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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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reagierte ich auch übertrieben, aber ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen. Es war die effizienteste Lösung, an Polizeischutz zu gelangen, ohne mir weder von Alexander noch von Ansmann am Telefon die Leviten lesen zu lassen. Dass dieser Zirkus Konsequenzen für mich haben würde, war mir egal. Die Hauptsache war, dass ich nicht die Einzige mit einer Waffe war, wenn Minderhouds Leute vor dem Krankenhaus tatsächlich auftauchten.
    Der Krankenwagen setzte sich in Bewegung, die Sirenen jaulten über meinem Kopf, und Arzt und Sanitäter fuhren mit ihren Maßnahmen fort. Der Sani stöpselte einen farblosen Beutel an Gregors Infusionsnadel. Er reichte ihn mir.
    »Halten Sie den hoch«, befahl er in harschem Ton und ich stopfte die Waffe wieder in die Hose, um den Beutel entgegenzunehmen. Die Flüssigkeit darin war milchig, fast farblos. Zaghaft tropfte sie durch die Kanüle und ich merkte, dass ich immer noch am ganzen Leib zitterte. Gregors Brusthaare waren von getrocknetem Blut verklebt, seine Wunde war von allerlei Verbandszeug zugedeckt. Es wurde bereits stellenweise durchgeblutet.
    Der Wagen ruckelte; vermutlich fuhr er auf einer von Schlaglöchern geplagten Straße. Der Medizinkram über uns schepperte und Gregors Kopf bewegte sich hin und her, fast so, als wolle er das Ganze hier nicht. Ich legte die freie Hand auf seine Stirn. Sie war ganz nass.
    »Entschuldigung«, sagte ich in den Raum. Ich wusste, dass die Mediziner es hörten. Aber sie reagierten nicht darauf.
    Der Arzt beugte sich über Gregors Körper. Mit einem Stethoskop horchte er seinen Brustkorb aus. »Wie lange noch?«, schrie er in Richtung Fahrerkabine.
    »Fünf Minuten!«, rief der Fahrer zurück.
    Mit den Fingern tastete er Gregors Hals ab. Es sah aus, als würde er winzige Fruchtfliegen jagen. Dann klemmte er sich Gregors Unterarm zwischen die Finger. Er seufzte pathetisch. »So geht das nicht.« Er klang frustriert. »Wie heißt der Mann?«
    Verdutzt guckte ich ihn an. Als ob das irgendetwas helfen würde. »Gregor.«
    Seine Stimme wurde sanfter. »Gregor ist ein robuster Typ. Er hat lange durchgehalten.«
    Ich nickte.
    »Aber ich weiß nicht, wie lange noch.«
    Ich nickte wieder und Tränen rannen über mein Gesicht. Dann sah er den Sanitäter an. Der schien schon zu wissen, worauf er hinauswollte.
    »Wiederbelebungsmaßnahmen vorbereiten.«
     
    Vier Minuten später schoss der Krankenwagen unter das Krankenhaus in die Parkgarage. Am Fuße der abschüssigen Einfahrt setzte die Karre auf und die Stoßstange schepperte. Kleinkram hüpfte aus den Schubladen und wir bemühten uns, Gregors Körper auf der Trage zu halten. Als der Wagen zum Stehen kam, flogen die Flügeltüren auf und militantes Gebrüll durchschnitt die vom typischen Krankenhausgeruch durchsetzte Luft. Drei bewaffnete Polizisten standen stramm hinter dem Wagen, die Waffen ziellos in den Transporterraum gerichtet. Hinter ihnen wartete eine Traube von Weißkitteln. Instinktiv rissen der Arzt, der Sanitäter und der Fahrer die Arme hoch und man hätte mich nicht bemerkt, würde ich den Arzt nicht um einige Zentimeter überragen.
    »Ich bin hier«, sagte ich mit schlaffer Stimme. »Bitte, lassen Sie die Ärzte mit dem Patienten durch.«
    Ich hob die Hände und die gesamte Belegschaft verfiel in eine Art Schreckstarre. Keiner sprach ein Wort, niemand wagte es, auch nur mit den Wimpern zu klappern. Lediglich die Technik tat ihren Dienst und piepte, surrte oder schrillte, während Gregor halb tot auf der Trage lag. Es war unerträglich.
    Unvermittelt hörte ich eine Stimme aus dem Hintergrund, die ich nur zu gut kannte.
    »Lasst sie durch.«
    Die Polizisten traten zur Seite und die Weißkittel hinter ihnen stürzten in die erste Reihe, um den Mann in Empfang zu nehmen. Nickend ließen sie sich von dem Notarzt einweisen, der seinem Patienten nicht von der Seite wich.
    Irgendwann stand ich allein da, mit erhobenen Händen, und Edgar Ansmann trat an den Wagen. Sein Anblick half mir, sämtliche Lasten, Ängste und Arme einfach fallen zu lassen. Ich nahm die Beretta aus der Hose, ignorierte das alarmierende Klicken geladener Pistolen und drückte sie ihm zitternd in die Hand. Dann krabbelte ich die Schwelle des Wagens hinunter und fiel ihm schluchzend um den Hals. Seine Körperhaltung war steif und ich fühlte, dass er mit der Situation völlig überfordert war. Schließlich lockerten sich seine Gliedmaßen und er legte seine Arme um meine Hüften, die Beretta immer noch in der Hand

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