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Furious love

Furious love

Titel: Furious love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Sam u Schoenberger Kashner
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er seine Arme nicht mehr frei bewegen konnte. Eine Hand zitterte so heftig, dass Radford einen Statisten engagieren musste, der sie festhielt und ihm half, die Arme zu heben. Nun ähnelte er Faustus, der am Ende seine Arme zum Beten nicht mehr heben kann, weil Mephisto und Luzifer sie festhalten.
    »Auch sein hervorragendes Gedächtnis war praktisch nicht mehr vorhanden, sodass er nun ein richtiger alter Repertoirespieler war. Und einmal, während eines der langen Monologe, die er halten musste, sagte er plötzlich: ›Entschuldigung, hat jemand was gesagt?‹«, erzählt Radford. Er nimmt an, Burton habe damals einen leichten Schlaganfall erlitten.
    Trotz allem war der kurze Auftritt von Burton in der Rolle des O’Brien, Winstons Inquisitor und Folterer, einer der stärksten Momente seiner gesamten Laufbahn. Für Radford gehörte Richard zu den faszinierendsten Darstellern, mit denen er je gearbeitet hatte: »Richard hatte dieselbe Eigenschaft wie Al Pacino. Er hebt irgendwie den Standard der gesamten Besetzung. Seine Präsenz war phänomenal. Die Psychologie der Rolle interessierte ihn nicht. Mit Requisiten konnte er nichts anfangen – anders als Marlon Brando. Er spielte mit einer starken körperlichen Präsenz und seiner unglaublichen Stimme. Damit zog er einen in den Bann.«
    Da sein Körper ihm keine große Hilfe mehr war, agierte Burton nun ausschließlich mit Blicken und Worten. Es war, als wäre sein Leben voller Triumphe und Exzesse, Freude und Kummer, zur reinen, erbarmungslosen Darstellung verdichtet worden. Wie König Lear, den er letztendlich nie spielen sollte, blieb ihm am Ende nur noch Selbsterkenntnis. »Es war packend«, meint Radford im Rückblick. »Ich bin froh, dass er die Rolle am Ende gespielt hat. Ich versuchte, ihm eine sehr persönliche Spielweise zu entlocken, und ich glaube, es hat funktioniert.«
    Während der Dreharbeiten war Elizabeth Taylor wie eine Art Schatten in Richards Leben. Drei Frauen, die an den Studiotoren erschienen, behaupteten, Elizabeth zu sein – keine von ihnen sah ihr auch nur im Entferntesten
ähnlich –, und wollten Richard Burton sprechen. Radford hatte den Eindruck, dass Richard und Sally einander wirklich liebten. Trotzdem sprach Richard oft vor seiner Frau in einer Weise über Elizabeth, die sie geschmerzt haben muss.
    Nach 1984 spielte Richard nur noch eine Rolle in einer kleinen Fernsehserie mit dem Titel Ellis Island . Darin ging es um das Leben von fünf europäischen Immigranten um die Jahrhundertwende. Passenderweise spielte Burton einen Vater, denn er hatte die Rolle vor allem angenommen, um mit seiner Tochter Kate spielen zu können, die inzwischen 26 und eine erfolgreiche Schauspielerin war. Es war die letzte Gelegenheit für eine Art Versöhnung mit der Tochter, die er, wie er selbst meinte, vernachlässigt hatte. Zwei Wochen nach dem Ende der Dreharbeiten zu 1984 stand er mit Kate im Studio und sah mächtig stolz bei ihren Szenen zu. Auch Kate hatte sich ihrem Vater nie näher gefühlt. Beim Mittagessen am Set oder in seinem Wohnwagen während der kurzen Pausen sprach er mit ihr »über seine Kindheit, seine Scham wegen einiger Rollen, die er gespielt hatte, seine Scham wegen des Trinkens«, erinnert sie sich. Sie überlegten sogar, irgendwann einmal ein gemeinsames Filmprojekt in Angriff zu nehmen und ahnten dabei nicht, dass Zukunft für Burton nur noch einige Wochen bedeutete. Ref 704
    In Céligny verbrachte Richard einen ruhigen Lebensabend. Sally und er standen etwa um neun auf, tranken Tee, gingen in die Stadt zum Einkaufen und Mittagessen. »Er besprach viele Dinge mit mir«, erzählt Sally. Einmal redeten sie über sein Leben mit Elizabeth und er fragte sie plötzlich: »Habe ich das wirklich alles getan? Habe ich wirklich die Juwelen-, Yacht- und Flugzeugnummer durchgezogen? War ich das wirklich?« Ref 705

    Anfang August erfuhren die Burtons, dass John Hurt in der Schweiz an einem neuen Film arbeitete, und luden ihn zum Abendessen ein. Er fuhr von Genf nach Céligny, wo er im Gästehaus übernachtete. Am nächsten Morgen saßen sie noch einige Stunden zusammen und unterhielten sich. Burton wirkte des Lebens überdrüssig. John Hurt dachte, Richard sei
immer noch in seiner Obsession für Elizabeth verfangen und glaubte, sie werde nie vorübergehen. Burton flüsterte ihm zu: »Sie ist immer noch faszinierend, weißt du.« Dasselbe hatte er bereits vor drei Wochen bei einem Besuch in London zu seinem Bruder Graham Jenkins gesagt. Ref

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