Furchtlos
Captain Desjani außer ihm als Einzige körperlich anwesend war. »Wir werden in Kürze das Kaliban-System verlassen. Unsere Arbeit hier ist getan, und wir haben den Syndiks eine blutige Nase geschlagen. Ich möchte jedem Schiff in der Flotte persönlich für die Mitwirkung an diesem Sieg danken.« Die Worte ließen viele Anwesende lächeln, während Numos’ Gruppe noch abweisender reagierte. »Meine Absicht ist es, dass wir morgen von Kaliban aufbrechen. Wir nehmen den Sprungpunkt, der uns zu einem System namens Sutrah bringt. Sutrah ist vermutlich nicht verlassen, und es gibt dort eine gute bewohnbare Welt, aber wohl keine massive Streitmacht.«
Schließlich meldete sich Numos in eisigem Tonfall zu Wort. »Warum fliegen wir nicht nach Cadez?«
Geary sah Numos lange und eindringlich an. »Weil Cadez ein zu offensichtliches Ziel ist. Es liegt auf einer geraden Linie zurück in Allianz-Gebiet, und es ist dem Syndik-Hypernet angeschlossen.«
Mit ihrem gewohnten bissigen Tonfall warf Faresa ein: »Wir können von dort auf das Hypernet zugreifen und sehr schnell nach Hause zurückkehren. Warum wollen Sie das nicht?«
»Selbstverständlich will ich so schnell wie möglich nach Hause zurückkehren, so wie jeder von Ihnen«, konterte Geary, der vor Verärgerung zu kochen begann.
»Tatsächlich?«, forderte Faresa ihn heraus.
»Ja. Darf ich Sie daran erinnern, Captain, dass die Syndiks in jedes an das Hypernet angeschlossene System binnen kürzester Zeit Verstärkung schicken können? Wäre ich ein Syndik-Commander und wüsste, diese Flotte hier befindet sich im Kaliban-System, dann hätte ich längst eine große Streitmacht nach Cadez geschickt, um uns dort in Empfang zu nehmen und zu verhindern, dass wir das dortige Hypernet-Portal benutzen.«
Commander Cresida gab mit übertriebener Lässigkeit zu bedenken: »Da die Syndiks bei Cadez ein Portal haben, können sie die Sprungpunkte auf Teufel komm raus verminen.«
»Richtig«, pflichtete Captain Tulev ihr zu.
Numos reagierte mit einer abweisenden Geste. »Ich für meinen Teil habe keine Angst davor, einer starken Syndik-Streitmacht gegenüberzutreten.« Seine Worte sollten zweifelsfrei andeuten, dass der Sieg bei Kaliban für ihn nicht weiter zählte, da die Syndik-Flotte von vornherein deutlich unterlegen gewesen war.
Captain Duellos schaute in die Ferne und bemerkte sachlich: »Und trotzdem haben Sie in der jüngsten Schlacht keine beeindruckende Leistung in der Form erbracht, dass Sie den Syndiks gegenübergetreten wären.«
Numos’ Gesicht lief vor Zorn rot an, doch es war Captain Faresa, die an seiner Stelle antwortete. »Captain Numos trifft keine Schuld, wenn die seinem Kommando unterstellten Schiffe absichtlich so positioniert wurden, dass sie in der Schlacht keine angemessene Rolle spielen konnten.«
»Der Befehlshaber der Flotte ließ allen Formationen eine angemessene Rolle zukommen«, widersprach Tulev. »Ich konnte die entsprechenden Befehle genauso deutlich hören wie Sie.«
»Sie waren von meiner Formation weit entfernt, und Sie waren zu dem Zeitpunkt auch weit von den Syndiks entfernt!«, herrschte Numos ihn an.
Nun lief Tulev vor Zorn rot an. »Die Schiffe unter meinem Kommando haben gegen mehr feindliche Einheiten gekämpft als Ihre.«
Geary schaltete sich laut genug ein, um die beiden Streithähne zum Verstummen zu bringen: »Ladys und Gentlemen, wir sind nicht hier zusammengekommen, um irgendjemandes Tapferkeit anzuzweifeln.«
Wieder wandte sich Numos an Geary, als hätte er dessen Zwischenruf gar nicht wahrgenommen. »Hätte man mir eine passende Gelegenheit gegeben, um mich dem Feind zu stellen, dann gäbe es jetzt keinen Grund, mir zu unterstellen, es würde mir an Tapferkeit mangeln!«
»Wären Sie Ihren Befehlen entsprechend gefolgt, hätten Sie mehr als genug Gelegenheit bekommen«, gab Geary zurück und versuchte, sein Temperament in Schach zu halten.
»Sie waren viele Lichtsekunden vom Geschehen entfernt, und trotzdem beharrten Sie darauf, die komplette Kontrolle über die Bewegungen meiner Schiffe zu behalten.«
»Bei keiner anderen Formation dieser Flotte hat das für Probleme gesorgt, Captain Numos. Jeder hat den ihm gegebenen Befehl strikt befolgt.«
Numos beugte sich vor und wurde lauter: »Wollen Sie damit sagen, die Pflicht des Captains eines Allianz-Schiffes besteht ausschließlich darin, die gegebenen Befehle eins zu eins umzusetzen? Wollen Sie sagen, uns steht nicht das Recht zu, unsere Schiffe so einzusetzen, wie es uns viele Jahre
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