Fuer immer Ella und Micha
und greift nach der Bratensauce. »Jedenfalls nicht hier.«
Sie gibt ihm einen Klaps auf die Hand. »Was du denkst, ist mir egal. Ich finde, wir sollten das machen.«
Wir warten auf seine Reaktion, denn der Dean, den wir anderen von früher kennen, war irrsinnig reizbar. Als wir noch halbwegs befreundet waren und zusammen in einer Band spielten, ging er wegen allem Möglichen hoch und hat tonnenweise Drumsticks durchgebrochen.
Er reibt sich angespannt den Nacken. »Okay, ich bin echt dankbar, dass du dieses köstliche Essen für uns gekocht hast.«
Caroline strahlt ihn an. »Und ich bin dankbar, dass alle gekommen sind.«
Meine Mom stimmt ein. »Ich bin dankbar, dass die jungen Leute hier sind. Ohne sie ist es so einsam.«
Thomas blickt unsicher in die Runde. »Ähm … ich bin dankbar, dass die Vikings das Spiel gewonnen haben.«
Ich verdrehe die Augen, und Ella hält sich eine Hand vor den Mund, um ihr Lachen zu verbergen. Meine Mom bedenkt uns mit einem strengen Blick, doch dann räuspert Ellas Dad sich und wirkt sichtlich nervös.
»Ich bin dankbar, dass ich nüchtern bin«, sagt er und nippt an seinem Wasser. »Dies ist das erste Weihnachten, seit ich mich erinnern kann, an dem ich nicht besoffen bin.«
Ella atmet zittrig aus, und ihre Augen glänzen, als würde sie gleich losweinen. Eine Minute lang sagt keiner etwas. Schließlich sieht Caroline Ethan an.
»Was ist mit dir?«, fragt sie.
Er überlegt und grinst. »Ich bin dankbar, dass es rote Spitzen- BH s mit leicht zugänglichem Frontverschluss gibt.«
Ich verkneife mir mein Lachen, während Ella den Kopf zum Tisch neigt. Ihre Schultern beben unter ihrem stummen Lachen, und Lila und ich lachen ebenfalls.
»Ethan Gregory«, weist meine Mom ihn zurecht. »Das war überflüssig.«
Er hebt beide Hände. »Hey, ich bin bloß ehrlich.«
Meine Mom seufzt. »Was ist mit dir, Lila?«
Lila wickelt eine blonde Locke mit ihrem Finger auf, und ihre blauen Augen blitzen. »Ich bin dankbar für Candy Canes.«
Ella richtet sich wieder auf, streicht ihr Haar nach hinten und sieht genauso verwundert aus wie alle anderen – ausgenommen Ethan.
Er zwinkert Lila zu, die daraufhin ein bisschen rot wird. »Ja, für die sollte man unbedingt dankbar sein.«
Ella bekommt einen seltsamen Gesichtsausdruck, als wäre sie tief in Gedanken. Dann sieht sie mich an. »Ich bin dankbar, dass es Micha gibt.«
Ich lehne mich zu ihr und küsse sie vor allen anderen. »Ich bin sehr dankbar, dass du das sagst.«
»Wartet mal«, unterbricht Dean. Er sieht uns angewidert an. »Seid ihr etwa zusammen?«
»Ja«, antwortet Ella gelassen und rückt ihren Stuhl näher an den Tisch. »Können wir jetzt bitte essen?«
Beim Essen machen alle Small Talk. Ella nagt zwischendurch immer mal wieder an ihrer Unterlippe und sieht alle an. Doch sie wirkt nicht traurig, sondern lediglich interessiert an dem, was die anderen tun und sagen. In einigen Momenten sieht sie sogar glücklich aus.
Das steht ihr.
Ella
Eigenartiger könnte das Essen kaum sein, besonders als Caroline uns zwingt zu sagen, wofür wir dankbar sind. Zuerst überlege ich, was ich Bedeutungsschwangeres sagen könnte, aber mir fällt nichts ein, und so höre ich einfach auf mein Herz. Nach dem Essen räumen wir in einer völlig katastrophenfreien Atmosphäre auf. Es ist vielleicht nichts Tolles, aber es ist normal, und danach habe ich mich schon gesehnt, seit ich ein Kind war. Kein betrunkener Vater, kein Geschrei, vergebliche Riesenarbeit für ein Essen, das am Ende keiner will.
Ich helfe Caroline beim Wegräumen und Abwaschen, während mein Dad in sein Zimmer geht, um auszupacken. Dean verschwindet irgendwo, und Micha geht für eine Weile mit nach Hause, weil seine Mom ein Geschenk für ihn hat. Lila und Ethan sind im Wohnzimmer, wo sie sich bemühen, einen kleinen Baum aufzustellen, den Dean im Vorgarten gefällt hat.
Als ich den Müll rausbringe, weht mir an der Verandaecke eine Qualmwolke entgegen. Dean lehnt im Schatten an der Hauswand und raucht eine Zigarette. Er hat eine seiner alten dicken Flanelljacken an und die Kapuze hochgezogen. Sofort fällt mir ein, wie ich ihn mit vierzehn ertappte, als er etwas anderes in der Garage rauchte.
»Was machst du hier draußen?« Ich nehme den Mülltonnendeckel ab und werfe den schwarzen Sack hinein.
Er kratzt sich am Kopf und zieht an seiner Zigarette. »Tu mir einen Gefallen und verrat Caroline nicht, dass ich hier draußen bin. Sie denkt, dass ich aufgehört habe. Und das
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