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funny girl

funny girl

Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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das so sah; schon früh schweres Asthma, was ihn zum Einzelgänger machte; mit acht zum ersten Mal mit einer Kindershow auf der Bühne, absurde Zaubertricks zur Musik aus dem Rosaroten Panther. Er zeigte dem Publikum, dass er nichts im Ärmel hatte, und tat dann so, als könne er einen seiner Finger verschwinden lassen: Er hielt die Hand hinter den Rücken, klappte einen Finger um und holte die Hand dann mit dem »fehlenden« Finger wieder hervor. Einfältiges Abrakadabra, für das er die Buhrufe, die er erntete, mehr als verdient hatte; selbst die anderen Kinder fanden, er sollte allmählich mal erwachsen werden. Mit fünfzehn war ihm klar, dass er sein Leben auf eigene Weise in die Hand nehmen musste. Und dass Erfolg, wenn überhaupt, erst im Erwachsenenalter kommen würde, wo Konformität und die richtigen Eltern und Sportlichkeit und Beliebtheit und gutes Aussehen und ethnische Herkunft nicht mehr alles waren; wo man gemein zu anderen sein konnte, selbstsüchtig, depressiv, korrupt, wo man als Fußgänger nicht mehr als vier km/h schnell sein musste und immer noch ein Siegertyp sein konnte, wenn man nur die richtige Idee hatte. Eine, die besser war als die der anderen. Anders ausgedrückt, beim Verschwinden würden ihm seine Kindheitsneurosen noch einen Nutzen bringen, den sie bei ihrer Entstehung nicht gehabt hatten.
    Mit fünfzehn war er zwei Meter groß, mit 22 zwei Meter fünf. Eine schockierende Größe für jemanden, der so exzentrisch war und eine so übergroße Persönlichkeit hatte. Er konnte es gar nicht abwarten, einen Beruf zu ergreifen, und dachte zunächst an eine Karriere beim Film; er fand, dass er genau das richtige Aussehen für einen jugendlichen Liebhaber und dazu außerordentliches Einfühlungsvermögen besaß. Niemand teilte diese Meinung. Aber das hinderte ihn nicht, es zu versuchen. Es war praktisch unmöglich, einen Mann wie Deniz aufzuhalten. Er klopfte an Türen, von denen jeder vernünftige Mensch gewusst hätte, dass sie sich nie öffnen würden.
    Die Niederlagen kamen Schlag auf Schlag. Er nannte das Unterhaltungsgeschäft »eine Kultur der Zurückweisung«, schloss aber aus diesen Zurückweisungen nur, dass er etwas Unorthodoxes und folglich doppelt Lohnendes tat. Schließlich gab er die Schauspielerei auf, erklärte sie zum Tummelplatz für zweitrangige Talente und verschrieb sich einer extremeren Idee: der des schrägen Komikers. Er wollte eher interessant sein als einfach nur lustig – es sollte eine absurde, eigentümliche, ja unverständliche Komik werden, die dem Humor ganz neue Bereiche eröffnete, und das war im wahrsten Sinne des Wortes kein Witz.
    »Wieso willst du deinen Tod vortäuschen?«
    »Damit ich aus meinem T-Mobile-Vertrag rauskomme. Ich habe festgestellt, dass ich aus dem Vertrag nur rauskann, wenn ich tot bin. Steht alles im Kleingedruckten. Lies mal deinen eigenen Vertrag. Wenn du beweisen kannst, dass du tot bist, bist du raus. Aber die Arschlöcher sind gar nicht so leicht zu überzeugen. Komm rein.«
    Deniz’ Wohnung war dunkel, und das war gut so. Er bekannte sich zum Leben im Chaos, als sei häusliche Ordnung eine Form der Lüge, als gebe sie eine falsche Vorstellung davon, wer er war. Alte Kaffeetassen setzten Schimmel an. Kleidungsstücke lagen zwischen den Überresten von Mahlzeiten aus Take-aways. Aber diese schäbige Einzimmerwohnung war der Ort, wo dieser junge Mann kurdischer Herkunft, dessen Grinsen zu breit für sein schmales Gesicht war, seine Erfolgsrezepte sammelte, Pläne für die Zukunft schmiedete – die eigene Garderobe, die zwei Flaschen Mineralwasser neben dem glühbirnengefassten Spiegel; den Hinweis »Mr   Ali Bin Ramezanzadeh, fünf Minuten bis zum Auftritt, Sir« überbrachte der Inspizient persönlich; oder in einem anderen Tagtraum schrie Deniz von einem geöffneten Fenster seines prachtvollen Hauses am Holland Park die Paparazzi an: »Lasst mich in Ruhe! Lasst mich endlich in Ruhe!« Das war der Ort, wo er solche Dinge träumte, während Feuchtigkeit sich an der Decke sammelte und die Rohre dermaßen verkalkten, dass man drei Minuten für ein Glas Wasser brauchte oder neunzig, um sich ein Bad einzulassen. In einem abgewetzten Lehnstuhl, dessen Armlehnen von Ellbogen blank poliert waren, noch um halb sechs Uhr abends im Schlafanzug, zündete er sich theatralisch eine Zigarette an, der Fürst der Erwerbslosen – so etwas wie Hartz der Vierte persönlich.
    »Womöglich steht das Haus unter Beobachtung«, mutmaßte Deniz. »Die

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