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Fußball-Gangster

Fußball-Gangster

Titel: Fußball-Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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in den singenden Gesprächston des anderen, der als Erstes bedauernd mitteilte, dass das gemeinsame Mittagessen ausfallen musste. Der Sprinterstar Carl Lewis hatte sich nach zähen Verhandlungen endlich zu einem Live-Interview zum Thema Doping bereit erklärt. Dann plauderten sie über Musikagenturen – für Bob ein vertrautes Thema. »Espresso?«, fragte Randolphe und hielt ihm gleichzeitig eine Zigarettenpackung unter die Nase.
    »Koffein ja, Nikotin nein«, antwortete Bob. Er lehnte sich in dem Besucherstuhl zurück und schlug ein Bein über das andere. »Kommen wir zur Sache«, sagte er weltmännisch, während Randolphe an einer teuren italienischen Espressomaschine hantierte, die hinter seinem Schreibtisch stand. »Sie wissen, ich vertrete eine Kundengruppe, die sich für Werbung in der neuen Fußball-Profiliga interessiert. Und zwar in Stadien, auf Trikots und vor allem im Fernsehen.« Bob brach ab und beobachtete sein Gegenüber genau.
    »Mmhh«, brummte Randolphe und reichte Bob eine kleine, schwarze Tasse, aus der intensiver Kaffeegeruch strömte. »Mögen Sie Fußball?«
    Bob lächelte ihn selbstbewusst an. »Mir ist Baseball lieber. Aber persönliche Liebhabereien zählen ja nicht. Es geht um unsere Kunden. Ums Geschäft.« Wenn ich wirklich so dächte, überlegte Bob, würde ich mich ohrfeigen. »Aber ich kenne mich einigermaßen aus mit Fußball.«
    »Die Agentur Sendler vertritt ›Sany‹ und ›Multisonic‹, wenn ich nicht irre.«
    Bob nickte.
    »Potente Kunden!« Der Grauhaarige wiegte den Kopf.
    »Finanzstark«, stimmte Bob zu. Er fand wachsenden Gefallen an dem Spiel. Trotzdem beschlichen ihn leise Zweifel, ob bei dem Gespräch etwas herauskommen würde, wenn dieses vorsichtige Abtasten so weiterging. Er entschloss sich zum Frontalangriff. »Wir sind sehr interessiert«, fuhr er fort, »allerdings …«
    »Allerdings?«
    »Wir sind nicht am europäischen Konzept interessiert. Jedenfalls nicht hierzulande.« Bob ließ wieder eine Pause eintreten und wartete auf die Reaktion.
    Sein Gegenüber hob die Augenbrauen. »Europäisches Konzept? Wovon sprechen Sie, junger Mann?«
    Bob ließ sich von dem tadelnden Ton nicht aus der Fassung bringen. »Ich gehe davon aus, dass wir uns verstehen«, erwiderte er und verzog keine Miene. »Eine Pleite wie mit ›Earphone‹ kommt nicht in Frage.« Er ließ den Sportchef nicht aus den Augen. Der zuckte beim Stichwort ›Earphone‹ mit keiner Wimper. Noch aufschlussreicher allerdings war, dass er mit keinem Wort nachfragte. Stattdessen nippte er versonnen an seinem Kaffee.
    Vorsichtig führte Bob seine Tasse unter den ungewohnten Schnauzer. Beinahe hätte er sich verschluckt, so stark war das Gebräu. Es gelang ihm aber immerhin, sich nicht anmerken zu lassen, wie scheußlich ihm der Espresso schmeckte.
    Plötzlich stand Randolphe auf, ging zu dem hohen Stahlschrank neben der Tür, sperrte ein schmales Fach auf, holte eine dunkelblaue Mappe heraus und lehnte sich lässig neben Bob an den Schreibtisch. »Wir wollen Werbeblöcke zu festen Zeiten durchsetzen«, sagte er.
    »Ausgeschlossen«, gab Bob rasch zurück. »Da macht die FIFA niemals mit.«
    »Dann muss man eben andere Wege gehen.«
    Bob setzte sich langsam auf. »Und Ihr Sender kennt diese Wege.« Absichtlich sprach er das wie eine Feststellung aus, nicht als Frage.
    Randolphe nickte. »Sagen Sie Ihren Kunden, ITNTV hat die Sache im Griff.« Seine Fingerknöchel klopften auf den Aktendeckel. »Wir sind startbereit.« Einen Moment lang schien er zu überlegen, ob er seinem Besucher Einblick in diese offenbar äußerst wichtigen Unterlagen gewähren sollte. Aber dann ging er doch zurück an den Schrank, verstaute die Mappe in dem Fach und versperrte es mit einem kleinen Schlüssel von seinem Schlüsselbund. Dann wandte er sich wieder an Bob und lächelte freundlich zu ihm herunter. »Von uns aus könnte ein Treffen schon nächste Woche stattfinden.«
    Bob stand auf. »Ich spreche mit meinen Kunden und melde mich.«
    Das Telefon klingelte. Randolphe hob ab. »Oh«, sagte er knapp. »Ich komme.« Er legte auf. »Mr Sendler, Sie müssen entschuldigen, aber Carl Lewis ist da. Ich muss ins Studio.« Er drückte auf einen Knopf, um sein Telefon ins Sekretariat umzustellen.
    »Wir sind ohnehin fertig«, meinte Bob und streckte ihm die Hand hin.
    »Wir haben denselben Weg«, sagte Randolphe und ließ seinem Besucher mit einem Wink den Vortritt. Über die Schulter warf Bob einen sehnsüchtigen Blick auf den Schrank. Es

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