Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)
unsere verschränkten Finger pulsierte, und das Pochen wurde sogar noch schneller, als Rasmus nach Luft rang. Mit hörbar erzwungener Beherrschung sagte er: „Wenn es stimmt, was du behauptest … wieso solltest du den Himmel verlassen haben, um dich ausgerechnet jenen Personen an die Fersen zu heften, die nach dir suchten?“
„Dort oben wurde mir das Pflaster allmählich zu heiß. Während ich mich mit meinen Kraftproben nur auf die Tore des Lichts beschränkte, fühlten sich die Richter noch einigermaßen sicher. Aber sobald ich begann, die Schattenwelt in meine Experimente mit einzubeziehen, wurden sie wirklich misstrauisch. Samael und deiner entzückenden Gefährtin bei ihrer Flucht zu helfen, war der perfekte Vorwand, um von dort zu verschwinden. Falls jemandem meine Abwesenheit auffallen sollte, konnte er immer noch glauben, dass ich mich einfach mit meinen alten Freunden solidarisch erklärt hätte.“
Unvermittelt zogen sich ihre Augenbrauen ein wenig zusammen. Sie wirkte dabei nicht verärgert, sondern eher wie ein schmollendes kleines Mädchen. „Natürlich war ich nicht begeistert, als ich erfahren habe, dass ihr mir auf der Spur wart“, redete sie mit etwas härterer Stimme weiter. „Weshalb musste die Hölle von allen Dämonen gerade Samael ausspucken, als ich das Tor einen Spaltbreit geöffnet hatte? Aber letztendlich beschloss ich, es als Chance zu betrachten. So hatte ich die Möglichkeit, eure kläglichen Nachforschungsversuche im Auge zu behalten, und falls ihr auf eine Schwachstelle in meiner Tarnung stoßen solltet, konnte ich diese sofort beseitigen. Außerdem wurde mir nach und nach klar, welch unglaublichen Trumpf der bevorstehende Besuch der Richter für mich bedeuten könnte, Raziel. Ich habe also alles daran gesetzt, ständig in deiner Nähe zu sein, um dich zu überwachen.“
Sie legte eine genießerische Kunstpause ein, bis es aus mir herausplatzte: „Und was genau versprichst du dir davon?“ Ich wusste nicht, woher ich den Mut dazu nahm – wahrscheinlich konnte ich es einfach nicht mehr ertragen, wie sie mit Rasmus spielte und ihm nur häppchenweise verriet, dass sie ihn die ganze Zeit benutzt hatte.
Serafina musterte mich, als würde sie meine Anwesenheit erst jetzt wieder bemerken. Es war offensichtlich, dass sie mich nicht einmal für ein Mittel zum Zweck hielt, sondern nur für unnützes Beiwerk. Den Kopf leicht schief gelegt, erwiderte sie: „Du weißt, dass die Kräfte der Richter außerhalb ihrer Heimat eingeschränkt sind, nicht wahr? Wenn sie also hier erscheinen, um Raziel vor die Wahl zu stellen, werden sie so verwundbar sein wie sonst nie. Genau diese Gelegenheit beabsichtige ich zu nutzen. Vermutlich lassen sich die Herrscher der Schatten zu einem Bündnis mit mir bewegen, sobald ich ihre schlimmsten Gegner mit ein wenig Dämonenblut beseitigt habe.“
Mein Magen zog sich vor Übelkeit zusammen. „Dämonenblut? Aber woher …“
„Der Tote, den du in dem Büroraum gesehen hast“, unterbrach mich Rasmus. Immer noch stand er kerzengerade da, aber alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und die Schatten um seine Augen wirkten dunkler als jemals zuvor. Lange würde er nicht mehr durchhalten.
Beinahe liebevoll tätschelte Serafina das Messer an ihrem Gürtel, das sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatte. Ich wusste, dass die Klinge zusammen mit Engelsblut geschmiedet war, und somit tödlich für Dämonen. Licht gegen Schatten, Schatten gegen Licht – Serafina verfügte über beides.
„Genau genommen kann der Mann nicht ganz tot gewesen sein, wenn du ihn gesehen hast“, erklärte sie munter. „Wenn paranormale Wesen in der irdischen Welt sterben, kehren ihre Überreste an ihren Herkunftsort zurück, um keine verräterischen Spuren zu hinterlassen. Als du dem Dämon begegnet bist, war er wohl noch mit einem letzten Faden an das Leben gebunden. Schließlich habe ich ihn nicht deshalb aufgeschlitzt, um ihn so rasch wie möglich ins Jenseits zu schicken, sondern um einige Waffen mit seinem Blut zu präparieren.“ Sie nickte zu dem Messer in Jinxys Hand hinüber, das bis zum Heft in dunkles Rot getaucht war. „Genug jedenfalls, um den Richtern einen stilvollen Empfang zu bieten. Hoffentlich lassen sie nun nicht mehr allzu lange auf sich warten. Ich muss gestehen, dass ich bereits ein wenig ungeduldig wurde, als sich Raziels Zustand nach unserem Roadtrip verbesserte. Anscheinend wiegte man sich dort oben wieder in Sicherheit, also wollte ich offensiver
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