Gaelen Foley - Knight 06
und lächelte.
Becky war nahe daran, panisch zu werden. Sie blickte zu Alec hinüber. Einen Teil seiner Kraft hatte er schon im Kampf ge- gen die Kosaken verbraucht, und nun war er verletzt, während Michail das nicht war. Als er einen Blick auf seine Wunde warf, aus der das Blut strömte, kam ihr der Gedanke, zum Cottage zurückzulaufen, um noch ein paar Kugeln für die leere Pistole zu suchen, aber ehe sie sich auch nur rühren konnte, hob Alec den Kopf und sah Michail an. Becky konnte beobachten, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte, als mobilisierte er seine letzten Kraftreserven, die noch tief in seinem Innern ruhten.
Er schüttelte sich kurz, hob den Degen wie zum Salut und hielt ihn sich vors Gesicht. Anschließend senkte er ihn und rich- tete ihn genau auf Michails Herz – und dann sprang er vor.
Während Becky ihn ansah, begriff sie nicht, wo der Zorn plötzlich herkam, der ihn antrieb, aber Michail hatte dem nichts
entgegenzusetzen. Alec trieb ihn langsam, gnadenlos und in perfekter Manier zum Rand der Klippen, richtete einen Hieb gegen seine Kehle und stieß dann zu, versetzte ihm einen blitz- schnellen Todesstoß. In diesem Augenblick glich er mit seinen blauen Augen und dem von der Sonne glänzenden Haar einem Erzengel, der einen Dämon vom Rand des Himmels warf.
Michail stieß einen erstickten Schrei aus, ließ seine Waffe fal- len und umklammerte Alecs Klinge. Alec versetzte ihm einen Stoß, Michail warf sich zur Seite, um nicht von den Klippen zu fallen – doch es war zu spät. Er stürzte ...
Auf einmal schrie Becky auf, als Michail im Fallen Alecs Fuß- gelenk packte, um den Mann, der ihn besiegt hatte, mit sich zu reißen.
„Nein!“ Sie eilte zum Rande der Klippen.
Alec brüllte vor Schmerz, als er sich an einem Felsen fest- klammerte. Das Gewicht war für seine verletzte Schulter bei- nahe unerträglich.
Becky starrte an Alec vorbei über den Abhang, während ihr Cousin hinabstürzte, Arme und Beine ausgebreitet, um weit, weit unten an den Felsen zerschmettert zu werden. Als er auf- schlug, zuckte sie zusammen, aber gleich darauf lag sie bäuch- lings am Rand der Klippen und streckte Alec beide Arme ent- gegen.
„Halt dich fest!“
„Geh weg“, stieß er hervor.
„Alec, nimm meine Hand. Ich ziehe dich hoch.“
„Das kannst du nicht. Ich bin zu schwer.“
„Halt dich an mir fest, Alec. Ich werde dich nicht fallen las- sen.“
„Das ist zu gefährlich. Es ist meine Schulter, Becky. Ich kann mich nicht hochziehen.“
„Wirst du dich festhalten! Du verlierst den Halt. Nimm meine Hand.“
„Nein – ich würde dich mit mir hinabreißen.“
„Nein, das würdest du nicht. Komm schon, Liebster. Streck deine Arme nach mir aus. Ich werde dich nicht loslassen.“
„Das kann ich nicht, Becky“, stöhnte er. „Ich liebe dich.“
„Oh, Alec, ich liebe dich auch.“ Tränen traten ihr in die Augen, als sie sich über den Rand beugte und die Hände nach ihm ausstreckte. Beinahe konnte sie seine zerschundenen Fin-
ger berühren.
„Ich liebe dich“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zäh- nen hervor. „Und vergiss das ja nie.“
„Dann nimm meine Hand, Alec. Bitte. Lass mich dich hoch- ziehen.“
„Du bist nicht stark genug.“
„Doch, das bin ich. Mach es, verdammt! Alec, ich brauche dich bei mir. Siehst du das nicht?“, brachte sie heraus. „Ich will nicht ohne dich leben. Wenn du mich dir nicht helfen lässt, wirst du hinabstürzen.“
„Verdammt“, flüsterte er, dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er presste die Lippen aufeinander und machte sich bereit, es zu probieren. „Gut.“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht umklammerte er den Felsen mit dem rechten Arm und streckte ihr seine linke Hand hin.
Der Wind wehte ihr das Haar zurück, als Becky weiter an den Rand der Klippen kroch, die Füße in den Boden stemmte und seinen Arm mit beiden Händen umklammerte. Mit den Fingern umfasste sie seinen Ellenbogen, und er stieß einen Schrei aus, als sie mit aller Kraft an seinem verletzten Arm zog.
„Komm schon! Gib nicht auf, Alec. Stemm dich hoch!“ Sie fühlte, wie sie nach vorn gezogen wurde, doch sie widersetz- te sich. Lieber wollte sie mit ihm hinabstürzen, als ihn loszu- lassen.
„Ich tue dir weh“, keuchte er, als er ihr schmerzverzerrtes Ge- sicht bemerkte.
„Nein, es ist nur – dein Ring. Er drückt ein bisschen gegen meinen Finger.“
„Du trägst ihn noch?“, stieß er überrascht hervor, während ihm der Schweiß über
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