Fuer immer Ella und Micha
bleiben, zumindest bis wir unsere eigenen Probleme in den Griff bekommen haben. Bis dahin wird es merkwürdig sein, für jeden von uns schwierig, die anderen in der Nähe zu haben, und wir alle werden wohl hin und wieder Dinge sagen, die den anderen verletzen.
Für mich hingegen ist es auszuhalten, weil ich Menschen in meinem Leben habe, die zu mir stehen. Ich habe Lila. Ich habe Ethan. Und ich habe Micha. Mit ihm kann ich über alles reden. Er hört mir zu, er tröstet mich und ist für mich da.
Ich gehe durch den Garten. »Ich gehe mal kurz rüber«, sage ich und steige über den Zaun, während die anderen beiden mir verwundert nachblicken. »Und ich finde die Idee gut, Dad, die mit Weihnachten. Hört sich nett an. Ich bin dabei.«
Er nickt und raucht weiter. Dean geht ins Haus.
Ohne anzuklopfen gehe ich in Michas Haus, so wie ich es als Kind schon gemacht habe. Er sitzt am Küchentisch und isst ein Stück Kuchen, das er von uns mitgebracht haben muss. Sein blondes Haar hängt ihm in die wunderschönen Augen, und so, wie er seinen Mund bewegt, möchte ich ihn küssen.
Als er mich sieht, legt er seine Gabel hin. »Wow, du siehst total durchgefroren aus. Deine Wangen sind ganz rot und deine Lippen lila!«
Ich presse den Mund zusammen, um ihn zu wärmen. »Ich war kurz draußen und habe mit Dean und meinem Dad geredet.«
Er verzieht das Gesicht und trägt seinen Teller zur Spüle. »Und wie lief’s?«
»Okay.« Ich trete auf ihn zu. »Keiner hat irgendwas Fieses gesagt, was man schon als Bonus werten kann.«
Er spült den Teller und dreht den Wasserhahn ab. »Geht es dir gut?«
Ich lege die Arme um ihn und drücke ihn fest. »Jetzt ja.«
Micha umarmt mich und hebt mein Kinn an, um mich zu küssen. Als er wieder aufblickt, ist seine Stirn gerunzelt. »Hast du geraucht?«
Prompt bekomme ich ein schlechtes Gewissen. »Ähm … ein bisschen.«
Er wartet, ob ich es näher erkläre, und als ich nichts sage, küsst er mich wieder. Wahrscheinlich mag er den Geschmack. »Was willst du mit dem Rest der Nacht anfangen?«
Ich überlege. »Ich möchte mit dir im Bett liegen.«
Er nimmt meine Hände und führt mich zu seinem Zimmer.
Micha
Ich habe eine Weihnachtsüberraschung für sie, von der ich allerdings nicht sicher bin, wie Ella sie finden wird. Genau genommen ist es das Weihnachtsgeschenk von meiner Mom. Als sie es mir gab, dachte ich im ersten Moment, sie wäre total übergeschnappt. Aber sie hat mir versichert, dass sie noch alle Tassen im Schrank hat.
»Ich finde, du solltest den Ella geben«, hatte sie gesagt, als sie mir die kleine schwarze Schachtel überreichte. Wir saßen uns im Wohnzimmer gegenüber, Thomas biertrinkend neben ihr auf dem Sofa. »Er hat deiner Urgroßmutter gehört.«
Thomas hatte einen Arm um sie gelegt und getan, als würde es ihn nicht interessieren. »Ja, Mädchen stehen auf solchen Mist.«
Ich hatte die Schachtel geöffnet, und tatsächlich enthielt sie, was ich geahnt hatte. »Ella nicht. Scheiße, sie flippt aus, wenn ich ihr den gebe.«
»Micha Scott, zügel deine Ausdrucksweise!«, hatte meine Mom mit erhobenem Zeigefinger gesagt. »Und ich glaube, dass Ella dich mehr liebt, als du denkst.«
»Ich weiß, dass sie mich liebt.« Ich hatte die Schachtel zugeklappt und zurück zu meiner Mom geschoben. »Dennoch wird ihr das nicht gefallen.«
Meine Mom weigerte sich, den Ring zurückzunehmen, setzte sich in den Schneidersitz und lehnte sich an Thomas. »Ich habe dir nie die Geschichte deiner Urgroßmutter erzählt, oder?«
Ich stellte die Schachtel auf den Tisch, verschränkte die Arme und lehnte mich zurück, sodass ich die Füße auf den Couchtisch legen konnte. »Nein, aber ich habe das Gefühl, die erfahre ich gleich.«
»Was bist du doch für ein kluges Kerlchen.« Sie seufzte. »Wenn meine Mom von ihr erzählte, hat sie immer von dem Glückskind der Familie gesprochen. Ich weiß nicht, ob du das weißt, aber ich entspringe einer langen Linie von Frauen, denen das Herz gebrochen wurde.«
»Ein ziemlich gescheiterter Auftakt, Mom«, bemerkte ich, und Thomas lachte. Er spielte an den winzigen Dekokugeln an dem kleinen Tischbäumchen herum.
Meine Mom verdrehte die Augen, öffnete die Schachtel und betrachtete den Ring. »In der Geschichte geht es nicht um die Frauen, die keine Liebe gefunden haben, sondern um die eine, der es gelungen ist. Deine Urgroßmutter Sherri, also meine Großmutter, war fünfunddreißig Jahre lang glücklich mit dem Mann verheiratet, den sie
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