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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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dabei ist etwas schief gegangen. Weil sich etwas mit eurem Medikament gemischt hat oder etwas in der Art. Richtig?«
    »Darüber haben wir doch schon . . .«
    »Richtig?«, brüllte Sebastian.
    »Ja, natürlich.« Wallroths Gesicht zuckte.
    Sebastian holte ein paar Papiere aus der Tasche und hielt sie Wallroth hin. Es war der Ausdruck der Datei, die Robert und Mato in den gespeicherten Ordnern entdeckt hatten.
    Wallroth nahm sie schweigend. Als er las, schien ein Schatten über sein Gesicht zu fliegen. Er knüllte die Papiere zusammen und warf sie Sebastian vor die Füße.
    »Woher hast du das? Woher!? Das ist kriminell! Aber das weißt du sicher. Na, ist ja auch . . .« Sein Gesicht war völlig reglos: eine starre, steinerne Reglosigkeit. Er wandte sich ab, ging zu einem der Ledersessel hinüber und setzte sich.
    »Wir waren wirklich überrascht, als wir das entdeckt haben.« Sebastian zeigte auf das Papier am Boden. »Es war ein Zufall, weißt du? Eigentlich hatten wir Steadmans Rechner im Visier. Aus Versehen wurde auch deine Festplatte kopiert. Und siehe da: ein E-Mail-Wechsel, hochinteressant.« Sebastian schüttelte den Kopf. »Ich konnte es wirklich nicht glauben, als Mato mir das heute Nacht erzählt hat.«
    »Ich glaube nicht, dass ihr irgendetwas begreift.« Wallroths Stimme drückte Besorgnis aus. »Was willst du von mir? Wenn du so weitermachst, wird unsere Freundschaft leiden, Sebastian.« Es klang, als machte Wallroth sich eher Sorgen um Sebastian als um sich selbst.
    »Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich verstehe, was da zu lesen ist«, erklärte der. »Inzwischen habe ich genug Steinchen gesammelt, um ein Bild zusammenzusetzen.«
    »So, und was soll das für ein Bild sein, mein Sohn?«, fragte Wallroth.
    »Kein sehr schönes«, fuhr Sebastian fort. Er bückte sich nach den zerknüllten Seiten und faltete sie wieder auseinander. »Aus diesem Briefwechsel zwischen dir und einem gewissen Dietz geht hervor, dass bei einer Reihe von Versuchen in Südamerika – ich erspare uns die Details – einer der Wissenschaftler gezielt das zu testende Medikament verändert hat. Und dass es deshalb zu einem Massaker gekommen ist. Es war kein Versehen. Das Massaker war Ziel des Versuchs gewesen. Es war das, worauf einer der Wissenschaftler spekuliert hatte.« Sebastian spürte, dass seine Hand mit dem Weinglas zitterte. Er nahm einen Schluck und stellte das Glas auf dem Couchtisch ab.
    »Ich hatte eine Weile gedacht, dieser Wissenschaftler wäre Steadman gewesen. Ich habe dich ja sogar gefragt, ob du dir das vorstellen könntest. Du hast gelacht. Jetzt weiß ich auch, warum. Nicht Steadman hat mit Dietz zusammengearbeitet. Das warst du, Wallroth.«
    Er schaute seinem Gegenüber ins Gesicht. »Stimmt es, was ich gesagt habe? Sag mir, ob es stimmt«, forderte Sebastian ihn auf. Wallroths Gesicht war von roten Flecken überzogen. Aber er schwieg.
    »Wie heißt doch gleich der Ort, an dem ihr damals deinen Versuch gemacht habt? Deinen Versuch, von dem mein Vater und die drei anderen Wissenschaftler annahmen, es sei ein ganz anderer?«
    »San Mateo.«
    Wallroth hatte seinen Kopf in die Hände gestützt, und die zwei Worte kamen so leise, dass Sebastian sie kaum verstanden hatte.
    »Was hast du gesagt?«
    »San Mateo!«, antwortete Wallroth lauter. Er bewahrte noch immer die Fassung, versuchte, seiner Stimme einen spöttischen Klang zu geben. Aber es schien ihm nicht leicht zu fallen. »Was willst du eigentlich«, fuhr er fort. »Das ist doch alles lange vorbei.«
    »Ich will jetzt die Wahrheit wissen, Wallroth. Ich will jetzt die ganze Wahrheit von dir hören.«
    »Na gut. Dann hör mir mal zu. Ich weiß zwar nicht genau, was das hier soll, aber bitte. Vielleicht hilft es dir ja beim Erwachsenwerden. Es war fast so, wie du es beschrieben hast. Auf ein Massaker hatte ich nie gehofft. Aber immerhin, das Mittel zeigte Wirkung – in die richtige Richtung. Es war ein gutes Projekt. Es diente einem guten Zweck und es war erfolgreich. Wenn die anderen nicht wussten, was los war, dann nur, weil wir ihnen nicht vertrauen konnten. Christian . . .« Der Wissenschaftler stockte.
    »Was war mit meinem Vater?«, fragte Sebastian.
    »Dein Vater hatte doch zu dieser Zeit nur Flausen in seinem brillanten Kopf. Er war ein Idealist. Freie Forschung zum Nutzen der ganzen Menschheit. Alle Erkenntnisse der Allgemeinheit und dieser ganze Quatsch. Er wäre im Zweiten Weltkrieg ein zweiter Klaus Fuchs gewesen, der den Russen die Atombombe

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