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Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Titel: Fuer immer zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Fangen gespielt, und obwohl ich schon damals zur Ungeschicklichkeit geneigt hatte, schaffte ich es mit meinen längeren Beinen doch immer wieder, ihr zu entwischen. Schließlich geriet sie ins Stolpern, stürzte und begann zu schluchzen. Ich lief zu ihr, um sie trösten – da packte sie mich ohne Vorwarnung am Arm. „Hab dich“, sagte sie, und ihre jämmerliche Miene verwandelte sich in ein freches Grinsen. Zuerst empfand ich ihren Verrat wie eine Ohrfeige aus heiterem Himmel. Das Gefühl der Vertrautheit war verschwunden, und ich hätte ebenso gut einer Fremden gegenüberstehen können. Als Jinxy jedoch in ihr typisches Gekicher ausbrach, fiel die Mauer zwischen uns zusammen, sie war wieder ganz die Alte und ich stimmte erleichtert in ihr Lachen mit ein.
    Nun wartete ich vergeblich auf eine solche Erlösung. Die Zeit schien stillzustehen, während ich in den Augen meiner Freundin irgendetwas suchte, nur einen Funken egal welchen Gefühls, aber rein gar nichts fand. Ich schluckte mühsam, und die Messerspitze bohrte sich bei der Bewegung meines Kehlkopfs noch fester in meine Haut. Trotz des scharfen Schmerzes war ich mir ziemlich sicher, dass der Schnitt nicht tief ging. Das Blut, das von der Klinge auf meine Jacke tropfte, musste von jemand anderem stammen. Rasch musterte ich Jinxys Körper, konnte aber keine Verletzung entdecken. Sie sah genauso aus, wie ich sie vor dem Bürogebäude zurückgelassen hatte – wäre da nicht die Härte gewesen, die ihr Gesicht in eine undurchdringliche Maske verwandelte.
    Sobald ich diesen Gedanken zu Ende geführt hatte, formte sich in mir die Erkenntnis. Auf wackligen Beinen taumelte ich rückwärts, während Jinxy weiterhin das Messer auf mich gerichtet hielt. Dann drehte ich mich um.
    „Was hast du mit ihr gemacht?“, hauchte ich, aber natürlich verstand Serafina jedes Wort.
    „Oh, nicht viel; nur eine Gedankenspielerei. Selten hatte ich es mit einem Geist zu tun, der so spaßig zu beeinflussen war! Die Kleine wird übrigens jeden töten, der an ihr vorbei aus dem Gebäude will, also solltest du lieber wieder herkommen.“
    Ich gehorchte sofort. Mein Körper hatte die Kontrolle übernommen, angetrieben von der Erinnerung an die zwei Menschen, die Sam damals manipuliert hatte: Die beiden hätten alles für ihn getan … sich auch ohne mit der Wimper zu zucken gegenseitig umgebracht.
    Als ich wieder dicht vor der Aufzugtür stand, nickte mir Serafina huldvoll zu, als hätte ich ihr einen persönlichen Gefallen getan. „Gute Wahl“, lobte sie. „Ich würde jetzt ungern dein kleines Menschenleben beenden, auch wenn eines mehr oder weniger für mich keinen besonderen Unterschied macht.“
    „Dann ist es also wahr“, ließ sich Rasmus neben mir vernehmen. Seine Stimme klang ganz flach, es war ihm nicht anzuhören, ob er Wut empfand oder Angst oder dieselbe Fassungslosigkeit wie ich. „Du hast Dina ermordet.“
    „Allerdings. Eigentlich wollte ich sie vorher noch dazu überreden, mir ihr Geheimnis zu verraten – aber wer hätte gedacht, dass diese alte Hexe so zäh sein würde? Da habe ich eben ihren sturen Schädel geknackt.“
    Der Geschmack von Galle stieg mir in die Kehle, und ich schauderte, als ich ihn wieder herunterwürgte. „Du musst wahnsinnig sein, wenn du glaubst, dass du damit durchkommst. Dein ganzer Plan ist verrückt! Wenn Rasmus wirklich ins Licht heimkehrt, wird er dich an die Richter verraten, und er wird dir das alles niemals verzeihen!“
    Serafina warf den Kopf zurück, sodass ihr die Haare über den Rücken peitschten, und lachte hell auf. Das Geräusch war so unpassend, so schrecklich fehl am Platz, dass es mich kalt überlief. „Und warum glaubst du, dass mich das kümmert?“, fragte sie, sobald sie wieder zu Atem gekommen war.
    Sie blufft nur, sagte ich mir, aber es half nicht. Der letzte Rest meiner Hoffnung, dass wir es heil hier raus schaffen würden, zerfiel wie dürres Laub. „Das kann dir doch nicht egal sein“, sagte ich kläglich. „Du willst Rasmus doch ganz für dich! Deswegen hast du ihn hierher bringen lassen …“ Der Satz blieb unvollständig, hing wie eine bange Frage in der Luft. Währenddessen wollte die Belustigung aus Serafinas Gesicht einfach nicht verschwinden, und ich konnte fühlen, dass Rasmus instinktiv näher an mich heranrückte. So, als wollte er mich vor etwas beschützen, noch ehe er überhaupt wusste, was es war.
    „Glaubst du das auch, Raziel?“, wandte sich Serafina an ihn. „Diese putzige Geschichte

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