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Gai-Jin

Gai-Jin

Titel: Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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schlage ich vor, daß wir alle zu Bett gehen. Stellen Sie ein paar Wachen auf, der Rest der Männer kann sich hinlegen.«
    »Sir?« Der Offizier war sprachlos.
    »Wenn sie uns umbringen wollten, hätten sie das längst tun können, auch ohne das Schweigen und das ganze Tamtam.« Sir William merkte, daß sie ihn alle anstarrten, und fühlte sich wohler, nicht mehr so tief deprimiert. Er begann die Treppe emporzusteigen. »Gute Nacht.«
    »Aber, Sir, meinen Sie nicht…« Seine Worte erstarben.
    Sir William seufzte erschöpft. »Wenn Sie die Männer Dienst machen lassen wollen – bitte sehr. Wenn es Sie glücklich macht…«
    Ein Sergeant kam ins Foyer geeilt und rief laut: »Sir? Sie ziehen ab! Diese kleinen Giftzwerge verschwinden!«
    Sir William warf einen Blick aus dem Fenster am Treppenabsatz und sah, daß die Samurai tatsächlich im Dunkel der Nacht verschwanden.
    Zum erstenmal bekam er Angst. Er hatte nicht erwartet, daß sie sich zurückzogen. Innerhalb weniger Sekunden war der Pfad den Hügel hinab geräumt und der Platz menschenleer. Aber er spürte, daß sie sich nicht weit entfernt hatten, daß sich die Feinde in jedem Hauseingang und jeder nahen Nebenstraße drängten und in aller Ruhe abwarteten, bis sie die Falle endlich zuschnappen ließen.
    Ein Glück, daß die anderen Gesandten und der größte Teil unserer Männer an Bord und in Sicherheit sind! Gott sei Dank, dachte er und stieg die Treppe mit einem Schritt empor, der fest genug war, um allen, die ihn beobachteten, Mut einzuflößen.

11
    Donnerstag, 20. September
    Die Herberge ›Zu den siebenundvierzig Ronin‹ lag nicht weit von der Edo-Burg entfernt in einer zweifelhaften Gasse und fast ganz hinter einem hohen, ungepflegten Zaun versteckt. Von der Straße aus wirkte sie schmutzig und unauffällig. Drinnen jedoch war sie luxuriös und kostbar eingerichtet, war der Zaun fest und sicher. Gepflegte Gärten umgaben das weitläufige, einstöckige Gebäude mit seinen zahlreichen, auf niedrigen Stelzen errichteten Einzimmerhäusern, die für spezielle Gäste und absolute Intimität bestimmt waren. Die Gäste der Herberge waren wohlhabende Kaufleute; darüber hinaus aber war die Herberge für bestimmte Shishi ein sicheres Haus.
    Jetzt, unmittelbar vor Tagesanbruch, war alles friedlich, lagen die Gäste, die Kurtisanen, die Mama-san, die Zofen und Dienerinnen in tiefem Schlaf. Bis auf die Shishi, die sich lautlos bewaffneten.
    Ori saß, den Kimono bis zur Taille heruntergezogen, auf der Veranda eines dieser kleinen Häuser und wechselte mit großer Mühe den Verband der Wunde an seiner Schulter. Die Wunde war inzwischen grellrot und qualvoll empfindlich. Und da sein ganzer Arm pochte, wußte er, daß er dringend einen Arzt brauchte. Dennoch hatte er Hiraga erklärt, es sei zu gefährlich, einen Doktor zu holen oder aufzusuchen: »Er könnte verfolgt werden. Wir können es nicht riskieren, zu viele Spione, und Edo ist Toranaga-Refugium.«
    »Du hast recht. Also kehrst du nach Kanagawa zurück.«
    »Sobald der Einsatz beendet ist.« Sein Finger rutschte aus, streifte die schwärende Wunde und schickte einen furchtbaren Schmerz durch seinen Körper. Es hat keine Eile, ein Arzt kann sie öffnen und das Gift entfernen, dachte er, obwohl er nur halb daran glaubte. Karma. Und Karma, wenn sie weiter fault. So vertieft war er in seine Beschäftigung, daß er den Ninja nicht hörte, der über den Zaun kam und sich von hinten an ihn heranschlich.
    Sein Herz verkrampfte sich vor Angst, als ihm der Ninja, um einen Aufschrei zu ersticken, eine Hand über den Mund legte. »Ich bin’s«, flüsterte Hiraga zornig; dann ließ er ihn los. »Ich hätte dich zwanzigmal töten können.«
    »Ja.« Ori deutete auf die Büsche, wo mit schußbereitem Bogen ein anderer Samurai stand. »Aber er hält Wache, nicht ich.«
    »Gut.« Hiraga grüßte die Wache und zog besänftigt seine Maske herunter. »Sind die anderen drinnen bereit, Ori?«
    »Ja.«
    »Und dein Arm?«
    »In Ordnung.« Vor Schmerzen keuchte Ori auf und verzog das Gesicht, als Hiraga die Hand ausstreckte und ihn an der Schulter packte. Tränen liefen ihm aus den Augen, aber er gab keinen Laut von sich.
    »Du bist eine Belastung. Du kannst heute nicht mit uns gehen – du wirst nach Kanagawa zurückkehren.« Damit ging Hiraga ins Haus. Ori folgte ihm niedergeschmettert.
    Drinnen saßen elf bewaffnete Shishi auf den feinen Tatamis. Neun waren Hiragas Landsleute aus Choshu. Die zwei Neuen stammten aus der Mori-Patrouille,

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