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Fußball-Gangster

Fußball-Gangster

Titel: Fußball-Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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abgewinnen konnte. Sie setzten sich an den großen runden Tisch und Peter schob einen Hocker unter sein Bein. Dann erzählte Lys – betont sachlich, um die Jungen nicht weiter auf die Palme zu bringen – von der Entdeckung, die sie auf dem Schulfest gemacht hatten. Eine der Köchinnen, die täglich in der Mensa für das Mittagessen sorgten, hatte ihnen ihren Neffen Tony vorgestellt, der gerade zu Besuch war. Sie hatten ihn ziemlich nett gefunden und waren mit ihm über das Gelände spaziert. Schließlich hatte er begonnen, über Fußball zu schimpfen.
    »Wir haben ihn immer weiter aufgestachelt«, sagte Lys. »Natürlich nur so. Mehr zum Spaß.«
    Plötzlich hatte Tony fluchend und schimpfend wie ein Rohrspatz über Fußballstars wie Cobi Jones und Alex Lalas hergezogen, die den Amerikanern ihre klassischen Sportarten nehmen wollten. Hatte etliche Brasilianer, diesen grässlichen Italiener Roberto Baggio und einen gewissen Jürgen Klinsmann zum Teufel gewünscht. War schließlich total ausgerastet und am Ende davongestürmt, als sei er hinter einem unsichtbaren Gegner her.
    »Ich bin ihm nach«, berichtete Kelly weiter. Sie zuckte die Schultern. »Eigentlich wollte ich die Sache wieder geradebiegen.« Sie warf Peter einen Blick zu. »Er war wirklich sympathisch.« Aber dann hatte sie gesehen, wie er sich mit einem der Jungen traf, die Jimboy beim ersten Auftritt beobachtet hatten. »Ronald Bush, dieses Großmaul, du weißt schon«, sagte Kelly. Peter nickte. Seinen Ärger hatte er schon vergessen; jetzt war er fast ein bisschen stolz auf seine Freundin.
    Die beste Idee hatte schließlich Lys gehabt. Sie erkundigten sich bei einigen Lehrern und Lehrerinnen nach den Klassenarbeiten des abgelaufenen Schuljahres. Und sie stellten fest, dass ein Literaturseminar, das Ronald Bush besuchte, sich mit Alliterationen befasst hatte. »Jedenfalls bin ich in den Raum eingestiegen, in dem die Arbeiten gesammelt liegen«, erzählte Lys.
    »Wenn dich jemand erwischt hätte, wärst du von der Schule geflogen«, warf Bob ein.
    »Sie geht doch gar nicht mehr auf unsere Schule«, belehrte ihn Kelly, und Bob schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, weil er das in der Aufregung vollkommen vergessen hatte.
    »Wie bist du in das Zimmer hineingekommen?«, fragte Justus kopfschüttelnd.
    Kelly zog eine Haarnadel aus ihrem 60er-Jahre-Turmgebilde, das neuerdings den dicken Indianerzopf abgelöst hatte, und hielt sie Justus vor die Nase.
    »Hat sich doppelt bewährt«, lachte Lys. »Den Schrank, in dem die Hefte lagern, hab’ ich auch so geöffnet.« Die Jungen sahen sie fragend an. »Ich hab’ mal in einem Film eine außerirdische Kleptomanin gespielt«, sagte sie. »Und weil das echt aussehen sollte, hat mir einer der Techniker gezeigt, wie man einfache Schlösser mit einer Haarnadel aufkriegt.«
    Trotzdem wäre beinahe der ganze Aufwand umsonst gewesen, denn an Ronalds Arbeit über Alliterationen hatte sie nichts Besonderes entdecken können. Enttäuscht hatte sie das Heft schon wieder zurücklegen wollen, als ihr Blick beim Durchblättern auf die Interpretation eines Textes über die Nibelungen fiel. Siegfried kam darin vor und auch die Geschichte mit dem Blut des Drachen Fafnir, das ihn unverwundbar machte.
    »Mit Ausnahme einer ganz bestimmten Stelle an seinem Körper«, korrigierte Justus, aber die anderen wollten jetzt nicht mit seiner Bildung behelligt werden.
    Mit leuchtenden Augen berichtete dann Elizabeth von dem Zusammentreffen, bei dem sie schließlich die beiden Verdächtigen mit den gewonnenen Erkenntnissen konfrontiert hatten, wie sie sich ausdrückte. »Nach nicht einmal drei Minuten war die Sache klar. Ronald und Tony bekamen sich in die Haare, beschuldigten sich gegenseitig und lieferten so den letzten Beweis.«
    »Diese Schufte!« Bob war ehrlich empört.
    »Nicht so eilig mit solchen Wörtern!«, mahnte Lys. »Eigentlich ist das Ganze nämlich auch ziemlich traurig. Der Hintergrund ist nämlich der: Tonys Vater, ein italienischer Einwanderer, hat sein ganzes Erspartes verloren, weil er Gangstern auf den Leim gegangen war, die angeblich in Colorado ein Fußballstadion bauen wollten. Wir haben später die Köchin getroffen. Sie war in Tränen aufgelöst und hat uns das erzählt.« Sie stockte. »Natürlich hatten wir vorher Charly informiert. Und der hat die beiden Knaben mächtig in die Mangel genommen.«
    Die Mädchen schauten in die Runde. »Der erste Fall der drei !!!«, lächelte Kelly verlegen, als niemand etwas

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