Gaelen Foley - Knight 06
fragend ins Ohr.
„Machen Sie sich deswegen keine Gedanken“, unterbrach ihn Robert. „Was immer es sein mag – danke.“
Damien nahm sie einfach nur ganz fest in den Arm.
Was Nelyudow betraf, so war er nach seiner erfolglosen Suche nach Lady Campion nach Brighton zurückgekehrt, und danach hatte der russische Meisterspion Alec und Becky befragt, eben- so wie Vlad, den gefangenen Kosaken, um seinen Vorgesetzten in St. Petersburg Bericht erstatten zu können.
Der Kosak hatte ausgehandelt, nicht hingerichtet zu werden, wenn er dafür zeigte, an welcher Stelle im Moor Dmitri Ma- ximow begraben war. Nelyudow schickte einige seiner Männer nach Talbot Old Hall. Unter der Führung des Kosaken hatten sie das nicht bezeichnete Grab gefunden und die sterblichen Überreste des gefallenen Agenten mitgenommen, damit sie sei- ner trauernden Familie übergeben werden konnten.
Anschließend wurde Nelyudow wieder losgeschickt, um Lady Campion zu finden, doch falls er sie jemals stellen sollte, so war es schwer vorauszusagen, wer wen einfangen würde.
Jetzt bog der Landauer in die Auffahrt zu Talbot Old Hall ein. Becky war sehr aufgeregt und hatte beinahe Angst, ihr Zuhau- se zu sehen, fürchtete, Michail könnte es beschädigt haben vor
seinem Aufbruch, nur um sie zu ärgern. Alec deutete auf das zerstörte Torhaus, und sie schüttelte den Kopf. Doch als sie auf dem Hügel das Haus entdeckte, tat ihr Herz einen Sprung. Ihr Heim war unversehrt.
Vor dem azurblauen Himmel standen die aus Eiche geschnitz- ten Engel mit ihren Schwertern und Schilden Wache, wie sie es schon seit Hunderten von Jahren getan hatten, einer an jeder Ecke des Hauses. Erleichtert stieß sie den angehaltenen Atem aus, denn das alte Gebäude sah genau so aus, wie sie es in Erin- nerung hatte. In alle Richtungen erhoben sich zahllose Giebel, Efeu rankte sich an den Mauern hoch und umrahmte die Fens- ter mit den geschliffenen Scheiben.
Und doch war irgendwie alles anders. Oder vielleicht, dachte sie, habe auch nur ich mich verändert. Vielleicht weil sie wusste, dass es jetzt ihr gehörte, nicht der Besitz ihrer Verwandten war, von dem sie jederzeit vertrieben werden konnte. Aber nein, er- innerte sie sich dann und warf einen Blick auf Alec. Nicht ihr allein.
Talbot Old Hall gehörte ihnen beiden.
Der Ort, an dem sie ihre Kinder aufziehen würden. Becky be- tete, dass es Alec gefallen würde. Als sie ihm einen unsicheren Blick zuwarf, entdeckte sie jungenhafte Begeisterung auf sei- nem Gesicht.
Er sprang aus der Kutsche und ging ein paar Schritte nach vorn. „Dies hier ist großartig“, rief er aus und drehte sich plötz- lich zu ihr um. „Spukt es hier wirklich, Becky? Ernsthaft?“
Ihr Lächeln wurde breiter. „Ich fürchte ja.“ Sie hätte es wis- sen müssen.
„Na, dann komm“, rief er. „Ich will den Geist treffen.“ Becky lachte. Er packte sie um die Taille und setzte sie ne- ben sich. Hand in Hand stürmten sie ins Haus, erschreckten Mrs. Whithorn, die gerade an die Tür kommen wollte. Becky sah, dass es Alec nicht schwerfallen würde, den Drachen mit seinem Charme zu zähmen.
Sie warf Mrs. Whithorn einen Blick zu, der besagte: Ein fal- sches Wort, und Sie sind gefeuert. In ihrem eigenen Haus würde sie sich von dieser Frau nicht länger einschüchtern lassen. Sie wandte sich nun Alec zu und nahm seine beiden Hände.
„Komm“, flüsterte sie.
Becky lachte darüber, wie sehr ihn die vielen Einzelheiten des
Hauses begeisterten, und zog ihn von Zimmer zu Zimmer, zeigte ihm die Halle, die Geheimgänge, die Bibliothek mit ihren ho- hen, knarrenden Regalen und den eleganten, mit Eiche getäfel- ten Salon. Doch als Alec stehen blieb, sie küsste und voller Lei- denschaft gegen die Wand schob, wusste sie, es war an der Zeit, ihr Gemach aufzusuchen.
Sie ließ einen Finger über seine Brust gleiten und sah ihn an – mit diesem Blick, den er so gut kannte.
„Ah“, murmelte er und begriff sofort. „Aber würde Mrs. Whi- thorn nicht der Schlag treffen?“
„Wen interessiert das? Ich bin Herrin des Hauses, und ich will meinen Mann bei mir haben. Komm mit.“
Halb stolpernd stiegen sie die reich geschnitzte Treppe hi- nauf, küssten sich und entkleideten einander unterwegs, und gleich darauf sanken sie auf Beckys schmales Bett.
„Ich liebe dich“, sagte sie und schlang die Arme um seinen Hals.
„Ich liebe dich auch, Süße.“
Lächelnd küsste sie ihn, sanft und sinnlich, dann nahm sie seine weiche Unterlippe zwischen die
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