Gaelen Foley - Knight 07
lenken.
Die beiden Wissenschaftler waren so in ihr Gespräch ver- tieft gewesen, dass sie Edens Anwesenheit nicht bemerkt hat- ten. Jetzt unterbrachen sie sofort ihren leisen Wortwechsel und
verstummten.
„Nun, Jungs“, sagte sie mit einem munteren Lächeln und ver- suchte, mit etwas Humor die Spannung zu lockern, die wegen der veränderten Situation auf ihnen allen lastete. „Wann also werden wir abreisen?“
Leider scheiterte ihr Versuch, die Situation zu entspan- nen, kläglich. Die beiden Männer wechselten einen vorsichti- gen Blick. Verlegen stand Connor O'Keefe da. Er war ein braun gebrannter blonder Australier, hochgewachsen, über einen Me- ter achtzig groß und zweimal so breit wie die Stammeskrieger der Deltaregion. Er war ein starker Mann, der wenig sprach, ein Experte auf dem Gebiet der Zoologie. Es gefiel Eden, wie er mit den Waldtieren umging, aber in letzter Zeit verursachten ihr sei- ne unverwandten Blicke immer öfter ein unbehagliches Gefühl.
„Alles in Ordnung?“, fragte er, stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete sie besorgt. „Warum haben Sie geschossen?“
„Eine Fer de Lance ist ins Haus gekommen. Tut mir leid, Con- nor. Entweder Ihre Schlangenfreundin oder ich.“
„Um Himmels willen, ist dir etwas passiert?“, rief ihr Vater aus, riss sich die Brille von der Nase und sprang vom Stuhl auf.
„Es geht mir gut, Vater“, versicherte sie ihm. „Vielleicht könn- te Connor das scheußliche Ding wegbringen. Der größte Teil von ihr hängt noch am Balken“, fügte Eden hinzu und schüttelte sich.
Der Australier nickte und sah dann ihren Vater an. „Ich bin gleich zurück, Sir.“
„Ja ... äh ... lass uns ruhig einen Moment allein, mein Junge. Ich möchte ein Wort mit meiner Tochter reden.“
„Natürlich.“ Connor blieb stehen und drückte sanft Edens Schulter. „Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht?“, fragte er leise.
Sie nickte und legte die Arme um ihre Taille, zwang sich zu lächeln, während sie versuchte, das Besitzergreifende in seiner Berührung zu übersehen. Aus irgendeinem Grund brachte sie es nicht fertig, das Unbehagen, das sie in seiner Nähe empfand, ihrem Vater gegenüber zu erwähnen, der Connor liebte wie den Sohn, den er nie gehabt hatte.
Außerdem konnte sie nicht gut deswegen viel Aufhebens ma- chen, denn sie waren auf Connor angewiesen, wenn sie überle- ben wollten. Er fing ihnen das Essen, er baute ihre Unterstän- de, er verteidigte sie gegen feindliche Indianer und gelegentlich
vorbeikommende Jaguare.
Aber manchmal, wenn sie ihm so wie jetzt in die Augen sah, hatte sie das Gefühl, dass sie in Connors Vorstellung ihm ge- hörte.
Zufrieden, dass ihr nichts passiert war, nickte er einmal und verschwand dann in der Dunkelheit, um ihrem Wunsch nachzu- kommen. Misstrauisch sah sie ihm nach.
„Setz dich, Liebes“, sagte ihr Vater und deutete auf den leeren Feldstuhl seines Assistenten. Nebenbei bemerkte sie, dass sein von Grau durchzogener Bart dringend gestutzt werden musste. „Wir haben viel zu besprechen.“
„Das haben wir in der Tat.“ Sie nahm ihm gegenüber Platz und machte sich frohgemut daran, ihren geordneten Rückzug aus dem Urwald zu organisieren. Schließlich war sie die Haus- hälterin ihres Vaters und verantwortlich dafür, dass im Lager alles störungsfrei lief. „Ich denke, mit Hilfe der Dienstboten werden wir etwa eine Woche brauchen, um alles sorgfältig ein- zupacken. Wir müssen vor allem dafür sorgen, dass deine bota- nischen Musterexemplare in der Seeluft gut erhalten bleiben, aber wenn es uns gelingt, auf irgendeine Weise bis Trinidad zu kommen, kann es nicht lange dauern, bis ein britisches Schiff auftaucht, das uns nach Hause bringt ...“
„Eden“, unterbrach Dr. Farraday sie sanft, aber bestimmt. „Wir werden bleiben.“
Eine Weile starrte sie ihn nur an, dann schloss sie die Augen, und ein Zittern durchlief sie. „Oh Vater, nein.“
„Edie, mir ist klar, dass es für dich ein Schock sein muss, aber wir machen so große Fortschritte, und ... Liebes, es gefällt dir hier. Ich weiß, dass es so ist. Sieh doch mal, welche Abenteuer wir erlebt haben. In die Bäume sind wir gestiegen, um ihre end- losen Wipfel zu erkunden! Haben Vögel und andere Tiere gefun- den, die der Wissenschaft bis dahin völlig unbekannt waren.“ Um sie zu beruhigen, nahm er ihre Hand. „Na, na, Liebes, sieh mich nicht so an“, protestierte er, als er ihr Gesicht sah. „Denk an die Medikamente, die wir eines
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