieren kann?“
Erschöpft und ausgelaugt begann ich, mich anzuziehen.
Johannes schwieg. Er starrte ins Leere. Ich sah ihn an und wusste, dass er mich nie aufhalten würde.
Ich packte meinen Helm und legte meine Hand auf die Türklinke. Jede Faser meines Körpers schrie nach ihm, sträubte sich und wollte bei ihm sein. Sehnlichst wünschte ich, dass er mich zurückhalten würde. Aber er tat es nicht.
Ich drückte die Klinke hinunter, öffnete die Tür und schloss sie behutsam hinter mir.
Er hatte seine Entscheidung getroffen.
Ich ging den leeren Gang hinunter. Meine Schritte hallten. Tränen strömten über mein Gesicht.
In diesem Moment rief er meinen Namen.
Kapitel 7 - Ausgesprochen
1
Die etwa fünfhundert Delegierten erhoben sich von ihren Sitzen und spendeten lang anhaltenden Beifall. Asmodeo bedankte sich mit einem bescheidenen Kopfnicken und ließ seinen Blick nochmals über den Saal im Münchner Kongresszentrum gleiten.
Überheblichkeit, Missgunst und Geltungssucht las er in zahlreichen Gesichtern. Früher hätte er mit all diesem Potential gespielt, das eine oder andere Knöpfchen gedrückt, verdeckt manipuliert und die Reaktionen amüsiert beobachtet. Aber inzwischen…, inzwischen war er dem Ganzen absolut überdrüssig.
Bald würde er nach Hause fahren und diesen Jahrmarkt der Eitelkeiten hinter sich lassen.
Ein Sprecher des Ministeriums produzierte sich auf dem Podium neben ihm. Er stellte Asmodeos Leistungen heraus und lobte wort- und gestenreich die Unterstützung, die die Forschung durch die di Borgese-Stiftung fand. Dabei war der Sprecher darauf bedacht, sich selbst im besten Licht zu präsentieren und zu
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