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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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gehen?«
    »Willst du mir schon wieder drohen?« Viola stand nun doch auf. »Habe ich meine Treue zum Staat nicht hinreichend bewiesen?« Sie zielte mit dem Zeigefinger auf ihren ehemaligen Freund. »Wer hat Eichkorn für euch erledigt?«
    »Eben«, sagte Heiner Stegebach. »Das ist es ja.«
    »Hört auf, euch zu streiten!« Geis stellte sich neben sie. »Und lasst uns endlich reingehen.«
    Gegen zwei Männer war sie machtlos. Viola öffnete die Glastür zur Wohnküche. Das Haus war unpersönlich eingerichtet, sie hatten es über eine Internetagentur gemietet, die Ferienwohnungen und -häuser auf den Nordseeinseln vermittelte. Reiner Zufall, dass sie auf Spiekeroog gelandet waren, abgesehen von Norderney hätten sie auch jede andere Insel akzeptiert.
    Heiner ließ sich in einen Polstersessel fallen. »Kann ich einen Schluck Wasser bekommen?«
    »Sonst noch was?«
    »Ich mache das schon.« Geis legte Viola eine Hand auf die Schulter. Friedensengel war wohl seine neueste Berufung.
    Viola verschränkte die Arme. »Wer hat dich denn diesmal geschickt?«
    Heiner schnaufte. »Niemand.«
    »Ziemlich weiter Weg für einen Höflichkeitsbesuch.«
    »Ich kann ja verstehen, dass du sauer auf mich bist. Aber glaub mir, ihr seid die Einzigen, denen ich vertraue.«
    »Du vertraust zwei Zombies?«
    Geis trug ein Tablett, auf dem drei Gläser mit Mineralwasser standen. »Hör auf, ihn anzuzicken! Du weißt doch gar nicht, um was es geht.«
    Ein Macho mit schlechten Manieren hatte auch seinen Reiz. Allmählich freute sich Viola darauf, dass Geis’ Zeit als einfühlsamer Moderator bald vorüber sein würde.
    »Also?«, fragte sie laut. »Um was geht es?«
    »Um das Gipfeltreffen auf Norderney. Ich bin davon überzeugt, dass ein Anschlag stattfinden wird.«
    »Ich dachte, das Thema wäre erledigt.«
    »Ist es nicht. Ich habe einen anonymen Hinweis bekommen, dass viele von Eichkorns Anhängern gar nicht behandelt werden. Sie bekommen Placebos statt echten Wirkstoffen.«
    »Einen anonymen Hinweis?«
    »Auf Briefpapier des Bundesinnenministeriums. Ich habe daraufhin, so vorsichtig wie möglich, Erkundigungen eingezogen. Es wäre möglich, dass an der Sache etwas dran ist.«
    »Ist das alles?«, fragte Viola empört. »Warum gehst du mit deinen Vermutungen nicht zur Polizei? Wir sind raus aus dem Spiel.«
    Geis hob die Hand. »Er hat recht. Man weiß nicht, wem man trauen kann. Bischoff, der Mann bei der Sonderkommission, der Eichkorn unterstützt hat, verfügte über einen Draht ins Innenministerium. Irgendjemand dort war vermutlich eingeweiht.«
    Heiner nickte heftig. »Eben. Ich glaube, dass der Plan nie aufgegeben wurde. Der Plan, die Regierungschefs mit der neuen FSME zu infizieren. Da Eichkorn tot ist, läuft es eben ohne ihn.«
    »Und zu welchem Zweck?«, fragte Viola.
    »Das hier lag ebenfalls im Umschlag.« Heiner griff in seine Jackentasche und holte eine CD-Hülle heraus. »Gibt es hier einen DVD-Player?«

     
    Das Bild war unscharf und verwackelt, mit einem Handy oder einer versteckten Minikamera aufgenommen. Der Ton klang blechern. Männer. Ausschließlich Männer in teuren Anzügen mit ernsten, entschlossenen Mienen. Einige trugen Kopfhörer, anscheinend wurde übersetzt. Jemand sagte etwas auf Englisch, es ging um die Bedrohung durch den Islamismus. Die Kamera drehte ruckartig zur Seite, von rechts schob sich ein Profil ins Bild.
    Heiner drückte die Pausen-Taste. »Lange. Ihr kennt ihn ja. Er ist der wichtigste Abteilungsleiter im Bundesministerium des Innern. Die Person, die filmt, sitzt direkt neben ihm.«
    »Und was ist das?«, fragte Geis.
    »Eine Konferenz von Sicherheitsexperten mehrerer europäischer Länder. Ich habe mir die Aufnahme drei Mal angesehen und einige der Beteiligten identifiziert. Allesamt in herausgehobenen Verwaltungspositionen bei ihren jeweiligen Regierungen, direkt unterhalb der Politikerebene. Mit anderen Worten: diejenigen, die die eigentliche Arbeit machen. Das Brisante daran ist: Es handelt sich um ein inoffizielles Treffen.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Viola.
    Heiner warf ihr einen belustigten Blick zu. »Weil eine offizielle Konferenz anders aussieht, ich kenne mich da aus. Hier gibt es weder eine Tagesordnung noch Akten, auch keine Kofferträger oder Sekretärinnen. Die Herren sind unter sich. Später, bei Außenaufnahmen, wird deutlich, dass sie sich in einer pompösen Villa mit privatem Seeufer getroffen haben, ich tippe auf Oberitalien. Und wenn ich sage, ich habe einige

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