Fuer immer Ella und Micha
fühlst.«
Ich blickte zu einem Notizblock auf meiner Kommode in der Ecke. »Das ist Ihr Rat?«
»Das ist mein Rat«, sagte sie, und jemand war im Hintergrund zu hören. »Ich muss jetzt auflegen, aber mach die Liste und ruf mich später an. Dann können wir alles besprechen.«
»Gut.« Ich seufzte, legte auf und tat, was sie gesagt hatte. Am Ende verriet mir die Liste, was ich sowieso schon wusste. Ich hatte mich bloß nicht getraut, es offen zuzugeben. Deshalb war dieser kleine Anstoß nötig gewesen.
Online bewarb ich mich für einige Jobs in San Diego und fuhr vor ein paar Wochen zu Bewerbungsgesprächen hin. Micha und ich suchten uns eine Zwei-Zimmer-Wohnung in einer anständigen Gegend. Es ist wahnsinnig beängstigend, aber mit Micha an meiner Seite schaffe ich das.
»Bist du so weit?«, fragt er, als er mit ausgestreckter Hand auf mich zukommt.
Meine Furcht verfliegt, als er meine Hand umfängt. Es ist das erste Mal, dass wir zusammenleben werden, und ich bin gespannt, wie unsere Geschichte weitergeht.
Lila umarmt mich noch einmal, während sich Ethan und Micha gegenseitig auf den Rücken klopfen und die Fäuste gegeneinanderschlagen. Schließlich steigen Micha und ich in den Wagen. Micha lässt den Motor an, und ich stelle ein Foto auf das Armaturenbrett.
Caroline hat es mir kurz nach Weihnachten geschickt. Es zeigt Micha und mich auf der vorderen Veranda. Sein Gesicht ist mir zugewandt, nicht der Kamera. Er hatte mir etwas Unanständiges zugeflüstert, und ich lachte in dem Augenblick, in dem Caroline den Auslöser drückte. Es ist das perfekte Bild, denn wir waren in dem Moment entspannt und machten uns gegenseitig glücklich.
Die Rückbank ist mit Taschen und Kartons beladen, sodass Micha beim Zurücksetzen nur den Seitenspiegel zur Orientierung hat. Ich winke Lila zu, die schluchzt. Ethan geht zu ihr und legt den Arm um sie.
Wir sind gerade an der Parkplatzausfahrt, als mein Handy klingelt. Ich nehme ab und sage: »Ich komme klar, versprochen.«
»Ja, das weiß ich«, erwidert Anna. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass du die Therapeutin angerufen hast, deren Nummer ich dir gegeben habe.«
»Ja, und ich habe in ein paar Wochen einen Termin bei ihr.« Ich schnalle mich an. »Und ich gehe hin, wie ich gestern schon gesagt habe.«
»Schön.« Sie stockt kurz. »Und falls du jemals irgendwas brauchst, und ich meine egal was, ruf mich an.«
»Mach ich«, verspreche ich. »Und, Anna, danke für das, was Sie neulich gesagt haben – dass ich ein anderes Mädchen bin als das, das vor Monaten zu Ihnen kam. Ich weiß, dass ich mich verändert habe, doch es tut gut, das zu hören.«
»Es war nichts als die Wahrheit, Ella. Du hast dich verändert, und ich glaube, du wirst dein Leben hervorragend meistern. Vergiss nur nicht, dass es nichts Schlimmes ist, um Hilfe zu bitten. Jeder von uns erlebt Zeiten, in denen er welche braucht.«
Ich lächele Micha zu, der mich interessiert beobachtet. »Mach ich.«
»Gut«, sagt sie. »Also hab Spaß und sorge dich nicht so viel.«
»Mach ich.« Ich lege auf, und Micha nimmt meine Hand.
»Wer war das?«, fragt er, als er an einer roten Ampel hält.
»Anna.«
»Was wollte sie?«
Ich blicke hinauf in den sonnigen Himmel. »Sie wollte mir sagen, dass alles gut wird.«
Nach wenigen Stunden halten wir an einem Rastplatz, wo wir kurz in den Waschräumen verschwinden und uns ein paar Snacks aus dem Kofferraum holen. Wir parken auf einem der Nebenwege, der an einer Felsenklippe entlangführt. Von hier blickt man auf einen See. Ein Stück weiter springen die Leute vom Felsen aus ins Wasser. Es ist nicht besonders hoch, und anscheinend macht es Spaß. Während ich auf Micha warte, gehe ich näher an den Felsrand und sehe hinunter zum Wasser, das sich glitzernd im Sonnenschein kräuselt. Unweigerlich muss ich an die Brücke denken und wie sehr ich in jener Nacht springen wollte.
»Was machst du da?«, erklingt plötzlich Michas ängstliche Stimme hinter mir, und er packt mich mit beiden Händen an der Taille.
Ich blicke zu einer Frau, die gerade ihren Mut zusammennimmt, um vom Klippenrand zu springen. Mit geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen fliegt sie nach unten – so frei, wie man nur sein kann. Dann taucht sie ins Wasser ein.
»Ich finde, wir sollten auch reinspringen.« Als ich Micha ansehe, wirkt er nicht froh.
»Das halte ich für keine gute Idee.« Er zieht mich von der Klippe weg. »Wir müssen weiter.«
Ich entwinde mich ihm, streife meine
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