Fuer eine Million Naechte mit dir
dazulernen, um so gut oder besser zu werden wie die Kollegen, dachte Gavin und besänftigte damit ein wenig sein schlechtes Gewissen. Wenn er eines Tages seine eigene Agentur eröffnete, würde Brock einen neuen fähigen Mann brauchen.
Wäre es nur schon bald so weit …
Er sah sich nach Elle und Bree um und stellte erleichtert fest, dass sie sich offenbar gut unterhielten.
Alles lief bestens.
„Auf dem College hatte ich Englisch als Hauptfach“, sagte Bree und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Die beiden Frauen standen in einem etwas ruhigeren Bereich an dem langen glänzenden Tresen, um sich unterhalten zu können.
Anfangs hatte sich Bree etwas befangen gefühlt, denn Elle machte voll und ganz einen geschliffenen Eindruck. Sie trug einen maßgeschneiderten Anzug, der ihre schlanke Figur gut zur Geltung brachte. Ihr dunkelbraunes Haar glänzte, und ihre blauen Augen wirkten intelligent und freundlich zugleich.
Aber Elle zeigte so viel ehrliches Interesse, dass Bree schon nach kurzer Zeit auftaute. „Ich habe sogar überlegt, meinen Doktor darin zu machen. Aber dann habe ich eine Pause gebraucht. Ich wollte etwas von der Welt sehen und bin herumgereist. Dabei habe ich meine Meinung geändert. Klingt verrückt, oder?“
„Gar nicht“, sagte Elle mit einem verständnisvollen Lächeln. „Viele Menschen verfolgen hartnäckig einen Karriereplan, und wenn sie am Ziel angekommen sind, merken sie erst, dass ihnen diese Arbeit in Wahrheit gar keinen Spaß macht. Ich muss zugeben, dass mich Fotografieren immer interessiert hat. An der Uni habe ich oft Kurse belegt. Aber natürlich habe ich mich nie getraut, meine Bilder auszustellen. Wie lief denn das bei Ihnen?“
„Ehrlich gesagt bin ich durch Zufall zum Fotografieren gekommen. Vor vier Jahren hat mir mein Dad eine Kamera zum Geburtstag geschenkt. Er hatte sie von einem Geschäftsfreund als Werbegeschenk bekommen – ohne zu wissen, wie gut sie wirklich war. Eine Nikon mit vielen Objektiven, ein absolutes Profigerät. Mehr spielerisch habe ich angefangen, sie auszuprobieren, habe Bäume im Park aufgenommen, interessante Gebäude in Russian Hill und dem Marina District …“
Fasziniert hörte Elle zu. Bree fühlte sich ihr verbunden wie einer Freundin, die sie schon lange kannte.
„Eines Tages nahm ich vor der Kirche des Heiligen Franz von Assisi ein Bild auf.“
Elle nickte. „Oh ja, das ist die Kirche mit den vielen Türen.“
„Dort ist oft eine Frau im blauen Mantel und füttert die Tauben. Ich weiß nicht, warum sie das macht, und ich würde mich niemals trauen, sie zu fragen, aber sie strahlt eine solche Ernsthaftigkeit aus, mit all den Tauben zu ihren Füßen.“ Bree strich sich eine Locke aus dem Gesicht. „In ihrer Erscheinung liegt so viel Ruhe und Würde. Da habe ich ganz einfach gefragt, ob ich sie fotografieren darf.“
Elle sah Bree aufmerksam an.
„Inzwischen weiß ich, dass ich ihr ein Formblatt und zwei Dollar hätte geben müssen, damit alles seine Richtigkeit hat, aber damals …“
„Und sie hat Ja gesagt?“, fragte Elle gespannt.
Bree nickte. „Das Aufnehmen hat nur ein paar Sekunden gedauert. Einfach nur die Frau in ihrem Mantel, den sie wie immer bis obenhin geschlossen trug. Die Tauben, die Kirchentüren … Die Bilder sind so gut geworden, dass ich eines davon für eine Fotoausstellung in unserer Bücherei eingereicht habe. Als es den ersten Preis gewonnen hat, wurde plötzlich viel Aufhebens darum gemacht.“
„Das Foto würde ich gern einmal sehen“, sagte Elle.
„Oh, Sie können mich jederzeit in meinem Studio besuchen, wenn Sie möchten.“
„Wirklich?“, fragte Elle mit leuchtenden Augen. „Da komme ich gern. Ich wollte schon immer mal ein richtiges Studio sehen.“
„Na ja, ob es diesen Namen tatsächlich verdient …“ Bree wurde rot. „Jedenfalls hat man eine herrliche Aussicht über die Dächer der Stadt. Morgen bin ich zu Hause – wenn Sie da Zeit haben …“
„Gern! Ich habe erst um fünf eine Verabredung. Ich freue mich riesig, zur Abwechslung mal Bilder zu sehen, die nichts mit Werbung zu tun haben.“ Elle zwinkerte Bree kameradschaftlich zu. „Wenn ich gleich morgens komme, kann ich uns Kaffee und Gebäck von Stella’s mitbringen.“
„Prima. Die Bärentatzen finde ich unwiderstehlich. Ich wohne in der Talbot Street zweihundert, das große Steinhaus mit den schmiedeeisernen Toren. Wenn Sie rechts um das Haus herumgehen, kommen Sie zu meinem separaten Eingang.“
„Plant ihr ein
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