Fuer eine Nacht und fuer immer
jetzt war sie richtig in Fahrt, „ist es genau, wie du gesagt hast: Es war nie mehr als ein Urlaubsflirt.“
Sie sagte das, als meinte sie es ernst, doch wenn er ehrlich war, wusste er, dass es nicht so war. Zu gern hätte er etwas erwidert. Aber was? Ich liebe dich auch. Ja, am Anfang war es nur eine Affäre, aber jetzt ist es eben mehr. Und es kann nichts daraus werden.
„Geh.“
„Okay. Beruhige dich erst mal. Morgen …“
Sie hob eine Hand. „Komm nicht wieder, Nic. Ich will dich nicht mehr sehen. Es ist vorbei.“
Es dauerte einen Moment, bevor er begriff, was sie ihm gesagt hatte. Panik stieg in ihm auf. „Aber die Modenschau! Dabei brauchst du doch Unterstützung.“
Sie lachte bitter. „Du bist mir der Richtige, von Unterstützung zu reden. Ich habe dich nie darum gebeten, mir bei der Modenschau zu helfen – du hast dich selbst eingeladen. Und hiermit lade ich dich wieder aus.“ Ihre Augen sprühten vor Zorn. „Du brauchst meine Hilfe nicht, und ich brauche deine Hilfe nicht. Damit sind wir quitt.“
„Wenn du es so willst …“
„Ich will.“
Sie starrte ihn an. Ihre Augen waren trocken, doch Nic wusste, dass sie in Tränen ausbrechen würde, sobald er aus der Tür wäre. Besser also, es schnell zu Ende zu bringen. Er durfte ihr keinen Grund geben, zu denken, dass zwischen ihnen mehr wäre.
Also zwang er sich zu lächeln und spielte seine letzte Karte aus. „Machs gut, Charlotte. Es war nett mit dir. Komm vorbei, falls du mal wieder auf den Fidschis sein solltest.“ Dann machte er eine abschätzige Handbewegung. „Das heißt, wenn du überhaupt in der Lage bist, dieses Mausoleum zu verlassen.“
14. KAPITEL
„Das war alles.“
Charlotte sah zu, wie der letzte Karton voll Erinnerungen an ihre Familie in den Laster gebracht wurde. Es hatte sie zwei tränenreiche Wochen gekostet, alles durchzugehen und zu entscheiden, was sie behalten sollte und was nicht.
„Alles okay?“, fragte Suzette, während sie zusahen, wie die Türen des Lasters geschlossen wurden.
„Das wird schon.“ Zwischen der Organisation der Modenschau und dem Räumen des Hauses hatte sie keine Zeit gehabt, lange zu überlegen, und sie würde mit ihren Entscheidungen leben müssen.
Zumindest lenkte die Geschäftigkeit sie von Nic ab, wenn auch nur zwischendurch. Am schlimmsten waren die Nächte mit dem Liebeskummer, den Erinnerungen und den aufwühlenden Träumen. Oft hatte sie mit dem Gedanken gespielt, ihn anzurufen und ihm zu sagen, dass sie es sich anders überlegt habe, doch dann war ihr jedes Mal wieder eingefallen, dass er derjenige war, der darauf bestand, dass ihr Verhältnis zeitlich begrenzt war. Es war nur früher vorbeigewesen, als sie gedacht hatte. Und das eigentlich Erstaunliche daran war, dass sie es beendet hatte.
Als der Laster abfuhr, legte Suzette ihr einen Arm um die Schultern. „Lass uns einen Kaffee trinken, bevor der Antiquitätenfachmann kommt.“
„Gute Idee“. Drinnen schlug ihnen Baulärm entgegen; im Flur war ein Mann damit beschäftigt, das Sicherheitssystem zu installieren. Charlotte hielt das für wichtig, wenn sie ihr Haus für Fremde öffnete. „Ich glaube, das war eine gute Entscheidung“, sagte sie.
„Allerdings. Zumindest dafür muss ich diesem Nic dankbar sein“, antwortete Suzette. „Er hat dich dazu gebracht, das einzusehen, was ich dir schon seit zwei Jahren zu vermitteln versuche.“
Die Erwähnung seines Namens traf sie wie ein Faustschlag. „Es ist zwar vorbei, aber er ist immer noch das Beste, was mir je passiert ist.“
„Du liebst ihn immer noch.“
„Ja. Es wird sicher ein bisschen dauern, aber ich werde darüber hinwegkommen.“
Am Eingang des großen Wintergartens, den ihr Vater ein Jahr vor seinem Tod errichtet hatte, blieb sie stehen. Durch die Glaswände fiel Sonnenlicht herein. „Ich liebe diesen Raum.“ Zum ersten Mal seit Wochen war ihr zum Lächeln zumute, und sie nickte in Richtung der Kaffeehaustische und – stühle, die in einer Ecke aufgestapelt waren. An den Wänden standen Glasregale und Kleiderstangen. „Und hier werde ich meinen Traum wahr machen.“
Nic sah auf das schaumgekrönte Meer hinaus. Heute herrschten Seenebel und böiger Wind, und der Himmel hatte die gleiche Farbe wie Charlottes Augen. Schon zum dritten Mal innerhalb einer Stunde hielt er das Telefon in der Hand. Heute war Charlottes großer Abend. Eigentlich hätte er sie anrufen sollen, um ihr Glück zu wünschen.
Doch sie hatte gesagt, dass es vorbei sei.
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