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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Mann
 
    Sansiri zog das Schultertuch vor der Brust zusammen und rieb sich fröstelnd die Arme. Der Herbst war fast vorüber, und der Winter nahte; der Wind brachte schon den Geruch des ersten Schnees mit sich. Seit Tagen hatte es ununterbrochen geregnet, und viele Flüsse und Bäche waren über die Ufer getreten. Das große Fyrgar-Gebirge lag hinter dickem Dunst und einer Wolkendecke verborgen.
    Gelächter und Stimmengeschwirr drang aus der Schänke heraus, als die Tür geöffnet wurde und im herausfallenden Lichtschein jemand ins Freie trat.
    Mukel, der große, schweigsame Knecht, setzte seinen breitkrempigen Hut auf, um den nur von schütterem Haar bedeckten Kopf zu schützen. Misstrauisch schaute er in den Abend, der gleich hinter dem Dachvorsprung begann, düster und verhangen, aber wenigstens ohne Regen. »Wann hat es aufgehört?«, fragte er Sansiri.
    »Vor einer Stunde etwa.«
    »Dann gehe ich lieber. Wenn schon nicht trockenen Fußes, komme ich wenigstens trockenen Hauptes nach Hause.«
    Die Wege waren schlammig und von Rinnsalen durchzogen; kaum ein Fuhrwerk kam mehr durch, allenfalls noch Ochsenkarren mit besonders starken Zugtieren.
    Mukel trug dick verkrustete Lederstiefel, doch die uralten, spröde gewordenen Nähte fingen an, sich zu lösen. Nach einem weiteren prüfenden Blick auf den Weg zog er die Stiefel kurzerhand aus und ging barfuß in den Morast.
    »Gute Nacht, Sansiri«, rief er über die Schulter, während er davoneilte.
    »Gute Nacht, Mukel, bis morgen«, antwortete sie. Sie sollte wieder hineingehen, aber die Luft dort drin war stickig, und viele der Gäste waren betrunken. Manchmal machte es ihr nichts aus, aber an Abenden wie diesem wurde sie dessen überdrüssig. Ich verlasse Zem , dachte sie. Ich will ein fröhliches Heim und Kinder und nicht einen Schankwirt als Mann, der jede Frau anschaut außer seiner eigenen. Und der nur Fäuste sprechen lässt.
    Mukel hatte ihr schon oft gesagt, dass sie mit ihm gehen könne. »Ich verdiene nicht viel, aber sicher gibt es für dich Arbeit auf dem Hof. Die Herrschaft ist anständig, sie würden uns bestimmt ein kleines Haus bauen lassen. Ich werd' dich auch nie schlagen, Sansiri, so was tu ich nicht.«
    »Das weiß ich doch, Mukel, aber Zem würde uns finden. Ich muss weit fort, wenn ich ihm entkommen will. Und ich will nicht ewig Magd bleiben, verstehst du das nicht?«
    Nein, das tat er nicht. Sie konnte es ihm sagen, so oft sie wollte, er versuchte es immer wieder. Wenigstens legte er sich nicht mit Zem an.
    Eines Tages ...
    Sansiri wollte soeben wieder hineingehen, als sie einen leisen Ruf hörte.
    »Bist du einsam?«
    Verunsichert blieb sie stehen und spähte in die Dunkelheit. »Wer ist da?«
    »Bist du einsam?«
    Die Stimme klang fremd, nicht-menschlich, aber keineswegs erschreckend. Sie rührte an eine Stelle in Sansiris Herz und brachte sie auf seltsame Weise zum Klingen.
    Das war neu, aber dennoch fiel sie nicht darauf herein. Sie kannte solches Gerede zur Genüge. Von Männern, die Sansiris Augen traurig fanden und sie trösten wollten. Am liebsten überall mit ihren Händen.
    »Bist du einsam?«
    Sie hatte genug. Hier draußen musste sie sich das nicht auch noch gefallen lassen. »Hör zu, du Trunkenbold, sieh zu, dass du nach Hause kommst!«, rief sie warnend in die Dunkelheit. »Ich hole die Dorfwache.« Immerhin gab es auch weibliche Gäste in der Schänke, die unter Umständen allein nach Hause gehen mussten. Sansiri achtete stets darauf, dass sie dies ohne Sorge tun konnten, indem sie ihnen verlässliche Begleitung mitgab oder die Dorfwache alarmierte.
    »Fürchte dich nicht.«
    »Wovor sollte ich mich fürchten?«, fragte Sansiri, fast trotzig. Sie wollte wieder hineingehen. Doch immer wenn sie einen Schritt tun wollte, hinderte etwas sie daran. War es diese Stimme? Oder war es ihr Widerwille gegen die ungehobelten Gäste da drin und gegen Zem, der heute in der Stimmung war, sie zu schlagen? Sie kannte diesen Blick, wenn er zu viel getrunken hatte und streitsüchtig wurde.
    »Ich tue dir nichts.«
    »Verschwinde.« Doch sie verlieh ihren Worten nicht den nötigen Nachdruck. Was war das für ein seltsames Wesen, das sich hierher verirrt hatte? Selten kamen an diesen Ort andere Leute, die keine Menschen waren. Sansiri kannte die Geschichten über die Alten Völker, die vor allem im weit entfernten Valia lebten, in Nachbarschaft mit den Menschen. Dort gab es Pferdmenschen, Geflügelte, Menschenähnliche, sogar Dämonen, und sie

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