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Gai-Jin

Gai-Jin

Titel: Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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die Burg zu räumen, schließlich hatte zurückziehen müssen, weil ein Befehl ohne eindeutige Mehrheit ungültig war, hatte er, als offizieller Vormund, die Abreise des Shōgun untersagt.
    Ich habe gewonnen, dieses Mal, aber nur, weil Toyama, dieser starrköpfige, alte Narr, darauf bestanden hat, für seinen irrwitzigen Angriffsplan und damit weder für noch gegen mich zu stimmen. Anjo hat recht: Die anderen beiden stimmen gewöhnlich mit ihm und gegen mich. Nicht aus bestimmten Gründen, sondern weil ich der bin, der ich bin – der Toranaga, der anstelle dieses idiotischen Bengels Shōgun sein müßte.
    Weil Yoshi sich in der Sänfte sicher fühlte und bis auf Misamoto – der niemals erraten würde, was er wirklich dachte – allein war, ließ er zu, daß seine Gedanken sich auf das Thema Nobusada richteten, so geheim, so schwer zu fassen, so gefährlich und permanent.
    Was tun mit ihm?
    Ich kann ihn nicht mehr lange zügeln. Er ist infantil und nunmehr in den gefährlichsten Klauen von allen, in denen der Prinzessin Yazu: Spionin des Kaisers und fanatisch gegen das Shōgunat, das ihre Verlobung mit dem geliebten Spielkameraden ihrer Kinderzeit aufgelöst hatte, einem hübschen und äußerst adäquaten Prinzen; gegen das Shōgunat, das sie ins ständige Exil gezwungen hatte, fern von Kyōto, ihrer Familie und all ihren Freunden; und in die Ehe mit einem Schwächling, dessen Erektion so schlaff ist wie ein Banner im Sommer und der möglicherweise niemals Kinder zeugen kann.
    Jetzt hat sie sich diesen Staatsbesuch in Kyōto ausgedacht, um vor dem Kaiser Kotau zu machen, ein Meisterstreich, der das labile Gleichgewicht der letzten Jahrhunderte zerstören wird.
    Eine Konsultation wird zur nächsten führen, dachte Yoshi, und dann wird der Kaiser herrschen und nicht wir. Das wird Nobusada niemals einsehen; seine Augen sind durch ihre Ränke verblendet.
    Was ist zu tun?
    Wieder einmal schlugen Yoshis Gedanken den längst ausgetretenen, aber streng geheimgehaltenen Pfad ein: Er ist mein rechtmäßiger Lehnsherr. Wenn ich nicht mein eigenes Leben wegwerfen will, und das will ich momentan nicht, kann ich ihn nicht direkt umbringen; er wird zu gut bewacht. Andere Mittel? Gift. Aber dann würde man mich zu Recht verdächtigen, und selbst wenn ich den Wachen, die mich umgeben, entkommen könnte – ich bin ebenso ein Gefangener wie Misamoto –, würde das Land in einen endlosen Bürgerkrieg gestürzt werden, dessen einzige Gewinner die Gai-Jin sind, und ich hätte, schlimmer noch, den Treueeid gebrochen, den ich dem Shōgun, wer immer er ist, und dem Vermächtnis geschworen habe.
    Ich muß an meiner Stelle andere ihn töten lassen. Die Shishi? Ich könnte ihnen helfen, aber den Feinden zu helfen, die meine eigene Vernichtung planen, wäre gefährlich. Eine einzige Möglichkeit bleibt: die Götter.
    Er gestattete sich ein Lächeln. »Glück und Unglück«, schrieb Shōgun Toranaga, »sollte man dem Himmel und dem Naturgesetz überlassen – man kann sie nicht durch Gebete oder listige Pläne herbeizwingen.«
    Hab Geduld, hörte er Toranaga sagen. Hab Geduld.
    O ja, das werde ich.
    Yoshi dachte wieder an den Rat. Was soll ich ihnen sagen? Inzwischen werden sie natürlich wissen, daß ich die Gai-Jin getroffen habe. In Zukunft werde ich auf einer unabdingbaren Regel bestehen: Wir dürfen nur intelligente Männer zu diesen Verhandlungen schicken. Was noch? Mit Sicherheit einiges über ihre Soldaten, hünenhaft, mit ihren scharlachroten Uniformer, und kurzen Röcken, den riesigen Federhüten, jeder Mann mit einem Hinterlader bewaffnet, der blitzblank geputzt ist und so sorgsam gepflegt wird wie unsere Klingen.
    Soll ich ihnen erzählen, daß diese Feinde Toren sind, die keine Finesse haben und durch ihre Ungeduld und ihren Haß gesteuert werden können? Misamoto hat mir genug erzählt, um daraus zu schließen, daß sie genauso zerstritten und haßerfüllt sind wie unsere Daimyos. Nein, das werde ich für mich behalten. Aber daß unsere Abordnung morgen versagen wird, wenn sie nicht eine Verzögerung erfinden, die die Gai-Jin mit Freuden hinnehmen, das werde ich ihnen erzählen. Was könnte das sein?
    »Dieser Botschafter, Misamoto«, erkundigte er sich lässig, »der hochgewachsene Mann mit der großen Nase, warum hat er wie eine Frau gesprochen, Frauenworte benutzt? War er ein Halbmann-Halbfrau?«
    »Ich weiß es nicht, Sire. Vielleicht war er das, sie haben viele davon an Bord ihrer Schiffe, Sire, obwohl sie es

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