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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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besonders gut reagiert habe, aber damals wollte ich auf einmal alles loswerden. Deshalb hörte ich mich an wie ein trotziges kleines Mädchen.
    «Sag ruhig, was du zu sagen hast», forderte mich Mum auf und funkelte mich streitlustig an.
    «Was mit mir war, hat dich nie gekümmert.»
    «Das glaubst du also?»
    «Ich erinnere mich sogar daran, dass dir nicht einmalmein dreizehnter Geburtstag wichtig genug war, um bei der Party dabei zu sein. Carlas Mutter musste etwas für mich organisieren, damit ich überhaupt eine Feier hatte. Ich könnte dir noch viele Beispiele nennen, Mum, aber wie gesagt, ich finde, das ist nicht der richtige Moment.»
    Seufzend warf sie einen erneuten Blick auf Bingo-Mann. «Am Tag deines dreizehnten Geburtstags, Lois, hatte ich eine Fehlgeburt.»
    Ich versuchte mich an die Einzelheiten von damals zu erinnern, aber das Einzige, was mir einfiel, war der Moment, in dem mir Corey die Kassette gegeben hatte.
    «Ich habe allen erzählt, ich hätte die Grippe, aber es war eine Fehlgeburt.»
    Nach einem kurzen Moment flüsterte ich: «Das tut mir leid.» Plötzlich fühlte ich mich wie eine präpubertäre Gans. Arme Mum.
    «Wenn es manchmal den Anschein hat, als würde ich Abbi mit meiner Liebe erdrücken, ist vielleicht sogar etwas Wahres daran. Ich hatte ein Baby verloren. Und als sie an diesem Nachmittag dann verschwunden war   … dachte ich   … dachte ich   …» Sie atmete tief ein.
    Ich stand auf. «Ich weiß, Mum, es war schrecklich.»
    Vor meinen Augen schien meine Mutter mit einem Mal ganz zart und zerbrechlich zu werden. Ich hätte sie am liebsten umarmt und meinen Kopf an ihre Brust gelegt.
    «Aber zu behaupten, dass ich eine von euch mehr liebe als die andere   … das ist einfach   … FALSCH. Ganz falsch.» Sie nahm ihr Taschentuch und wischte sich damit über die Augen. «Lassen wir das jetzt. Carlas Mutter kommt gleich, du kannst dich also wieder um deine eigenen bedeutenden Angelegenheiten kümmern, wie du es immer tust.»
    So hatte sie noch nie mit mir gesprochen. Die Sorge umihren Mann war sicher ein Grund dafür, aber da war noch etwas anderes.
    «Wollten wir jetzt nicht reden, Mum?»
    «Na gut! Von deiner Schwester mal abgesehen – ihn hast du nie gemocht, ihren Vater! Vielleicht tut es dir sogar leid, dass du ihn vorhin gefunden hast. Nicht einmal jetzt kannst du ihn richtig ansehen. Den Mann, der es gewagt hat, sich an unseren Tisch zu setzen. Der sich mit dir alle Mühe gegeben hat, obwohl er von dir nur Ablehnung erfahren hat. UND NICHT MAL JETZT KANNST DU IHN R ICHTIG ANSEHEN!»
    Ich versuchte ihn anzusehen. Wirklich. Doch alles, was ich sah, war ein Laken, das fast bis zu den geschlossenen Augen in seinem ausdruckslosen Gesicht reichte. Er sah aus wie tot, so, wie vermutlich mein Vater vor all den Jahren ausgesehen hatte. «Ich kann es nicht, Mum.»
    «Warum nicht?», fragte sie unter Tränen.
    «Es ist nicht das, was du denkst, Mum.»
    «Also willst du mir erzählen, du hättest ihm eine echte Chance gegeben?»
    «Nein, das habe ich nicht.» Inzwischen war ich völlig durcheinander. Ein riesiges Gefühlschaos schien das ganze Krankenzimmer zu erfüllen. «Ich war   … ich war wütend auf dich, weil du ihn geheiratet hast.»
    «Und warum? Hatte ich etwa nicht das Recht, mit meinem Leben weiterzumachen? Haben Carla und Corey sich so aufgeführt, als ihre Mutter wieder geheiratet hat? Nein!»
    «Sie waren viel älter.»
    «Und?»
    «Und ihr Vater war noch am Leben!»
    Ich hatte ziemlich laut gesprochen und befürchtete, dass uns gleich eine Schwester aus dem Zimmer schicken würde.
    «Ach so, und das hieß für dich, dass ich für immer allein bleiben sollte? Du hast überhaupt nicht verstanden, dass ich mit diesem Mann der Liebe wiederbegegnet bin, dass ich durch ihn das größte Glück in meinem Leben erfahren habe.»
    Das tat weh. «Du warst mit Dad glücklich.»
    «Das glaubst du also?»
    «Was willst du mir damit sagen?»
    «Wir hatten viele Probleme.»
    «Das stimmt nicht. Behauptest du etwa, er hätte dich nicht geliebt?» Alles, was Dad über seine Liebe für sie geschrieben hatte, darüber, wie er sie geheiratet hatte und dass ihm im Leben kaum etwas Besseres passiert war, als ihr zu begegnen – wollte sie behaupten, das stimmte alles nicht? Versuchte sie mir weiszumachen, dass er gelogen hatte? Wut kochte in mir hoch.
    «Nein. Er hat mich geliebt. Zuerst. Aber im Laufe der Jahre ist uns einfach   …»
    «Einfach?»
    «Ist uns die Liebe einfach

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