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Gai-Jin

Gai-Jin

Titel: Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Tagen stattgefunden, und ich muß umgehend nach Hongkong zurück.«
    »Selbstverständlich sofort – aber erst, wenn du gesund genug bist.« Sie beugte sich vor und gab ihm einen hauchzarten Kuß. »Was wirst du tun, sobald wir dort sind?«
    Ohne zu zögern antwortete er energisch: »Ich bin der Erbe. Ich bin Tai-Pan.«
    »Tai-Pan des Noble House?« Sie schaffte es, ihre Überraschung echt klingen zu lassen. Dann setzte sie behutsam hinzu: »Malcolm, mein Liebster, das mit deinem Vater ist furchtbar, nicht wahr? Mein Vater sagte mir, daß er schon sehr lange krank war.«
    »Es war zu erwarten, ja.«
    »Das ist traurig, aber… immerhin bist du Tai-Pan des Noble House. Darf ich dir als erste gratulieren?« Sie machte einen so eleganten Knicks wie vor einem König; dann nahm sie selbstzufrieden wieder Platz. Er beobachtete sie mit seltsamem Blick. »Was ist?« fragte sie.
    »Es ist nur, daß du… daß du mich so stolz machst, ich fühle mich wundervoll. Willst du meine Frau werden?«
    Ihr Herz schien auszusetzen, Röte stieg ihr ins Gesicht. Doch der Verstand riet ihr, vorsichtig zu sein, nichts zu überstürzen, und so überlegte sie, ob sie so ernst werden sollte, wie er es war, oder ob sie die überwältigende Freude zeigen sollte, die sie bei seiner Frage und ihrem Sieg empfand. »La«, sagte sie strahlend, in ein wenig neckendem Ton, und fächelte sich mit einem Taschentuch Luft zu. »Jawohl, ich werde Sie heiraten, M’sieur Struan, aber nur wenn du…« Ein kleines Zögern, dann ergänzte sie rasch: »Nur, wenn du sehr schnell gesund wirst, mir aufs Wort gehorchst, mich auf Händen trägst, mich wahnsinnig liebst, uns auf dem Peak in Hongkong ein Schloß und an den Champs-Elysées einen Palast baust, einen Clipper als Brautbett herrichtest, ein Kinderzimmer in Gold faßt und uns ein Landgut mit einer Million Hektar suchst!«
    »Sei ernst, Angélique. Hör zu! Ich meine es ernst.«
    O Gott, ich auch, dachte sie, erfreut darüber, daß er jetzt lächelte. Ein sanfter Kuß, diesmal auf die Lippen, der alles verhieß. »So, M’sieur. Und nun hör auf, dich über diese hilflose junge Lady lustig zu machen.«
    »Ich mache mich nicht lustig über dich, das schwöre ich dir. Willst du meine Frau werden?« Starke Worte, aber noch hatte er nicht die Kraft, sich aufzurichten und sie an sich zu ziehen. »Bitte.«
    Ihre Augen blickten noch immer spöttisch. »Vielleicht, wenn es dir besser geht – aber nur dann, wenn du mir aufs Wort gehorchst, mich auf Händen trägst…«
    »Aufs Wort, wenn es das ist, was du willst.«
    »O ja, Pardon. Aufs Wort… und so weiter.« Wieder dieses bezaubernde Lächeln. »Vielleicht ja, M’sieur Struan, aber zunächst müssen wir uns kennenlernen, dann müssen wir uns verloben, und dann, M’sieur le Tai-Pan de la Maison Noble – wer weiß?«
    Freude erfüllte ihn. »Das heißt also ja?«
    Sie beobachtete ihn, ließ ihn warten. Dann sagte sie mit all der Zärtlichkeit, die sie für ihn aufbringen konnte: »Ich werde es ernsthaft in Erwägung ziehen. Aber zuerst mußt du mir feierlich versprechen, schnell wieder gesund zu werden.«
    »Das werde ich – ich schwöre es dir.«
    Wieder trocknete sie sich die Augen. »Und nun, Malcolm, liest du den Brief deiner Mutter, und ich werde still neben dir sitzen bleiben.«
    Sein Herz klopfte wie wild, und der Jubel, der ihn erfüllte, betäubte seine Schmerzen. Doch seine Finger gehorchten ihm nicht, und er vermochte das Siegel nicht zu erbrechen. »Hier, Angel, würdest du ihn mir bitte vorlesen?«
    Sofort erbrach sie das Siegel und überflog das etwas ungewöhnliche Schriftstück, das nur eine einzige Seite lang war. »›Mein geliebter Sohn‹«, las sie laut vor, »›mit tiefer Trauer muß ich Dir mitteilen, daß Dein Vater verstorben ist und unsere Zukunft nunmehr in Deinen Händen liegt. Er ist friedlich im Schlaf gestorben, der Ärmste, die Beisetzung wird in drei Tagen stattfinden, die Toten sollen ihre Toten begraben, und wir, die Lebenden, müssen den Kampf fortsetzen, solange noch Leben in uns ist. Der letzte Wille Deines Vaters bestätigt Dich als seinen Erben und Tai-Pan, aber damit die Nachfolge gesetzlich wirksam ist, muß sie, laut des Vermächtnisses Deines geliebten Großvaters, durch eine Zeremonie bestätigt werden, die ich und Comprador Chen bezeugen müssen. Regle Deine japanischen Interessen, wie wir es besprochen haben, und kehre so schnell wie möglich zurück. Deine Dir ergebene Mutter.‹«
    Wieder standen ihre Augen

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