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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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verdient«, antwortete sein großer Bruder Peter. Nun lachten alle und nickten Peter zu. anna Maria sah erstaunt ihren Bruder an, der ihr eindringlich in die augen blickte. anna Maria ahnte, dass etwas nicht stimmte.

    Das kleine Schauspiel hatte seinen Zweck erfüllt und die Leute abgelenkt. Man sprach über anderes, lachte und flachste. Dann erhob der alte Hofmeister seinen Weinbecher, schaute kurz in die Runde und sprach: »Da läuft der gute kühle Wein in den Hals hinein!«
    Alle tranken einen kräftigen Schluck und stellten dann die Becher mit lautem Knall auf den Tisch. Damit war das Essen beendet. Während den Männern Wein nachgeschenkt wurde, gingen die Frauen zurück in die Waschküche. Fleisch musste zerkleinert werden, bevor man mit dem Unterheben der Gewürze beginnen konnte. Erst nachdem die Gewürze die Wurstmasse mit ihren aromen durchzogen hatten, würde man damit die Därme füllen.
    Derweil räumten anna Maria und die Mägde das Geschirr ab. als das Mädchen die letzte Platte mit dem kläglichen Rest Nierchen aufnehmen wollte, griff Bauer Schütter nach dem Stück.
    »Richtig zubereitet schmeckt selbst so ein dreckiges Schwein. aber zur abwechslung ein schönes Stück Wild, dem wäre ich nicht abgeneigt«, sagte er und stocherte mit einem spitzen Stück Holz zwischen den wenigen Zähnen herum, die ihm geblieben waren.
    »Bist du wohl ruhig, du Dollbohrer!«, fauchte ihn sein Gegenüber an. »Wie soll das Stück Reh auf deinen Teller kommen? Du weißt doch, dass wir nicht jagen dürfen!«
    »Seid ruhig!«, stieß ein anderer Bauer hervor. »Wenn uns jemand belauscht, sind wir dran …«
    Doch Erwin Schütter ließ sich nicht einschüchtern: »Letzte Woche jagte mein Hund eine Krähe und bekam sie zu fassen. Ich hab dem Mistvieh den Kopf abgebissen … wunderbares dunkles Fleisch …«, schmatzte er.
    »Halt dein Maul, Erwin! Wilddieberei wird hart bestraft.«
    »Niemand wird sich diesem Wagnis aussetzten.«

    Erschrocken hatte anna Maria zum Vater geschaut, der jedoch kein Wort sagte. Das heimliche Jagen war eine große Leidenschaft des alten Hofmeister. Seinem Sohn Matthias hatte er diese Leidenschaft vererbt. Deshalb ahnte anna Maria, dass ihr jüngerer Bruder wohl im Wald unterwegs war, um Wild zu erlegen. Denn bei einem Schlachtfest war es einfach, das Wildfleisch unter dem Schweinefleisch zu verstecken.
    Doch Hofmeister blieb ruhig und nahm ungerührt einen weiteren Schluck aus seinem Becher und forderte dann die Männer auf: »Lasst uns zurück an die arbeit gehen.«
    Als sich die Männer von ihren Plätzen erhoben, krachten die Stuhlbeine lärmend auf den blanken Boden, sodass anna Maria nicht verstehen konnte, was der Vater mit ihrem Bruder Peter sprach. Sie sah nur, dass Peter nickte und dann nach draußen verschwand.

    Es war spät, als anna Maria am Ende dieses langen, arbeitsreichen Tages die Schürze abnahm und müde die Holzstufen zu ihrer Kammer hochstieg. Sich den honigblonden Zopf aufbindend, schlich sie an der Schlafstube der Eltern vorbei. Die Tür war angelehnt, und die Stimmen von Vater und Mutter waren zwar leise, aber deutlich zu hören. Neugierig blieb das Mädchen stehen und lauschte, doch es konnte nur Satzfetzen verstehen: »… seit den frühen Morgenstunden …«, klagte die Mutter.
    »Frau, beruhige dich … guter Schütze!«, hörte anna Maria die gedämpfte Stimme des Vaters.
    »Aber wenn der Grundherr …«
    »Nichts wird er … der Junge weiß, was er tut!« Die Stimme des Vaters klang nun ärgerlich.
    »Was sollen wir tun?«
    »Peter wird ihn finden!«
    Dann wurde die Tür geschlossen.

    Anna Maria hatte kaum zu atmen gewagt. Ihr Herz pochte laut. Mit zittrigen Händen löste sie die Strähnen aus dem Zopf. Sie hatte es geahnt, und das belauschte Gespräch der Eltern war die Bestätigung.
    »Matthias«, flüsterte sie, »sei vorsichtig!«

    Anna Maria konnte nicht schlafen. Unruhig wälzte sie sich hin und her und lauschte angestrengt in die Stille der Nacht hinein.
    Immer wieder schreckte sie hoch, da sie glaubte, Stimmen zu hören. Doch rasch merkte sie, dass sie sich getäuscht hatte. angespannt knetete sie die Bettdecke zwischen ihren Fingern. Wie spät mochte es sein?
    Plötzlich hörte sie das Knarren einer Tür. Hastig sprang anna Maria aus dem Bett und lief auf Zehenspitzen zur Tür der Kammer. Rasch wich die Wärme aus ihrem Körper, und Kälte kroch die Beine herauf. Sie beachtete ihr Zittern nicht, blies ihren warmen atem zwischen die gefalteten Hände

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