Für immer tot
dass ich für dich koche?
– Ist doch nicht zu viel verlangt, oder?
– Von mir aus.
– Wer sagt’s denn.
– Hier hast du deine Pommes.
Max greift nach unten und packt den Pommessack.
Hundertmal ist er mit Hanni hier gestanden, sie hat ihm alles gezeigt, ihn manchmal gebeten, für sie einzuspringen, wenn sie krank war oder müde, erschöpft, manchmal haben sie aber auch nur die Rollen getauscht, Hanni saß vorne und Max kümmerte sich um die Würste. Wie sie schmunzelnd vor ihm stand und ihm zuschaute, wie tapfer er sich schlug, wie hilflos er versuchte, drei Dinge gleichzeitig zu tun. Max hinter der Theke. Wie er in der Tiefkühltruhe wühlte, Muster in Würste schnitt. Sie hatten Spaß. Immer. Wie sie ihn auslachte, anlachte, mit einem Lächeln dazu brachte weiterzumachen, während sie ein Bier nach dem anderen trank. Hanni.
Vor fünf Tagen stand sie genau da, wo Max jetzt steht. Jetzt ist sie tot, und der, der sie umgebracht hat, sitzt vor ihm, verhöhnt ihn, demütigt ihn. Leopold Wagner, ein Psychopath. Anstatt zu verschwinden, ist er zurückgekommen, hat sich zu ihnen gesetzt, will sie zwingen, ihn in Sicherheit zu bringen, immer noch weiter zu gehen. Nach Italien, mit einem Mörder auf der Rückbank über die Autobahn. Doch Max kann nicht mehr. Seine Wut ist größer als alles andere, sein Schmerz, egal was mit Tilda passiert, er will, dass es aufhört, er will nicht mehr erinnert werden, nicht mehr in dieses Gesicht schauen, nicht mehr daran denken, dass er sie ausgezogen hat, dass er sie berührt hat, sie nackt gesehen hat, ihr die Frischhaltefolie um den Kopf gewickelt hat.
Max schleudert den Sack mit den Pommes Frites in Wagners Richtung. Aus dem Nichts kommt er, von unten, Max hat sich nicht verraten, hat seinen Hass versteckt, seine Bewegungen langsam und unschuldig aussehen lassen. Der Sack kommt nach oben, mit Wucht kommt er über den Tresen in sein Gesicht. Tiefgefrorene Kartoffelstäbchen, hart, kantig, kalt. Mit aller Kraft schlägt Max zu, wuchtet ihm die Kartoffeln in sein Grinsen, zerschlägt es.
Da hast du deine Pommes, sagt er.
Wagner fällt von der Bank. Er sackt zusammen, die Waffe gleitet aus seiner Hand. Von einem Moment zum andern ist es wieder friedlich im Würstelstand, keine Drohungen mehr, keine Beleidigungen, kein Geschwätz mehr, nur noch die Musik aus dem Radio, Volksmusik. Nichts mehr von Wagner, nur noch, wie er daliegt und sich nicht mehr rührt. Wie der kalte Sack seinen Kopf schlug, ihn erschütterte, wie seine Lichter ausgingen, alle. Wie er ohne Bewusstsein vor ihnen liegt.
Baroni über ihm, wie er nach unten starrt, Max anstarrt, wie er irritiert die Waffe nimmt und auf Wagner zielt. Wie Max sich nach vor beugt und den offenen Mund sieht, wie er stumm am Boden liegt. Der Pommessack neben ihm. Wie Max das Bier nimmt und trinkt.
– Das musste sein.
– Wow, Max.
– Dieses verdammte Dreckschwein.
– Das war ganz großes Tennis, Max.
– Er wollte es nicht anders.
– Das war großartig, damit hat keiner gerechnet, ich auch nicht, ehrlich, Max, du bist mein Held.
– Schau dir dieses verdammte Schwein an.
– Der schläft jetzt eine Zeitlang.
– Von mir aus für immer.
– Er atmet.
– Leider.
– Und was jetzt?
– Hier.
– Klebeband?
– Die Hände, Baroni, die Beine, den Mund, schnür ihn zusammen.
– Und dann?
– Keine Ahnung. Wir werden dieses Arschloch jedenfalls nicht nach Italien bringen.
– Wir müssen ihn zum Reden bringen, Max. Tilda wird sterben, wenn er nicht redet, und er redet nicht, wenn wir ihn nicht nach Italien bringen.
– Das werden wir ja noch sehen.
– Das bringt doch nichts.
– Er wird verschnürt. Mach schon.
– Ich klebe ihn zusammen, aber dann bringen wir ihn nach Italien, einen anderen Weg gibt es nicht.
– Blödsinn.
– Doch, Max, es bleibt uns nichts anderes übrig.
– Wir rufen Paul an.
– Und dann? Sperren sie ihn ein und wir können gar nichts mehr tun. Er wird nicht reden, Max, auch nicht, wenn er von hundert Polizisten verhört wird.
– Er wird es uns sagen. Er wird aufwachen und er wird es uns sagen.
– Wird er nicht, und das weißt du. Auch wenn du ihn folterst, er wird es weiterhin genießen, dass wir nichts tun können, dass wir hilflos zuschauen müssen, wie sie stirbt.
– Max?
– Er bleibt hier, wir fahren nirgendwohin. Und basta.
– Hast du das gehört, Max?
– Was?
– Hör doch hin. Im Radio, hör dir das an.
– Ich werde ihn umbringen, Baroni.
– Du sollst die
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