Fuer immer vielleicht
einem einzigen Augenblick ganz klar wurde. Ich erkannte sozusagen den Sinn meines Lebens. Ich begriff plötzlich, was es bedeutet, dass ich eine Tochter habe, eine Tochter, die inzwischen ein Teenager ist und von der ich nichts weiß und die nichts von mir weiß.
Ich möchte sie so gern kennen lernen. Ich habe gehört, dass sie Katie heißt. Ein hübscher Name. Ich frage mich, wie sie wohl aussieht. Ähnelt sie mir?
Ich weiß, ich kann euch nicht beweisen, dass ich es verdiene, aber wenn du und Katie bereit wärt, mich in euer Leben aufzunehmen, kann ich euch beweisen, dass es sich lohnt. Katie wird ihren Vater kennen lernen, und ich werde meine Tochter kennen lernen, das ist es doch wert, oder nicht? Bitte hilf mir, diesen Traum zu verwirklichen.
Bitte antworte mir, Rosie. Gib mir eine Chance, die Fehler meiner Vergangenheit wieder gutzumachen und für Katie und mich eine neue Zukunft zu schaffen.
Beste Grüße,
Brian
Rosie: Nein nein nein nein nein nein nein nein und noch mal nein!
Ruby: Ich weiß, Süße, ich versteh dich doch. Aber überleg dir wenigstens, welche Möglichkeiten dir sonst noch offen stehen.
Rosie: Möglichkeiten? Verdammte Scheiße, ich hab keine! KEINE! Ich muss weg. Hier zu bleiben kommt nicht in Frage.
Ruby: Rosie, jetzt beruhige dich erst mal. Du bist ja total durch den Wind.
Rosie: Stimmt genau, ich bin total durch den Wind. Wie zum Teufel soll ich denn mein Leben auf die Reihe kriegen, wenn mir pausenlos einer reinpfuscht? Ich hab die Faxen dicke, Ruby, mir reicht’s. Schluss, aus, Ende. Ich hau ab. Wer ist dieser Mann überhaupt? Wo ist er die letzten dreizehn Jahre gewesen? Wo war er denn in Katies wichtigsten Phasen, von mir mal ganz zu schweigen?
Wer ist denn die ganze Nacht aufgeblieben und hat das Baby gestillt? Wer hat Tag für Tag verschissene Windeln gewechselt, Rotznasen geputzt und Kotze aufgewischt? Wer hat Schwangerschaftsstreifen und Narben, einen Hängebusen und graue Haare? Wer ist zu den Elternabenden gelatscht, hat Essen gekocht, den Tisch gedeckt, die Miete bezahlt? Wer ist arbeiten gegangen, hat bei den Hausaufgaben geholfen, gute Ratschläge gegeben, Tränen getrocknet? Wer hat geduldig die Geheimnisse der Fortpflanzung erklärt und dazu noch, warum Daddy im Gegensatz zu den Vätern der anderen Kinder nicht da war? Wer hat Fieber gemessen und Medizin gekauft, wer ist mit ihr zum Arzt gegangen und mitten in der Nacht ins Krankenhaus gehetzt? Wer hat das College drangegeben, wer hat seine freien Tage geopfert und ist am Wochenende daheim geblieben?
Das war ich, ich dumme Kuh. Und wo bitte hat sich dieser Scheißtyp die ganze Zeit über rumgedrückt? Und jetzt, nach dreizehn Jahren, kommt er kackfrech in unser Leben geschlendert, nachdem die ganze Schwerarbeit erledigt ist, schleimt sich ein mit einem kleinen Achselzucken und einer albernen Entschuldigung, oh, tut mir Leid. Und das zufällig grade, nachdem mein Ehemann mich zum x-ten Mal betrogen hat und ich mich endlich entschlossen habe, nach Boston zu gehen, wo ich schon längst hätte sein sollen, wäre dieser hinterhältige kleine Arsch nicht gewesen, der mir sämtliche Pläne durchkreuzt, mein Leben auf den Kopf gestellt hat und dann mit eingekniffenem Schwanz ins Ausland abgedampft ist.
Der kann mich mal.
Jetzt bin ich dran.
Rosie Dunne und keiner sonst.
Ruby: Nein, Rosie, da hast du Unrecht. Es geht auch um Katie. Sie muss zumindest wissen, dass er sie kennen lernen will. Bestraf sie nicht für deine Fehler.
Rosie: Aber wenn ich es ihr erzähle, dann wird sie ihn sehen wollen, darauf kannst du Gift nehmen. Sie wird sich wie verrückt darauf freuen, und dann lässt er sie wahrscheinlich wieder im Stich und bricht ihr noch mal das Herz.
Und wer kann dann wieder mal zusehen, wie sie die Scherben zusammenfegt? Wer wird gute Miene zum bösen Spiel machen, mit den Schultern zucken und Dinge sagen wie: »Ach, mach dir keine Sorgen, meine dreizehnjährige Tochter, nicht alle Männer sind Scheißkerle – nur zufällig jeder einzelne von ihnen, den du bisher kennen gelernt hast.«
Ruby: Aber Rosie, es könnte auch gut gehen. Vielleicht hat er sich tatsächlich geändert. Das kannst du nicht wissen.
Rosie: Richtig, das kann ich nicht wissen. Das weiß man NIE. Und noch was – wie soll Katie ihren Vater kennen lernen, wenn wir auf der anderen Seite der Welt wohnen? Ich möchte nicht hier bleiben, Ruby. Ich will WEG. Ich will raus aus diesem elenden Loch hier.
Ruby: Es ist kein Loch, Rosie. Das Leben ist
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