Gai-Jin
er in die Klinge fiel, aber ein weiterer Hieb schlug es ihm aus der Hand und brach ihm den Arm. Er kreischte. Sein Bewußtsein schwand.
Das kreiselnde schwarze Loch war eine Ewigkeit von Schmerz mit roten und grünen Blitzen hinter seinen Augen. Er konnte nichts sehen und nichts hören bis auf ein ungeheures Hämmern. Seine Brust stand in Flammen, sein Herz raste, alle seine Körperöffnungen waren außer Kontrolle. Eisiges Wasser näßte ihn, und er keuchte. Noch ein Schwall in sein Gesicht, dann noch einer. Hustend und ächzend kam er aus der Dunkelheit. Qualvoller Schmerz in seinem gebrochenen Arm, der Knochen war gesplittert und stand heraus; er kam zu sich und konnte wieder sehen. Er lag, alle viere von sich gestreckt, auf der Erde, hilflos. Auf beiden Hand- und Fußgelenken stand je ein Ninja, doch nein, es waren keine Ninjas. Nun hatten sie die Masken abgenommen, und er erkannte Abeh, der über ihm stand. Dann sah er Yoshi in der Nähe, dunkel gekleidet, aber anders als die Kämpfer. Zwanzig oder dreißig weitere umgaben sie. So still wie die Nacht und der ganze Bezirk.
»Aha, Katsumata! Katsumata der Rabe, Katsumata der Shishi, der Schutzherr der Frauen«, sagte Yoshi mit überaus freundlicher Stimme. »Was für ein Jammer, daß Sie leben. Die Wahrheit, bitte. Koiko war Teil Ihrer Verschwörung, neh?«
Katsumata versuchte in panischer Angst, seinen Verstand zu sammeln, und als er nicht gleich antwortete, verdrehte der Samurai, der auf seinem gebrochenen Arm stand, boshaft den herausragenden Knochen, und er brüllte auf. Der eiserne Wille, den er immer zu besitzen geglaubt hatte, war ihm zusammen mit seiner Freiheit abhanden gekommen. »Bitte, o bitte…«
»War Koiko Teil Ihrer Verschwörung?«
»Nicht meiner Verschwörung, Herr, es war ihre und die der Mama-san, Herr«, stammelte der gebrochene Mann. Sein Kopf und sein Arm brannten wie Feuer, der Schmerz war unerträglich. »Nein… sie war… sie war es, sie und die Mama-san, nicht ich, Herr, ich hatte nichts damit zu tun, sie war es, sie und Meikin, ihre Mama-san, nicht ich, sie waren es, ich nicht…«
»So ka? Und Sumomo, die Shishi, die mit Ihnen durch den Tunnel entkam, den Kyōto-Tunnel, erinnern Sie sich? Erinnern Sie sich an Sumomo? Sie haben Koiko erpreßt und ohne ihr Wissen Sumomo insgeheim den Befehl zum Mord gegeben, neh?«
»Sum…momo, Herr? Ich weiß nicht, wer sie ist… nichts mit mir zu tun, nichts…« Die Worte gingen in einen weiteren Schrei über, als der Mann, der auf seinem Arm stand, sein Gewicht verlagerte.
Yoshi seufzte. Sein Gesicht war maskenhaft. Er winkte Meikin, die auf einer Seite stand, außerhalb von Katsumatas Blickfeld. Inejin stand neben ihr. »Haben Sie Ihren Ankläger gehört, Meikin?«
»Ja, Herr.« Schwankend trat sie vor, ihre Stimme klang leise und zittrig. »Bedaure sehr, er ist ein Lügner. Wir waren niemals Teil irgendeiner Verschwörung gegen Sie, niemals, er ist ein Lügner. Wir sind schuldlos.« Sie schaute auf Katsumata nieder, verachtete ihn, war froh, ihn verraten zu haben und nun gerächt zu sein – seine Feigheit und daß man ihn lebendig gefangen hatte, waren mehr, als sie je zu hoffen gewagt hatte.
»Lügner!« zischte sie und wich zurück, als er zu toben begann und versuchte, an sie heranzukommen, bis ein anderer von den Männern ihn trat und er keuchend und anfallsweise stöhnend nach hinten fiel. Keiner von ihnen empfand Mitgefühl.
Meikins Kopf dröhnte, und sie hatte einen üblen Geschmack im Mund. »Aber, Herr, tut mir leid, es stimmt schon, daß ich ihn kannte, und mein Schatz kannte ihn auch, aber nur als alten Kunden, nur das. Er war ein alter Kunde, und ich wußte damals nicht, wer er war oder was dieses…« Sie zögerte und suchte nach einem Wort, das ihre Verachtung ausdrückte. »Was dieses… dieses Ding wirklich getan hat.«
»Ich glaube Ihnen, Meikin. Gut, endlich die Wahrheit. Gut. Und weil er ein Lügner ist, können Sie ihn haben, wie ich Ihnen zugesagt habe.«
»Danke, Herr.«
»Gehorcht ihr«, sagte er zu Abeh, »und bringt sie dann hinaus.«
Er schlenderte davon. Alle Männer gingen mit ihm, umringten ihn, schirmten ihn ab. Nur Abeh und die, die den ausgestreckt am Boden Liegenden festhielten, blieben zurück. Katsumata stöhnte und verlor wieder das Bewußtsein. Meikin wartete. Sie genoß den Augenblick, um ihretwillen, um Koikos willen, um der ganzen Schwimmenden Welt willen. Es war so selten, daß man seine Rache bekam, so selten.
»Bitte, zieht ihn aus«,
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