Gaelen Foley - Knight 06
als Sie mir die Wahrheit über Kurkow erzählen wollten, aber stattdessen glaubte ich seinen Lügen.“
„Euer Gnaden, Sie müssen sich nicht entschuldigen“, wider- sprach sie leise.
„Aber das tue ich. Und ebenso bei diesem Gentleman“, sagte Westland und hielt Alec seine Hand hin. „Ich habe Sie falsch be- urteilt, Knight. Ich habe oft genug mit Ihrem Bruder Hawkscliffe zusammengearbeitet, um zu wissen, welches Blut in Ihren Adern fließt, Sir. Sie haben uns alle vor großer Schande bewahrt.“
„Und nicht nur das“, fügte Parthenia hinzu, trat vor und hauchte Alec einen Kuss auf die Wange. „Vielen Dank, Lord Alec. Und Dank auch Ihnen“, fuhr sie fort und wandte sich lächelnd an Becky. „Wir alle stehen tief in Ihrer Schuld, mei- ne liebe geheimnisvolle Abby. Aber niemand so sehr wie ich.“ Jetzt, da ihre List durchschaut war, errötete Becky, aber Parthe- nia hatte nicht die Absicht, das gegen sie zu verwenden. „Vie- len Dank, dass Sie den Mut hatten, uns wissen zu lassen, was für ein Schurke Michail ist. Andernfalls hätte ich ihn vielleicht wirklich geheiratet.“ Scheu erwiderte Becky ihr Lächeln, wäh- rend Parthenia ihr einen schwesterlichen Kuss auf die Wange gab, doch dann bemerkte Parthenia die Wunde und machte des- wegen ein großes Aufheben. „Oh, meine Liebe! Was ist Ihnen geschehen? Nun, keine Sorge. Ich bin sicher, bis zur Siegesfeier morgen wird nichts mehr davon zu sehen sein.“
„Siegesfeier?“, wiederholte Becky.
Parthenia nickte. „Und denken Sie an meine Worte – wenn Sie in die Gesellschaft eintreten, meine Liebe, werden Sie keine engere Verbündete haben als mich – Lady Draxinger“, fügte sie flüsternd und nur für Beckys Ohren hinzu.
Becky machte große Augen.
Gerade in diesem Moment kam Drax hinzu, grinsend und mit geröteten Wangen. „Da ist er ja! Guter Mann. Ich wusste, dass du es schaffen wirst, lebend zurückzukommen.“ Stolz klopfte er Alec auf die Schulter.
„Aua, Degenverletzung“, murmelte Alec und zuckte zusam- men.
„Verflixt! Tut mir leid, alter Junge. Gibt es im Haus einen Arzt
für meinen Freund?“
Sofort war der Arzt bei ihm, doch Alec winkte ab.
„Gleich, danke. Aber zuerst muss ich Becky noch etwas geben.“
Ein neugieriges Murmeln erhob sich.
Alle folgten ihnen ins Haus. Es machte Alec nichts aus, dass sämtliche Anwesende ihnen bei diesem wichtigen Anlass zusa- hen. Langsam nahm er die Besitzurkunde für Talbot Old Hall aus einer Lade, rollte sie zusammen und schlang ein Band da- rum.
„Hier, mein Liebling“, sagte er leise, als er sie Becky in die Hände legte. „Endlich gehört Talbot Old Hall dir.“
„Nein, Alec“, sagte sie und sah ihn mit verschleiertem Blick an. „Uns.“
Zärtlich lächelte er sie an.
Als sie in sein Gesicht sah, standen Tränen der Liebe und Dankbarkeit in ihren schönen Augen. „Kann ich es dir zeigen, Alec? Talbot Old Hall, mein Dorf? Gehst du mit mir dorthin?“
„Natürlich“, antwortete er und zog sie in seine Arme. „Nur zu gern würde ich dich mit nach Hause nehmen.“
„Unser Zuhause.“
„Ja. Für immer.“
Sie schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich he- rab, und alle im Raum jubelten und applaudierten, als sie sich voller Freude küssten.
EPILOG
Vierzehn Tage nach der Siegesfeier trafen sie in Buckley-on- the-Heath ein.
Sie reisten in einem offenen Landauer, gefolgt von Fort und Rush in einer zweiten Kutsche. Alle zusammen hielten sie im Dorf an, wo die Leute den Mann bejubelten, der ihr neuer Herr war und sie vor Michail und seiner Kosakenhorde gerettet hatte.
Becky konnte kaum glauben, wie klein ihr das Dorf jetzt vorkam, nach all den Abenteuern draußen in der großen Welt.
Doch sie war ganz aufgeregt, als sie Alec jeden vorstellte, und sie platzte beinahe vor Stolz auf ihn. Ihr Verlobter seinerseits betörte das einfache Landvolk mit seiner selbstverständlichen Eleganz und Herzenswärme, und er verströmte seinen Charme wie wärmende Sonnenstrahlen. Er versprach, bald das Gast- haus aufzusuchen, um von dem örtlichen Bier zu kosten. Aber Becky, die sich danach sehnte, nach Talbot Old Hall zu kommen, wollte sich nicht länger hier aufhalten.
Als sie weiterfuhren und das kleine Dorf verließen, bedachte Alec sie mit einem liebevollen Blick. „Du hast mir nicht gesagt, dass es so malerisch ist. Und die Menschen sind so freund- lich.“
Lächelnd warf sie einen Blick zurück, wo ihre Freunde, die wieder genesen waren, ihnen in einiger Entfernung
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