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funny girl

funny girl

Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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Lacher.«
    »Comedy ohne Lacher?«
    Azime kicherte. Für sie, die Lachen so liebte, war die Vorstellung von Comedy ohne Lachen mehr als nur lächerlich.
    Doch Deniz war es vollkommen ernst. »Ich hab mit einem Comedy-Kurs angefangen«, sagte er.
    »Einem Comedy-Kurs?«
    Azime drehte sich zu Deniz um: »Wer macht so was? Hey, das ist toll!«
    »Ja, ist cool. Sie bringen dir die Grundlagen bei, wie man Menschen zum Lachen bringt.«
    »Wie lange machst du das schon?«
    »Ungefähr drei Unterrichtsstunden bisher. Und am Anfang hab ich versucht, Witze zu erzählen, wie alle anderen. Aber es hat nicht funktioniert.«
    Azime lächelte. »Warum nicht?«
    »Weil ich dank der Lehrerin gemerkt habe, dass ich keine Witze schreiben kann. Mir fallen keine ein, und außerdem gab es jede Menge negatives Feedback zu meinen Nummern.«
    »Kein Wunder.«
    »Aber dann ist mir klargeworden, dass das nicht das Ende sein muss… es kann auch ein Anfang sein.«
    »Wovon?«
    »Von einer neuen Art von Comedy.«
    »Ohne Witze?«
    »Warum ist etwas lustig?«, fragte Deniz.
    »Warum?«
    »Ja.«
    »Es ist einfach lustig. Oder eben nicht.«
    »Du solltest Philosophin werden, Mädel.« Er lachte. »Ich fing an, mich zu fragen, was am Lachen überhaupt so toll ist. Hast du je eine Schlange lachen sehen? Einen Hund? Wenigstens, solange du nüchtern bist?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Komiker haben aus dem Lachen geradezu eine Religion gemacht, und heute, wenn man sich da nicht an die Regeln dieser Fundamentalisten hält und tatsächlich Leute zum Lachen bringt, dann heißt es, man sei eben kein Komiker. Aber das werde ich in Frage stellen.«
    Azime widersprach ihm nicht, sondern lachte nur noch lauter. Es war so ein Spaß, wenn man in seiner Gesellschaft war. Leidenschaftlich erklärte er ihr, dass all die alten Komikerregeln – »Überraschung, Übertreibung, die plötzliche Verbindung zwischen Dingen, die üblicherweise nicht zusammengehören, oder der geschärfte Blick auf die meist unbeachteten alltäglichen Details« –, dass all diese Dinge, bei denen Menschen ganz von selbst lachten, ein alter Hut seien, ein Spiel, das keinen Schwung mehr habe. »Ich wette, da muss es einen Markt für etwas Neues geben«, sagte er. »Und es ist an der Zeit, eine vollkommen neue Form von Comedy zu erfinden, die Form von Comedy, die auf keine Lacher mehr aus ist. Überhaupt keine. Man spürt den Humor innerlich. Nach meinen Vorstellungen wird man sich glücklich fühlen, hat aber keine Ahnung, warum. Und wenn ich derzeit noch nicht in der Lage bin, diese neue Art von Comedy in Begriffe zu fassen, habe ich immerhin schon mit ihrer Erforschung begonnen. Ich bin ein Kolumbus der Comedy und gerade dabei, den Anker zu lichten, um zu meiner Suche aufzubrechen.«
    Azime war beeindruckt, fasziniert, ja sogar ein wenig neidisch auf seine enthusiastisch vorgetragenen Zukunftspläne – wer sonst, wenn nicht er, könnte zu einer solchen Expedition aufbrechen als ein Mann, der etwas im herkömmlichen Sinne Komisches gar nicht zustande brachte? Deniz Ali Bin Ramezanzadeh hatte die Vision eines neuen Kontinents und würde ihn finden, kein Witz.
    »Glaub mir, das klappt«, versprach Deniz. »Und weißt du, warum? Ich verrate es dir. Weil die meisten Leute Angst davor haben, dass sie blöd dastehen – ’stehst du? Und da komme ich ins Spiel. Die Zeit ist einfach reif für einen absurden muslimischen Komiker aus Kurdistan—«
    »Du kommst doch gar nicht aus Kurdistan. Du kommst aus der Rycroft Street.«
    »Dann eben einen kurdischen Londoner, dem das überhaupt nichts ausmacht, wenn er blöd dasteht. Und dazu kommt noch, dazu kommt…«
    Aber die Ampel sprang auf Grün, und nachdem allem Anschein nach sämtliche Alten und Kranken und Arbeitslosen von ganz Nordlondon vor seiner zerbröselten Stoßstange vorübergekrochen waren, ließ er die Kupplung los, der Wagen machte einen Satz und blieb dann stehen. Deniz versuchte es noch einmal und sprach erst weiter, als sie (nach dreimaligem Knirschen) wieder im vierten Gang fuhren.
    »Dazu kommt, dass es im Showgeschäft keine kurdischen Stars gibt. Nenn einen einzigen. Verstehst du? Null. Der erste absurde kurdische Komiker in Großbritannien, das wird ein Riesen-, ein Riesen erfolg. Das ist der sicherste Weg zum Erfolg – dass man von irgendwas der Erste ist. Wenn man als ›der Erste‹ angekündigt wird, dann hat man die Leute in der Tasche. ’stehst du? Die Kritiker zum Beispiel. Presse. Öffentlichkeit. Man kriegt überall

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