Furious love
alldem war Elyot wieder eine Rolle, die den 57-jährigen Burton körperlich stark forderte. Mit Sorge bemerkte Sally, dass Richard in der spielerischen Kissenschlacht und dem Liebesspiel auf der Bühne ziemlich viel Prügel einstecken musste. »Sie packte ihn einfach oder warf sich mit ihrem ganzen Gewicht auf ihn«, beobachtete Burtons junge Frau. »Und ich sah, dass er sich trotz seiner Schmerzen zusammenriss, dabei hatte er gerade diese schreckliche Operation hinter sich.« An manchen Abenden kam er blutend von der Bühne und Sally musste ihn neu schminken.
Während sie ihm das Blut abwischte, pflegte Richard zu sagen: »Elizabeth, wie sie leibt und lebt. Immer für eine Überraschung gut.« Ref 697
Die Produktion lahmte ihrem Ende in Los Angeles entgegen. Liz Smith berichtete über eine der letzten Vorstellungen vor Ende der Laufzeit am 6. November: »Die ›Liz’n’Dick-Show, offiziell unter dem Namen Private Lives bekannt, ist nun Gott sei Dank Geschichte. Und was für eine!« Inzwischen zog Elizabeth alle Register. »Sie überschritten gegenseitig ihre Grenzen, traten einander auf die Füße«, schrieb die Kolumnistin. »Sie schnulzten und schmalzten, waren außer Rand und Band. Miz Liz haute richtig auf den Putz – zwinkerte, zog Grimassen, warf belegte Brötchen ins Publikum. Und das war natürlich HIN UND WEG von ihr!« ( New York Post , 14. November 1983).
Was Liz Smith im Gegensatz zu anderen Kritikern erkannte: Elizabeth hatte ihre neue Rolle als Königin des Kitsch angenommen. Sie hatte die große Show immer geliebt (wohl ein Erbe von Mike Todd) – den spektakulären Auftritt, opulente Pelze, Diamanten, bei deren Anblick einem die Augen überquollen, Fabelhaftigkeit um der Fabelhaftigkeit willen. Das hatte sie immer genossen, zelebriert und verstanden. Und der Hauptgrund, weshalb sie und Burton nicht mehr zusammen auf der Bühne stehen konnten, war vielleicht, dass Richard inzwischen ein tragischer Fall war und Elizabeth ein komischer. Das war Elizabeth selbst klar. Sie sagte zu jener Zeit einmal: »Wenn wir Richard und Elizabeth sein konnten, lief unsere Ehe wunderbar. Liz und Dick hat nicht funktioniert, weil das zwei Menschen waren, die es in Wirklichkeit gar nicht gab.« Doch das war nun das, was ihnen geblieben war.
Privat lief es nicht gut für Elizabeth. Sie hatte wirklich erstaunlich zugenommen. Außerdem waren ihr Alkohol- und Medikamentenkonsum so hoch, dass selbst ihr alter Freund und Arzt Dr. Kenemer sich weigerte, sie noch länger zu behandeln. Im Dezember war die Private Lives -Tortur endlich vorüber. Sie brach zusammen und wurde mit Schmerzen wegen einer Dickdarmentzündung ins Cedars-Sinai-Krankenhaus in Los Angeles gefahren. Vor allem aber suhlte sie sich »in Selbstmitleid und Selbstekel«
und spülte die Schmerzmittel mit Jack Daniel’s hinunter. Victor Luna besuchte sie im Krankenhaus, aber es war klar, dass sich ihre Heiratspläne nicht verwirklichen würden. Ref 698
Ihr alter Freund Roddy McDowall, ihr Bruder Howard und drei ihrer erwachsenen Kinder, Michael, Christopher und Liza, stellten sie im Krankenhaus zur Rede. Am 5. Dezember 1983 wurde sie zur Entgiftung ins Betty Ford Center in der Nähe von Palm Springs aufgenommen. Die Welt war schockiert. Sie war der erste Star, der offen in die mittlerweile bekannte Entziehungsklinik ging. Elizabeth war der persönliche Schützling der ehemaligen First Lady und Gründerin des Zentrums, Betty Ford. Taylor kam den Boulevardzeitungen zuvor, indem sie öffentlich bekannt gab, dass sie sich wegen Abhängigkeit in Behandlung begeben hatte. Burton kämpfte Zeit seines Lebens dagegen, sich als Alkoholiker zu betrachten, aber Elizabeth war in der Lage, auch harten Wahrheiten ins Gesicht zu blicken.
Nach sieben Wochen Therapie und spartanischem Leben verließ Elizabeth die Klinik trocken und elf Pfund leichter. Als Burton in Céligny ein Foto der wie ausgewechselt wirkenden Elizabeth sah, rief er sie an, um ihr zu ihrem glänzenden Aussehen zu gratulieren. Und er wollte sie treffen. Sie war ihm immer noch die Liebste, gab Burton gegenüber seinem Bruder Graham Jenkins eines Abends im Juli im Dorchester zu. Burton drehte gerade in London 1984 , seinen letzten Film. »Wir haben uns nie wirklich getrennt«, fuhr er fort, »und werden es wohl auch nie tun.« Elizabeth, die noch immer mit Victor Luna zusammen war, lebte nun abwechselnd in einem neuen Haus in Bel Air und ihrem geliebten Chalet in Gstaad. Einmal trafen sie sich mit Richard
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