Gai-Jin
ein Mörder, und das befreit uns aus einer schlimmen Klemme Yoshi gegenüber, nicht wahr?« Er erwartete Zustimmung, doch das Gesicht seines Gegenübers blieb ausdruckslos. »Tut mir leid, das ist sicher ein weiterer Schock für Sie… es war gewiß schrecklich.«
Tyrer war ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht und konnte Hiragas vermeintlichen Tod nur schwer fassen. »In der Yoshiwara, ja, ja, es war schrecklich.« Gerade, als er Sir William korrigieren wollte, kam dieser ihm erneut zuvor.
»Ich muß Ihnen sagen, Phillip, daß wir unglaubliches Glück hatten. Die Army ist intakt, die Navy auch, und aus unserer Gemeinde fehlt bisher nur einer, allerdings überprüfen wir das noch. Haben Sie gestern nacht in der Yoshiwara irgend jemanden von unseren Leuten gesehen?«
»Nein, Sir, niemanden von uns, nein.« Tyrer konnte noch immer nicht klar denken. »Keine Menschenseele. Sehen Sie, ich w…«
»Verdammt! Schwierig, alle zu finden, ich bekomme keine verläßliche Zählung zusammen. Drunk Town ist hoffnungslos, aber selbst dort sagen sie, es sei nur ein halbes Dutzend Vagabunden gewesen, niemand mit irgendwelchen Namen außer Charlie oder Tom oder George. Zum Glück kann ich berichten, daß Mrs. Fotheringills junge Damen sämtlich unverletzt sind. Erstaunlich, daß wir alle entkommen sind. Wenn der Wind sich nicht gelegt hätte… Aber dann hörte er auf, Gott sei Dank… Haben Sie gesehen, daß Holy Trinity auch heil ist? Die Schäden werden natürlich in die hunderttausend Pfund gehen. Gott sei Dank haben wir alle Versicherungen, nicht? Nun, trinken Sie aus, und legen Sie sich dann hin. Wenn Sie darüber nachdenken, werden Sie begreifen, welches Glück wir mit Nakama hatten, er entwickelte sich allmählich zu einer größeren diplomatischen Katastrophe. So, ich muß los, ich werde mit der Gemeinde einen Plan besprechen. Warum legen Sie sich nicht hin, bis ich zurückkomme, und…«
Ein Klopfen, und Bertram streckte den Kopf ins Zimmer. »Der Shoya ist hier, Sir William.«
»Genau zur rechten Zeit, führen Sie ihn herein. Phillip, bevor Sie gehen, können Sie für mich dolmetschen. Kommen Sie herein, Mr. Shoya.«
Der Shoya verneigte sich ehrerbietig und war auf der Hut.
»Mein Master grüßt Sie, Shoya«, übersetzte Tyrer, noch immer benommen. Seine Gedanken waren anderswo, und er sehnte sich verzweifelt danach, sich hinzulegen und über all das nachzudenken. »Bitte sagen, wie viele in Feuer verloren.«
»Danken Sie ihm bitte für seine freundliche Frage, aber machen Sie sich bitte keine Sorgen um unsere Probleme.« Der Shoya fand die Frage verwunderlich, denn das ging die Gai-Jin nichts an. Welche Falle stellen sie mir? fragte er sich wachsam.
»Mein Master sagen, möchten wissen, wie viele verloren?«
»Oh, bedaure sehr, eine endgültige Zählung habe ich noch nicht, aber fünf Fischer und zwei Familien sind umgekommen«, sagte der Shoya höflich, eine Zahl erfindend, da der Gai-Jin-Führer ziemlich fordernd nach den Verlusten gefragt hatte und folglich eine Zahl hören wollte. Tatsächlich hatten sie niemanden von ihren Leuten oder Kindern, auch keine Boote verloren, da sie rechtzeitig gewarnt worden waren.
»Mein Master sagen, tut ihm sehr leid. Kann er helfen Dorf?«
»Ah! Ja, ja, bitte danken Sie dem Großen Herrn, die Familien könnten einige Säcke Reis und ein bißchen Geld brauchen und Hilfe bei der Ernährung oder…« Der Shoya ließ dies in der Luft hängen, damit sie sich selbst ein Urteil bilden konnten. Ist das wieder eine Falle?
»Mein Master sagen, schicken Nahrung für Dorf. Bitte sagen, wie Feuer angefangen.«
Der Shoya fand es vollkommen verrückt von den Gai-Jin, darauf eine Antwort zu erwarten. Es war gefährlich, sich in die Politik einzumischen, noch gefährlicher, sich zwischen Shishi und Bakufu zu stellen. Er würde zwar den Verlust all seines Profits sehr bedauern, falls die Gai-Jin morgen oder übermorgen Japans Ufer verließen, doch nicht alles war verloren, denn all seine Bücher und Quittungen und Barren waren unversehrt, und er hatte diese Vereinbarung mit dem Gai-Jin Jami, die nun noch wichtiger geworden war. Ich bin sicher, daß die ›Aktiengesellschaft‹ nicht leiden wird.
Gleichzeitig freute er sich darüber, daß die Shishi es gewagt hatten, die Gai-Jin zu vertreiben, und die Schuld dafür den gemeinen Bakufu in die Schuhe schoben. Sonno-joi. Ohne Gai-Jin wären wir hier besser dran. Besser, wenn sie in Nagasakis kleiner Deshima eingesperrt sind wie früher.
Weitere Kostenlose Bücher