Für immer - Blue
auf‚ das er darunter trug. Es war feucht vom Schweiß und roch wahrscheinlich nicht besonders gut. Aber es war das Beste‚ was er ihr unter diesen Umständen anbieten konnte.
Sie nahm es schweigend entgegen‚ streifte es über und knöpfte es bis oben zu.
Blue zollte ihr große Anerkennung. Nach dem ersten Schrecken und der anfänglichen Angst hielt sie seinem Blick nun unnachgiebig stand‚ klar und tapfer. Er hatte braune Augen wie diese schon einmal irgendwo gesehen‚ vor einer halben Ewigkeit. Sie war auch fünfzehn Jahre alt gewesen …
Lucy. Die kleine Lucy Tait. Verdammt‚ er hatte seit Jahren nicht an sie gedacht.
Blue sah auf seine Armbanduhr und überprüfte die Zeit zwei Mal. Die Ablenkungsmanöver mussten gleich beginnen. Blue atmete tief ein‚ sah Karen an und fragte sie leise: „Können Sie laufen?“
Das junge Mädchen stand auf. Der Stoff von Blues Hemd reichte ihr bis über die Knie. „Mehr als das“‚ antwortete sie beherzt. „Ich kann rennen.“
Zum ersten Mal seit Stunden lächelte Blue. „Also gut. Los geht’s.“
Sie hatten das Dickicht halb durchquert‚ als Blue die ersten Schüsse hörte. Joe Cat und Harvard waren dicht hinter ihm. Blue spürte‚ wie sie sich zu den Gefechtsgeräuschen umwandten und sich fragten‚ welche ihrer Männer darin verwickelt waren. Sie wünschten‚ sie könnten umkehren und ihnen helfen‚ ihnen Rückendeckung geben.
„Das ist der falsche Weg“‚ hörte Blue Karen nach Luft ringend sagen. Sie befreite sich aus seinem Griff und sah sich gehetzt um.
Er umfasste wieder ihren Arm. „Nein‚ es ist nicht …“
„Doch‚ ich weiß es genau“‚ beharrte sie. „Ich habe schon einmal versucht‚ über diesen Weg zu flüchten. Da sind nichts als Klippen. Es gibt keinen Pfad zum Meer herunter. Wir werden in der Falle sitzen!“
Das Mädchen hatte zu fliehen versucht! Blue staunte über ihren Mut. Sie war tough. Wieder musste er an Lucy Tait denken. Er war in der Oberstufe gewesen‚ Lucy ein Frischling. Als sie sich das erste Mal begegneten‚ wurde sie gerade von ein paar Kids verprügelt. Sie blutete‚ und die Chancen standen nicht besonders gut für sie. Und trotzdem hob sie trotzig das Kinn und funkelte die anderen aus braunen Augen an‚ als wollte sie sagen: „Ihr könnt mir gar nichts anhaben!“
Blue hörte Cowboys Stimme über das Headset. „Cat! Etwa vier Tangos sind ausgebrochen. Sie laufen in deine Richtung!“
„Verstanden“‚ erwiderte Cat. Er wandte sich an Blue. „Geh.“
„Wir machen einen Fallschirmsprung ins Meer“‚ erklärte Blue Karen. „Dort wartet ein Schiff auf uns.“
Sie verstand nicht‚ was er meinte. „Fallschirm? Wie?“
„Vertrauen Sie mir“‚ sagte er.
Karen zögerte nur für den Bruchteil einer Sekunde‚ dann nickte sie.
Dann rannten sie wieder‚ ohne Cat und Harvard.
Der Wald führte auf ein Feld‚ und Blue fühlte sich verletzbar und ungeschützt. Wenn einer der Terroristen durch Cats und Harvards Hinterhalt käme … Aber das würden sie nicht.
„Schaltet für mich so viele wie möglich von ihnen aus“‚ sagte er in sein Mikrofon und hörte‚ wie Joe Catalanotto in sich hineinlachte.
„Aber sicher‚ Kumpel.“
Blue blieb am Rand der Klippe stehen. Er stellte die Riemen seines Rucksacks neu ein‚ sodass Karen an ihn gegurtet war und sie zusammen zum Wasser segeln konnten.
Das Mädchen beklagte sich nicht und sagte kein Wort. Dennoch war er sicher‚ dass die körperliche Nähe sie an die Brutalitäten erinnern musste‚ die sie während der vergangenen vier Tage hatte erdulden müssen.
Doch darüber konnte er nicht nachdenken; er konnte sich keine Gedanken über ihren Schmerz machen‚ nicht jetzt. Er musste sich auf das Schiff konzentrieren‚ das auf den Wellen tänzelte und in der Nacht unsichtbar war.
Er schaltete das Radargerät in seiner Weste ein und sah das Blinken und hörte das Piepsen‚ aus dem er schloss‚ dass das Schiff tatsächlich hier draußen war.
„Festhalten“‚ sagte er freundlich zu dem Mädchen‚ und dann sprang er.
Blue stand auf dem Deck der USS Franklin‚ als der Hubschrauber mit dem Rest der Alpha Squad aufsetzte.
Er versuchte‚ sie schnell durchzuzählen. Es war ein Reflex aus der Zeit vor so vielen Jahren‚ als es Frisco getroffen hatte. Er war zwar nicht im Dienst gestorben‚ aber was geschehen war‚ war fast noch schlimmer: Er hätte um ein Haar sein Bein verloren. Frisco hatte sich davon immer noch nicht erholt. Er saß
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