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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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Ort für ein kleines illegales Grab.
    – Das ist eine sehr, sehr gute Idee.
    – Aber?
    – Wir trinken Schnaps.
    – Und?
    – Wer fährt?
    – Ich fahre. Wir laden in gleich in den Kofferraum.
    – Du meinst, wir sollen das widerliche Paket in mein Auto schaffen?
    – Ja.
    – Jetzt?
    – Wir verladen ihn, dann trinken wir aus, und dann entsorgen wir das Schwein.
    – Das ist nicht dein Ernst, oder?
    – Mir war nie ernster.
    – Das ist Mord, Max.
    – Ich weiß.

Fünfundzwanzig
     
    Nebeneinander wie tot.
    Keiner der beiden rührt sich. Sie atmen. Sie schlafen seit fünf Stunden, es wird hell. Das Schlafzimmer im Friedhofswärterhaus. Sie bewegen sich. Langsam, zwei Männer. Zuerst Baroni. Dann Max. Sein Haustelefon läutet. Immer wieder beginnt es von vorne, es hört nicht auf zu klingeln.
    Nackt und verwundet liegt er neben Baroni. Betrunken, zwei Körper, angeschlagen, verwundet. Behäbig bewegt sich sein Körper, zaghaft. Max.
    Er hört das Klingeln in der Ferne. Es ist weit weg. Immer wieder kommt es und holt ihn aus dem Schlaf. Der Kopf schmerzt. Die Augen sind geschlossen, er weiß nichts. Kann sich nicht erinnern. Welcher Tag ist. Ob Morgen oder Abend. Was war. Er spürt nur seinen Kopf und hört das Klingeln. Er spürt den Alkohol in sich. Wie alles betäubt ist in ihm, alles in Watte getaucht.
    Er liegt am Boden. Mitten im Raum.
    Seine Kleider verstreut um ihn, er hat sie nach unten gerissen, hat das Hemd ausgezogen, hat sich einfach hingelegt, die blutigen Kleider weggeworfen, im Gang, im Wohnzimmer, Socken, Unterhose, alles. Er hat es nicht mehr zum Bett geschafft, nicht auf die Couch. Baroni wollte ihn noch nach oben ziehen, aber Max ist auf dem Eichenboden zusammengebrochen und liegen geblieben. Seine Glieder von sich gestreckt, ohne Decke, unfähig, noch eine weitere Sekunde wach zu bleiben. Die Lider haben sich im selben Augenblick geschlossen, in dem sein Körper auf dem Holzboden ankam. Max stöhnte. Auch Baroni stöhnte. Kurz. Dann war Nacht und alles, was war, ging mit ihnen unter.
    Max kriecht durch den Raum.
    Er robbt dem Boden entlang, er will zu seinem Telefon, es abschalten, es wegwerfen, es kaputt machen, er will das Klingeln nicht, er will nur, dass es aufhört, weiterschlafen, die Augen nicht aufmachen. Das ist das Einzige, was er will, was er kann. Das Läuten stoppen. Schlafen. Das Telefon finden. Weiterkriechen, dem Klingeln nach, in den Vorraum. Wie er stöhnt. Wie jede Bewegung seinen Kopf beinahe zum Zerspringen bringt. Wie seine Augen aufgehen und er sie zusammenpresst. Kleine Schlitze. Das viele Licht tut weh. Er sieht den Tisch vor sich, er steuert auf allen vieren darauf zu. Das Telefon ist nur mehr zwei Meter von ihm entfernt, er wird es ausschalten und genau an der Stelle liegen bleiben, es wieder dunkel machen in seinem Kopf. Er wird nicht abheben, er wird sich nicht fragen, wer es sein kann, wer ihn so dringend erreichen will. Das wird er nicht. Oder doch?
    Plötzlich wird es überall warm in ihm.
    Angst überrollt ihn, von einem Moment zum anderen, sie kommt mit dem Licht, wühlt ihn auf, macht ihn wach. Als würde es zu brennen beginnen in ihm, von innen, als würde etwas Schlimmes geschehen, als wäre es bereits passiert. Plötzlich fällt es ihm wieder ein, dass Hanni tot ist, dass Tilda gefunden wurde. Dass er mit Baroni im Würstelstand war. Das Klebeband. Wagner. Was dann passiert ist. Wie sie ihn in den Kofferraum geworfen haben. Baroni hatte den Wagen ganz nah an den Hintereingang gestellt, keiner war am Dorfplatz, die Fenster waren dunkel. Keine Polizei. Keine Journalisten mehr. Keiner, der gesehen hat, wie sie den Mörder von Hanni Polzer in ein Auto sperrten.
    Wie ein Paukenschlag kommt es zurück in ihn, laut, er erinnert sich daran, wie der Kofferraumdeckel zuging. Er erinnert sich an den Geschmack der Vogelbeeren, an Wagners zugeklebtes Gesicht. Er erinnert sich daran, dass er noch eine Flasche aufgemacht hat, dass sie zur Mülldeponie wollten. Dass er sich irgendwann ans Steuer gesetzt hat.
    Max erinnert sich.
    Es ist alles da, bis zu diesem Moment. Wie er sich in den Wagen setzte, die Tür zuschlug. Danach ist alles wie weißes Papier, keine Erinnerung mehr, er weiß nicht mehr, was passiert ist, er weiß es nicht. Weißes Papier, das ihn plötzlich wach macht, ihn aus dem Schlaf reißt, ihn schüttelt, ihm Schweiß auf die Stirn treibt. Was sie getan haben. Was sie nicht getan haben. Was mit Wagner passiert ist. Max weiß nicht mehr, was geschehen ist.

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