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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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haltend.
    »Wie geht es ihm?«, fragte er leise.
    Ich spürte, dass er eine Handbewegung machte und hörte in der nächsten Sekunde die Schritte der Polizisten, wie sie sich entfernten.
    »Er war tot. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er es immer noch.« Ich krächzte und schlotterte am ganzen Leib und ich fühlte, wie Ansmanns warme Hand meinen Nacken berührte.
    »Und was sollte der Dreck mit dem bewaffneten Krankentransport?«
    Ich sah ihn an. Seine Augen waren ernst wie immer. Ich erklärte ihm die Situation; dass ich Angst vor den Killern hatte, die nach wie vor frei herumliefen und uns vor dem Krankenhaus auflauern und hätten töten können, Polizeifunk sei Dank. Er nickte emsig und seine Stirn bekam wieder diese Zornesfalten.
    »Langsam werden Sie paranoid.«
    Wie wild schüttelte ich den Kopf.
    Er beschwichtigte. »Ich weiß, die Sache hat Sie mitgenommen. Sie sind im Moment nicht ganz bei Sinnen. Aber darüber reden wir später.«

17.
    Ich hatte den Drang zu rennen, doch Ansmann hielt mich davon ab. Er war pragmatisch wie immer. »Sie können ihm nicht helfen, indem Sie schneller dort sind.«
    Vielleicht wollte er mir auch nur den Anblick ersparen, wie sie ihn mit zugedecktem Gesicht in die Leichenhalle brachten.
    Die Stationsbelegschaft zitierte uns in einen Warteraum und eine rothaarige Assistenzärztin bereitete uns auf lange Wartezeiten vor, ehe sie etwas Genaueres wüssten. Wir setzten uns auf weiße Plastikstühle. Der Raum war größer als meine ganze Wohnung und der Tisch in der Mitte, an dessen Gaben sich die Wartenden laben konnten, schien klein und verloren. Heute war kaum etwas los. Lediglich drei andere Personen hielten sich in der Wartehalle auf, zwei davon zogen es vor, abwechselnd den Saal auf und ab zu laufen und durch mich durchzustarren, was wohl daran lag, dass ich mit Blut beschmiert war. Der Dritte schlief. Hoffentlich dauerte es bei uns nicht auch so lange.
    »Komme ich jetzt in den Knast?«, fragte ich Ansmann. Er hatte seine Ellenbogen auf die Knie gestützt und sah zu Boden. Unter seinen Hosenbeinen lugten die schwarzen Halbschuhe hervor, die er wahrscheinlich nur zum Schlafen und Baden auszog.
    »Wollen wir doch mal sehen: Unerlaubter Waffenbesitz, unerlaubtes Führen einer Schusswaffe, Bedrohung durch eine Waffe, Kidnapping, Irreführung der Polizei …«
    »Moment mal!«, unterbrach ich ihn. »Ich habe niemanden in die Irre geführt. Nur hergelockt. Die Holländer sind irgendwo da draußen«, versuchte ich, in ihn einzudringen. »Das Einzige, was die wollen, ist, Gregor und mich tot zu sehen.«
    »Ach, Sie auch? Wie verwunderlich.«
    Seine Häme kotzte mich an. Ich stand auf und streckte meine Beine durch, was mein Wadenmuskel prompt mit einem Ziehen quittierte. Scharf sog ich die Luft ein. Dann herrschte Schweigen.
    »Danke«, sagte er unvermittelt.
    »Wofür?«
    »Dass Sie ihn gefunden haben.« Er sah zu mir auf und die Deckenbeleuchtung verjagte die Schatten aus seinem Gesicht. »Ausnahmsweise haben Sie Ihren Job mal gut gemacht.«
    Etwas an ihm hatte sich verändert. Es kam mir vor, als wäre sein Gesicht einem Weichzeichner zum Opfer gefallen. Seine Stirn war nicht länger zerknittert, die straffen Linien, die seinen ärgerlichen Mund umrahmten, waren verschwunden. Seine Augen sahen plötzlich sehr müde aus.
    »Das muss Ihnen ziemlich schwergefallen sein«, stichelte ich.
    Er runzelte die Stirn. »Sie haben ja keine Ahnung.« Er lächelte zögerlich, was seinem Aussehen gut tat.
    Ich wagte einen Satz nach vorn. »Was verbindet Sie mit Metin Tozduman?«
    Seine Lippen bäumten sich auf und es kam mir vor, als würde er sich mit der Zunge über die Zähne fahren. »Er hat es Ihnen nicht gesagt?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Er war mein Schwager. Eine Zeit lang jedenfalls.«
    Meine Augenlider flackerten. »Ihr was?«
    Ansmanns Pupillen wanderten an mir vorbei und ich drehte mich um. Alexander stand direkt hinter mir; ich hatte ihn überhaupt nicht kommen hören. Er schien ein wenig außer Atem. Regentropfen perlten aus seinem Haaransatz über das Gesicht, seine Klamotten waren mit Wasser besprenkelt. Er sah erschrocken an mir herunter. Ich folgte seinem Blick und mir fiel einmal mehr wieder ein, dass mein T-Shirt voller Blut war.
    Ansmann stand auf. Der Weichzeichner war aus seinem Gesicht gewichen, Groll und Bitterkeit hatten wieder Einzug gehalten. Außerdem schien er es auf einmal sehr eilig zu haben.
    »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie Näheres über seinen Zustand

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