Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko
und schaute angestrengt aus dem Seitenfenster. Er war es einfach nicht gewohnt,dass sich jemand über ihn freute. Das hatten schon seine Eltern nur sehr selten gemacht. Eigentlich nie. Deshalb war er ja von zu Hause in die Fußballschule am Meer gezogen. Deshalb und weil er Fußballprofi werden wollte.
«Hat er das wirklich gesagt?», fragte er leise.
«Hat er», bestätigte Manni. «Und auch dass er dich mag. Genau wie Herr Petersen, Steffi, deine Freunde – und natürlich ich. Wir alle mögen dich und sind jederzeit für dich da!»
«Hör schon auf», sagte Finn schroff. «Du hörst dich an wie ein Sektenprediger!»
Manni schien über den Vergleich nicht böse zu sein.
«Kann sein», sagte er jedenfalls ungerührt. «Aber im Gegensatz zu solchen Leuten meine ich es ernst.»
Finn schluckte.
«Schön wär’s», murmelte er, und dachte: Ich hab’s doch gewusst: Rechter-Außenverteidiger-Verarsch-Tag !
Frisch geduscht und pappsatt öffnete Finn eine knappe Stunde später die Tür zum Billardraum, dem Treffpunkt der «Pappnasen». Die anderen Bewohner der Fußballschule spielten dort höchstens tagsüber mal eine Partie Pool oder Carambolage. Am Abend gehörte der RaumFinn und seinen Freunden. Das war ein ungeschriebenes Gesetz, an das sich alle hielten, sogar die älteren Kicker. Wenn sich doch mal jemand nach dem Abendessen in den Raum verirrte, sagten die U1 3-Kicker natürlich nichts. Der Raum gehörte ihnen ja nicht wirklich. Aber die Störer merkten in aller Regel schnell, dass sie unerwünscht waren, und gingen wieder. Eigentlich hätte man das Billardzimmer auch in «Pappnasen-Klubraum» umbenennen können.
Den Namen hatten sich Finn, Brit, ihr wenige Minuten älterer Zwillingsbruder Josh, Filip und Dani gegeben, als sie sich in den Sommerferien bei der Fußballfreizeit des FC Norderdünen kennengelernt und zusammen in einem Zelt gewohnt hatten. Und weil der Name zwar nicht unbedingt furchteinflößend oder saukomisch, aber immerhin ungewöhnlich war, hatten sie ihn einfach behalten, als sie nach den Ferien im Fußballinternat aufgenommen worden waren. Inzwischen kannten ihn sogar die Lehrer der Schlossschule, und sie wussten auch, wer alles dazugehörte. Aus den fünf «Ur-Pappnasen» war nämlich eine Mannschaft mit insgesamt zwölf Kickern geworden – und die hatten sich alle im Billardraum versammelt!
Die Freude darüber war Finn deutlich anzusehen. Das Fußballinternat war sein neues Zuhause und die Mitspieler seine Familie. Alle elf, nicht nur Luca, sein bester Freund und selbsternannter Bruder, der auch an diesem Abend wieder ganz dicht neben Julia saß. Obwohl die beiden sich sogar schon mal geküsst hatten und es auch sonst einige Anzeichen dafür gab, war sich Finn immer nochnicht hundertprozentig sicher, ob sein Mitbewohner und die Torhüterin der «Pappnasen» wirklich ein Paar waren. Luca schwieg, wenn Finn ihn danach fragte – und einmal hatte er ihm sogar Prügel angedroht! Natürlich nur im Spaß, aber Finn wurde trotzdem den Eindruck nicht los, dass sein bester Freund und Mitbewohner nicht über das Thema reden wollte. Jedenfalls nicht mit ihm, und das war eigentlich auch ganz gut so. Mit der Liebe kannte Finn sich nämlich überhaupt nicht aus, und er wollte sich damit auch nicht auskennen. Obwohl …
«He, Finn, wie war’s?!», rief Brit und strahlte ihn an. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte ihn zur Begrüßung umarmt.
Das konnte Finn deutlich sehen. Und er sah auch, dass sie nur auf ein Zeichen von ihm wartete, um ihr Vorhaben doch noch in die Tat umzusetzen.
Doch Finn vermied alles, was sie als ein Zeichen hätte deuten können. In einem schwachen Moment hatte er ihr mal gestanden, dass er es schön finden würde, wenn sie in ihn verliebt wäre. Seitdem achtete Finn sehr darauf, dass er mit ihr nie alleine war. Er ahnte zwar, dass er das nicht für alle Ewigkeit verhindern konnte, aber er wollte es wenigstens versuchen. Gefühle waren nämlich nicht so ganz seine Sache. Vor allem die positiven nicht. Deshalb wollte er auch viel lieber Brits Frage beantworten und erzählen, wie es ihm beim Sichtungstraining in Hannover gefallen hatte, als von ihr in den Arm genommen zu werden. Vor den Augen der anderen!
Doch er kam nicht dazu. Plötzlich schauten nämlichalle an ihm vorbei. Beziehungsweise über ihn hinweg. Ahnungsvoll drehte Finn sich um – Herr Petersen, der Präsident des FC Norderdünen und Chef der Fußballschule, stand vor ihm!
Finn hatte
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