Fuer immer Ella und Micha
Schuhe ab und binde mir mit dem Haargummi von meinem Handgelenk das Haar nach hinten. »Komm schon, das wird klasse.«
»Nein, ich springe nicht.« Kopfschüttelnd schiebt er seine Hände in die Hosentaschen. »Nicht so.«
Ich verschränke meine Arme. »Warum nicht?«
»Weil …«, beginnt er und tritt mit seiner Stiefelspitze in den Sand, »mir die Vorstellung, dass du da runterspringst, eine Riesenangst macht.«
Ich nehme seine Hand und gehe näher an den Felsrand. »Darum geht es gar nicht. Es geht ums Loslassen, und ich möchte es gerne.«
Er sieht hinunter zum See. »Na gut, du hast gewonnen. Ich tue es, aber nur, weil ich dich liebe und dir nichts abschlagen kann, wenn du mich so ansiehst.« Er zieht sein T-Shirt aus, dann bindet er seine Stiefel auf, kickt sie beiseite und holt seine Brieftasche und das Kleingeld aus den Hosentaschen. »Aber du hältst die ganze Zeit meine Hand.«
Ich grinse aufgeregt. »Okay, abgemacht.«
Wir treten Hand in Hand an den Klippenrand. Die Klippe fällt steil ab, mit nur wenigen kleineren Vorsprüngen, die ungefährlich sind – anders als die Brücke in Star Grove.
Micha zögert, saugt seinen Lippenring ein und denkt nach. Dann lächelt er. »Auf dein Kommando, Hübsche.«
Ich atme tief ein, schließe die Augen und flüstere: »Ich bin bereit.«
Er zählt leise. »Eins … zwei … drei.«
Wir stürzen uns gemeinsam von der Klippe. Es ist ein kurzer Fall, doch es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, bis wir hart auf dem Wasser aufschlagen. Mit Michas Hilfe tauche ich rasch wieder zur Oberfläche zurück.
Japsend sehe ich an der Klippe hinauf, die von hier unten noch weniger hoch wirkt als von oben. Meine Sachen kleben an mir, und meine Brust kommt mir schwerelos vor. »Das war klasse.«
Micha wischt sich lachend Wasser aus dem Gesicht und streicht sich das blonde Haar nach hinten. »Freut mich. Können wir jetzt ans Ufer schwimmen und weiterfahren? Ich möchte gern ankommen, bevor es dunkel wird.«
Ich blicke ihm in die Augen. »Wozu die Eile? Wir könnten den ganzen Tag hierbleiben und im Wasser treiben, nur du und ich.«
Er zieht mich nahe zu sich und schwimmt mit mir ans sandige Ufer gleich unterhalb des Felsens. »Das willst du? Den ganzen Tag in einem See planschen?«
»Nein, ich wollte bloß sehen, ob du es tun würdest.« Ich lege meine Arme um ihn, ziehe hinter seinem Rücken den Ring ab und verstecke ihn in meiner Hand.
»Du weißt doch, dass ich alles tun würde.« Er küsst mich, und ich sauge das Wasser von seinen Lippen. »Weil ich geliefert bin, wenn du mich mit diesem traurigen Welpenblick anschaust, den du jedes Mal aufsetzt, wenn du etwas willst.«
Ich bewege die Hände weg von seinem Nacken und schlinge meine Beine um ihn, um mich festzuhalten. Noch zögere ich, doch schließlich schiebe ich sämtliche Bedenken weit von mir. »Und jetzt möchte ich dir etwas geben.«
Er sieht mich fragend an, scheint verwirrt und begreift erst, als ich den Ring an meinen anderen Finger stecke. Es fühlt sich richtig an, als gehörte er schon immer dorthin. Im ersten Moment ist Micha wie versteinert, und ich bekomme Angst, dass er es sich anders überlegt hat und mich nicht mehr heiraten will.
»Ich kann ihn abnehmen«, sage ich rasch. »Falls du noch warten willst.«
»Ihn abnehmen?« Er starrt mich an, als wäre ich nicht ganz dicht, zieht mich an sich und paddelt mit den Beinen, damit wir nicht untergehen. »Warum zum Teufel sollte ich das wollen? Ich möchte, dass du ihn nie abnimmst. Niemals.«
»Aber du siehst irgendwie betroffen aus.«
»Ich bin geschockt. Ich dachte, dass es Jahre dauern würde, ehe du ihn umsteckst.«
Ich grinse. »Dann soll ich ihn anbehalten?«
»Selbstverständlich sollst du!« Nun strahlen seine Augen vor Glück, beinahe so blendend wie die Sonne hinter ihm. »Und du darfst ihn nicht wieder abnehmen.«
Ich nicke, und er küsst mich. Ich erwidere den Kuss mit derselben Inbrunst, denn immerhin ist dies der Auftakt unseres gemeinsamen Lebens.
Danksagung
Ein riesiges Dankeschön an meine Agentin, Erica Silverman, und meine Verlegerin, Selina McLemore, sowie an meine allerersten Leserinnen, Kristin Campbell und Kristine Young. Ich bin euch unendlich dankbar für eure Hilfe und eure Anregungen.
Und allen, die dieses Buch lesen: tausend und abertausend Dank!
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