Fyrgar - Volk Des Feuers
keiner an«, nuschelte Aldavinur mit vollem Maul. Behutsam hob er den Bewusstlosen, der völlig schlaff in seinem Fang hing, auf den Rücken seines Schützlings.
Das gebrochene Bein schlug dabei gegen die Flanke des jungen Fyrgar, was den Verwundeten mit einem Aufschrei wieder zu sich brachte.
»Gut«, sagte Aldavinur, der ihn mit einer Samtpfote stützte. »Nun bleib ganz ruhig liegen und halte dich an Efrynns Halskragen fest. Er wird dich zu meiner Höhle tragen. Dein Bein wird dabei leider frei schwingen, aber du musst bei Bewusstsein bleiben, sonst stürzt du.«
»Ich glaube, ich will lieber sterben«, flüsterte der Gepeinigte. Er presste die Augen zusammen und bewegte leicht den Kopf. »Ist das dein Speichel, der mir da den Nacken runterrinnt?«
»Da es nicht regnet, wird es wohl so sein.«
»Er brennt wie Feuer. Hast du mich etwa angeknabbert?«
»Deine Art mag ich nicht verspeisen, Krahim.«
»Ich habe einen Namen. Gondwin. Bitte vergiss ihn nicht, damit ich nicht namenlos sterbe.«
»Du wirst nicht sterben, Gondwin.« Aldavinur war keineswegs so überzeugt, wie er klang. Der Mann war unterkühlt, seine Haut hatte eine ungesunde graublaue Färbung, und er war sehr schwach. Aber Krahim waren zäh, und Menschen hielten auch eine Menge aus.
»Ich bin Efrynn«, stellte der Junge sich vor. »Und das ist mein Lehrmeister Aldavinur. Er ist hochgeachtet, also lass es nicht am nötigen Respekt ihm gegenüber mangeln!«
»Ich bitte um Vergebung«, sagte Gondwin demütig. »Das ist alles nicht leicht für mich.«
Er befand sich Auge in Auge mit Aldavinur, der neben Efrynn stand, und blinzelte schüchtern. »Wir müssen los«, mahnte der Lehrmeister und hob den Kopf zum Himmel. »Dort oben braut sich etwas zusammen, der nächste Regen ist nicht weit.« Als er wieder zu Gondwin sah, stellte er fest, dass der Mann erneut ohnmächtig geworden war. Besser für ihn, denn der Rückweg würde nicht leicht.
Sie kletterten wieder nach oben, überquerten das Geröllfeld und machten sich zum Sprung auf die andere Seite bereit. Unterwegs hatte Aldavinur einige Steine umgedreht und Kupferwürmer eingesammelt, deren schimmernde Körper er hochhielt, als sie die Klingfelsen erreichten und Netzfallen über den Weg gespannt sahen. Er ging voraus, zerriss die Netze mit scharfen Krallen und setzte dann die Kupferwürmer bei einigen Löchern ab, aus denen Finsternis herausquoll. Zufrieden hörte er empörtes, auch panisches Zischen und Schnarren.
»Das wird ihnen eine Lehre sein«, murmelte er vor sich hin und drehte den Kopf nach hinten. »Nun pass auf, Junge, folge genau meinen Tritten.«
»Ich werde keinen Fehler machen, Meister, und dir keine Schande bereiten«, versicherte Efrynn. »Ich bin schließlich ein guter Schüler.«
Der Rückweg dauerte viele Stunden, und der Nachmittag ging bereits dem Ende zu, als sie schließlich bei Aldavinurs Winterhöhle ankamen. Außer einem weichen Lager aus Fellen und Federdecken befand sich nichts darin. Die Federn schimmerten rot und gelb - Geschenke von Beserdem, und die Felle waren von Sarundi und Resimbar, Efrynns Eltern, und anderen Fyrgar, die Aldavinur ihre Ehre erweisen wollten. Aldavinur, sonst jeglicher Verehrung abgeneigt, hatte in dem Fall nichts dagegen; auch ein mit dichtem, weichem Fell bedeckter Katzenkörper wollte wohl gebettet sein.
»Du hältst Wache bei ihm, während ich mit dem Rat spreche«, befahl er Efrynn. »Ich bin bald mit einem Heiler zurück.«
»Jawohl, Meister.« Efrynn sah müde aus, das Abenteuer hatte ihn sehr angestrengt. »Das war ein außergewöhnlicher Tag, Meister. Ich habe so viel gelernt wie sonst in einer Woche.«
»Ungewöhnliche Ereignisse erfordern erhöhte Aufmerksamkeit«, sagte Aldavinur und kratzte sich hinter dem Ohr; seine Zunge fuhr kurz über das vom Regen klebende Fell, und er schüttelte sich. Später würde eine gründliche Reinigungsprozedur notwendig sein. »Manchmal werden auch wir aus unserer beschaulichen Ruhe gerissen, und du musst darauf vorbereitet sein.«
»Vor allem ich, willst du sagen?«
»Ja.«
Efrynn verzog das Gesicht und sah seinen Lehrmeister ernst an. »Empfindest du mich als etwas so Besonderes?«
Aldavinur nickte. »Du bist außergewöhnlich, Efrynn. Denn du bist mit Wissen geboren worden. Niemand von uns weiß, was dir zuteil wird, wenn du die Zweite Stufe beschreitest. Vielleicht trittst du in eine ganz neue Daseinsform ein.«
»Eine, die das Volk der Fyrgar schon lange erstrebt. Mit ... der Fünften
Weitere Kostenlose Bücher