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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)
Autoren: Kira Gembri
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vorgehen. Ich hatte meine übernatürlichen Fähigkeiten bis dahin bewusst nicht mehr angewendet, um meine Kräfte zu sparen. Schließlich wollte ich stark genug sein, nach der Beseitigung der Richter alle Mauern endgültig niederzureißen. Aber hierfür musste ich eine Ausnahme machen: Ich habe erneut die Tore zur Schattenwelt ein klein wenig geöffnet, was die Richter dazu gedrängt hat, den Druck auf Raziel deutlich zu erhöhen. Den Dämon, der dabei herausgeschlüpft ist, konnte ich erst als Kidnapper und dann als Blutkonserve nutzen – zwei Fliegen auf einen Streich.“
    Während sie abermals lachte, spürte ich, wie mir Rasmus‘ Hand entglitt. Vermutlich hatte er keine Kraft mehr, oder er glaubte nicht daran, jetzt noch an irgendetwas Halt zu finden. Die Resignation ließ seine Stimme jedoch ganz ruhig klingen, als er sagte: „Du wirst mich also nur am Leben lassen, bis die Richter hier sind?“
    „Genau so lange, wie ich dich brauche“, bestätigte sie sanft.
    Rasmus nickte. „Aber Lily spielt keine Rolle in deinem Plan. Ich verspreche, dass ich dir keine Schwierigkeiten mehr machen werde, wenn du sie freilässt.“
    Ich brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, was er da vorschlug. Dann schnappte ich nach Luft, öffnete den Mund zum Protest, doch Serafina hob bereits in gespieltem Bedauern die Hände.
    „Tut mir leid, das geht nicht. Aber wenn es dich beruhigt, darf sie ebenso lange weiterleben wie du – ich kann es nicht gebrauchen, dass du dir andernfalls selbst etwas antust. Vielleicht gibt sie sogar wie ihre Freundin eine ganz passable Unterstützung ab? Um das herauszufinden, werde ich wohl noch ein wenig von meinen Kräften opfern müssen.“
    Ihre Augen richteten sich auf mich, unnatürlich geweitet. Selbst auf mehrere Schritte Entfernung konnte ich erkennen, wie das Stahlblau darin zerfloss und die Pupille verschlang, bis nichts mehr davon übrig war. Zuletzt klafften sie wie zwei eiserne Tunnel in ihrem Gesicht, die jeden meiner Gedanken aufsaugten. Mein Geist löste sich von meinem erstarrten Körper … und schnellte wieder zurück, als Rasmus mir einen Stoß versetzte. Ich stolperte zur Seite, die Ohren erfüllt von Serafinas Wutgeheul. Rasmus war ihr in den Weg gesprungen und schirmte mich ab. Noch bevor ich mein Bewusstsein ganz wiedererlangt hatte, fingen meine Beine auch schon an, sich zu bewegen. Im Laufen hörte ich Rasmus‘ Stimme hinter mir:
    „Sie braucht Blickkontakt, um dich zu manipulieren“, rief er, „lass nicht zu, dass sie dir in die Augen sieht!“ – dann erstarben seine Worte in einem gurgelnden Schrei. Ich fuhr herum und konnte gerade noch mitverfolgen, wie er gegen die Tür des Aufzugs geschmettert wurde. In Zeitlupe sah ich ihn daran hinabgleiten, bis er auf dem Fußboden zusammensackte.
    Serafina ließ den Arm sinken. Sie öffnete die Faust und schüttelte ihre Finger, wie um einen leichten Schmerz zu vertreiben, bevor sie sich zu mir umwandte. Selbst wenn ich in der Lage gewesen wäre, mich zu bewegen, hätte ich es niemals schnell genug geschafft. Von einer Sekunde auf die nächste hatte sie die Entfernung zwischen uns überwunden und traf mich mit solcher Wucht, dass ich nach meinem Sturz noch ein ganzes Stück über den Boden schlitterte. Eher instinktiv als wegen Rasmus‘ Warnung schloss ich dabei die Augen. Der Aufprall hatte die Luft aus meiner Lunge gepresst, und Serafinas Gewicht verstärkte mein Gefühl, zu ersticken. Während ich nach Atem rang, fixierte sie mich auf beiden Seiten meines Körpers mit ihren Knien. Ich spürte, wie ihre Finger über meine Wangen glitten und meine Augen erreichten. Panisch drehte ich den Kopf hin und her, aber sie drückte unerbittlich gegen meine Lider, so fest, dass ein roter Funkenregen die Finsternis aufhellte.
    „Halt still“, zischte sie, und ihr Atem fuhr heiß über meine Haut. „Wenn ich dich versehentlich erblinden lasse, ist keinem von uns geholfen!“
    Da gab ich meine Gegenwehr auf, wurde vollkommen schlaff in ihrer Umklammerung. Mit einem triumphierenden Laut öffnete sie meine Lider. Ihr Gesicht senkte sich noch näher über meines, und das Blau ihrer Augen begann zu verschwimmen. Sobald sie sich ganz auf unseren Blickkontakt konzentrierte, riss ich mein Knie hoch. Der Stoß hätte ihr die Rippen brechen können – mir selbst schoss der Schmerz bis zur Hüfte hinauf –, aber natürlich hielten ihre Knochen stand. Immerhin hatte ich aber bewirkt, dass sie für den Bruchteil einer Sekunde das
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