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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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jetzt machst du die Tür auf, sonst klopft der Idiot da draußen in einer Stunde immer noch.
    – Wer ist das?
    – Irgendeiner von den Aasgeiern, sie bekommen einfach ihren Hals nicht voll. Vielleicht sollten wir uns mit einem von ihnen unterhalten, vielleicht kannst du deine Aggressionen etwas abbauen.
    – Die Journalisten sind sicher längst weg. Die Jalousie ist seit einer Stunde zu.
    – Dann ist es irgendein Dorfidiot. Mir ist egal, wen du verdrischst, Hauptsache, du hörst auf, vom Sterben zu reden.
    – Ich möchte zu Hanni, Baroni.
    – Wenn du nicht sofort die Tür aufmachst, bring ich dich zu ihr. Wie oft soll er denn noch klopfen.
    –
    –
    – Schade, dass die Eingangstüre nicht aus Glas ist, Baroni.
    – Warum das denn?
    – Dann hätten wir durch die Jalousie hinausschauen können.
    – Wozu wäre das gut gewesen?
    – Wir hätten gesehen, wer es ist.
    – Und wer ist es?
    – Du hattest recht, Baroni.
    – Womit?
    – Dass er auf uns zielt.
    – Wer?
    – Er.
    Schnell geht die Tür ganz auf. Schnell kommt Wagner in den Raum, schnell dreht sich das Schloss.
    Max setzt sich wieder neben Baroni. Wagner bleibt stehen. Er streckt ihnen die Waffe entgegen, fuchtelt mit ihr herum, er flüstert, hektisch, schaut immer wieder, ob die Jalousien auch wirklich blickdicht sind, er kontrolliert, ob das Schloss auch wirklich verborgen hält, was im Inneren des Würstelstandes vor sich geht.
    Leopold Wagner.
    Er hat sich nicht verkrochen, sich nicht versteckt in einer dunklen Ecke, er ist über den Marktplatz spaziert und ist zu ihnen gekommen. Er konnte nicht einfach verschwinden, damit kann er nicht leben, er will Rache, Genugtuung, er will die große Explosion am Ende.
    Die Pistole in seiner Hand. Sie hat zwei kleine Wunden in Max gemacht, Risse in sein Leben. Wagner hat es auf den Kopf gestellt, es geschüttelt, getreten, betäubt, er hat alle Knochen gebrochen. Kein Halt mehr. Kaputtes Leben. Er steht vor ihm. Aus dem Nichts ist er gekommen, hat die Stille unterbrochen, sie wieder zurück in die Schlacht geworfen, hat die Geräusche der Kanonenkugeln in den Würstelstand gebracht.
    Baroni und Max. Auf der Bank, gelassen.
    Egal was passieren wird. Sie warten ab, tun nichts, was ihn nötigt zu handeln. Sie bleiben sitzen auf ihrer Bank und bewegen sich nicht. Nur ihre Hände heben und senken sich. Wagner schaut zu, wie sie trinken, die Flaschen zu ihren Mündern führen, er sieht ihre Müdigkeit, aber auch die Ratlosigkeit, dass sie es nicht verstehen, dass sie sich fragen, warum er hier ist, warum er riskiert, gesehen zu werden, über den Marktplatz zu rennen. Er hört ihre Gedanken. Er hört, was sie über ihn sagen, wie sie ihn beschimpfen, was sie ihm wünschen. Er hört es in ihren Augen. Hass. Angst. Wut.
    Langsam zieht Wagner das Handy von Max aus seiner Hosentasche und beugt sich nach vorn. Sie starren ihn an. Wie er sich streckt und das Telefon ins Fett fallen lässt. Sie sehen, wie das Telefon in der Fritteuse untergeht, wie Wagner auch Baroni mit einem Nicken auffordert, sein Telefon in den Fritter zu werfen. Wie es schwappt und verschwindet. Zwei Telefone, die untergehen, zwei wütende Männer. Doch sie halten sich zurück. Baroni und Max tun, was Wagner sagt.
    Sie gehorchen, sie widersprechen nicht.
    – Holen Sie mir ein Bier aus dem Kühlschrank und stellen Sie es hier hin.
    – Wohin?
    – Sie stellen das Bier hier ab. Dann schalten Sie bitte das Radio ein. Ein bisschen Musik wird die Stimmung etwas aufhellen. Und dann gehen Sie wieder hinter den Tresen.
    – Wozu?
    – Sie schalten die Fritteuse ein.
    – Warum?
    – Damit Ihre Handys auch gut durchbraten.
    – Tilda war nicht da, wo Sie gesagt haben.
    – Tatsächlich?
    – Ich wäre gesprungen.
    – Ja, sehr schade, dass Ihr Freund unbedingt dieses jämmerliche Theaterstück für mich inszenieren musste.
    – Du hättest sie sterben lassen.
    – Präsens und Indikativ. Ich lasse sie sterben.
    – Das wird nicht gut für dich ausgehen.
    – Doch, wird es.
    – Hunderte Polizisten suchen nach dir.
    – Hier werden sie wohl kaum suchen.
    – Ich werde dich töten.
    – Bitte, machen Sie sich nicht lächerlich.
    – Ich habe nichts mehr zu verlieren.
    – Ach, wir alle hängen am Leben, mehr, als man meinen möchte.
    – Du wirst sterben.
    – Jetzt hören Sie doch auf damit. Schaut doch gut aus, wie Sie da so hinter dem Tresen stehen. Sie können den Laden jetzt übernehmen, ist doch ein phänomenaler sozialer Aufstieg für Sie, vom Totengräber

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