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Fürchtet euch

Fürchtet euch

Titel: Fürchtet euch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiley Cash
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eine?«
    »Seht mal hier«, sagte er. Er drehte die Schaufel um und kippte die Schlange auf den Schotter, und dann lehnte er die Schaufel gegen die Scheune. Die Schlange war gelblich-braun und hatte über den ganzen Körper schwarze Querstreifen. Sie war mindestens über einen Meter lang und so dick wie mein Arm. Daddy kniete sich neben sie und hob ihren Schwanz hoch. »Kommt, seht euch das mal an«, sagte er.
    Ich und Stump traten näher und gingen neben Daddy, der den Schwanz der Schlange hielt, in die Hocke, um besser sehen zu können. Daddy schüttelte ihn hin und her, und dabei ertönte ein Geräusch, das klang wie eine trockene Bohnenhülse.
    »Ist das eine Klapperschlange?«, fragte ich ihn.
    »Eine Waldklapperschlange«, sagte er.
    »Hab noch nie von so einer hier bei uns gehört.«
    »Ich auch nicht«, sagte er. »Jedenfalls schon ewig lange nicht mehr.«
    »Jess«, rief Mama von der Veranda. »Komm rein und lass mich deine Hand verarzten.«
    Ich ging über den Hof und die Stufen rauf zu Mama in die Küche. Sie hatte ein langes Streichholz angezündet und hielt die Flamme unter eine kleine Nähnadel, und dann legte sie die Nadel auf eine Serviette und schüttelte das Streichholz aus. Sie zündete ein neues an und hielt es unter eine Pinzette und schüttelte dann auch das zweite Streichholz aus.
    »Also dann«, sagte Mama. Sie fasste mich am Handgelenk und hielt die Hand vor sich. »Du musst ganz still sein.«
    »Das tut bestimmt weh, nicht?«, sagte ich.
    »Ich hoffe nicht«, sagte sie, »aber bei diesen alten Baseballschlägern weiß man nie. Da kann man sich richtig fiese Splitter holen.«
    »Es war ein Brett«, erklärte ich.
    »Ach ja, stimmt«, sagte sie, als hätte sie’s vergessen.
    Sie hielt die Nadel zwischen den Fingern und fing an, mit der Spitze in der Haut um den Splitter herumzupulen. Ich dachte, die Nadel müsste glühend heiß sein, aber ich fühlte kaum was, weil meine Haut ganz wund und gerötet war, so lange, wie der Splitter schon drinsteckte. Ich beobachtete die Nadel und rechnete die ganze Zeit damit, einen Stich zu spüren.
    »Warum machst du das?«, fragte ich sie.
    »Damit lockere ich ihn«, sagte sie. »Ich will ihn glatt rausschieben. Sonst muss ich richtig dran ziehen.«
    »Er sieht aus, als würde er gleich rauskommen«, sagte ich.
    »Er steckt viel tiefer, als du meinst«, sagte Mama. »Die Haut drum rum ist ganz schön fest.«
    Sie stocherte noch ein bisschen mit der Nadel, und dann legte sie die Nadel auf die Serviette und nahm die Pinzette. Jetzt guckte etwas mehr von dem Splitter aus meiner Hand, und Mama packte das Stückchen mit der Pinzette und zog einmal ganz leicht, aber der Splitter rührte sich kein bisschen.
    »Ich kann ihn jetzt da drin spüren«, sagte ich. »Fühlt sich an, als würde er nicht rauskommen.«
    Mama griff noch einmal mit der Pinzette zu und diesmal brach sie das lange Stück ab, das aus meiner Hand ragte.
    »Mist«, sagte sie. Ich sah genau hin und merkte, dass jetzt kein Holz mehr da war, das sie hätte packen können. Der Rest von dem Splitter steckte noch immer fest und sah aus wie eine lange, schmale Sommersprosse direkt unter meiner Haut.
    »Wie willst du ihn jetzt rauskriegen?«, fragte ich sie.
    »Wir müssen ihn rauspulen«, erwiderte sie. Sie nahm wieder die Nadel und stocherte herum und versuchte, den Splitter nach oben durch die Haut zu drücken. Mir tränten vor Schmerz die Augen.
    »Mann, das tut weh«, sagte ich.
    »Wir müssen ihn aber rausholen«, sagte sie. »Es ist nicht gut, ihn einfach drinzulassen.«
    »Viel ist ja nicht mehr übrig«, sagte ich. »Ich spüre ihn kaum noch.«
    Daddy zog auf der Veranda die Fliegentür auf, und er und Stump kamen in die Küche. Daddy lehnte sich an die Arbeitsplatte und verschränkte die Arme und sah mich und Mama an, wie wir da am Küchentisch saßen. Stump durchquerte die Küche, und ich hörte ihn den Flur runter in unser Zimmer gehen.
    »Was macht ihr da?«, wollte Daddy wissen.
    »Ich versuche, deinem Sohn einen Splitter aus der Hand zu holen«, sagte Mama. »Das meiste hab ich schon, aber da ist immer noch ein Stückchen drin, das ich nicht erwische.«
    Daddy kam zum Tisch und blickte über Mamas Schulter auf meine Hand. Er kniff die Augen zusammen, als würde er sich etwas ansehen, das ganz weit weg war.
    »Da ist doch kaum noch was drin, Julie«, sagte er. »Lass gut sein.« Mama hörte auf, mit der Nadel zu hantieren, und seufzte.
    »Das sagst du so leicht, Ben«, entgegnete sie. »Aber

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