GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
umfangreiches Wissen von ihm gelehrt bekommen. Diese Möglichkeit blieb den einfachen Leuten normalerweise verwehrt. Zusätzlich wusste ich jetzt, dass ich außerdem die besondere Gabe einer Seelenwanderin besaß. Es öffnete sich mir eine neue Welt. Ich war jetzt etwas ganz Besonderes.
Vielleicht hatte ich eine göttliche Aufgabe zu erfüllen? Dies gab mir neuen Mut. Uns würden schwere Zeiten bevorstehen, aber ich würde mich dagegen wappnen und meinen Platz in dieser Geschichte finden.
Ich durfte Jeremia nur als Krieger sehen, und die Gefühle, die ich für ihn empfand, musste ich ausblenden. Ich war stark, ich musste stark sein. Und das würde ich auch sein. Entschlossen stand ich auf und ging Richtung Wohngebäude. Als ich ins Freie trat, fuhr mir der kalte Wind ins Gesicht. Instinktiv schloss ich meine Arme um meinen Körper, um die Wärme unter meinem Mantel zu halten.
Schnelle Hufschläge näherten sich unserem Hof und ließen mich aufblicken. Ich erspähte auf dem Hügel ein galoppierendes Pferd mit meinen Bruder Jazem als Reiter. Er kam von seiner Geschäftsreise zurück. Zwei Tage war er weg gewesen und nichts war mehr so wie vorher. Ich hatte mich verändert. Freudig erregt lief ich ihm entgegen, froh, ihn heil wiederzusehen.
Als ich ihn erreichte, schwang er sich graziös von seinem Pferd und umarmte mich stürmisch. „Am Schönsten ist es doch immer zu Hause" sagte er mehr zu sich selber als zu mir. „Ich bin so froh, dich zu sehen. Es waren zwei harte Tage und es gibt Neuigkeiten. Ich habe euch so viel zu berichten, aber lass uns warten, bis wir alle beisammen sind", keuchte er aufgeregt. Er führte das Pferd am Zügel zum Stall, wo er es absattelte und in seine Box entließ.
Ich schlenderte neben ihm her, um dann gemeinsam mit ihm die Türschwelle des Wohngebäudes zu übertreten.
Prompt kam Mutter uns freudestrahlend entgegen gelaufen. Sie umarmte meinen Bruder auf Herzlichste und zog ihn mit sich in die Küche.
Wie ein drittes Rad am Wagen trottete ich hinterher. Aus dem Ofen kam uns warme Luft entgegen, so dass wir uns eiligst unserer Mäntel entledigten. Es duftete lecker. Wir setzten uns an den gedeckten Tisch. Mein Magen fing an zu knurren.
„Wie war es?", wollte Mutter von Jazem wissen.
„Die Reise war anstrengend, aber Herr Valisi und ich haben gemeinsam den Vertrag ausgehandelt und er hat unterschrieben", antwortete Jazem stolz.
„Da wird sich dein Vater freuen. Aber erzähl mal. Gibt es Neuigkeiten in Kanas?"
Kanas ist die Hauptstadt von Kalander. In der dicht besiedelten Stadt lebten viele Menschen unterschiedlicher Klassen. Auf den Anhöhen und Hügeln standen die Villen und Prachtbauten der Reichen, in erster Linie waren das Gelehrte, Gesandte und wohlhabende Geschäftsleute. Auf dem höchsten Hügel stand der Palast unseres Herrschers Fisius. Er war ein Mann mittleren Alters, der erst seit kurzem sein Amt als Herrscher angetreten hatte, da sein Vater vor zwei Jahr verstarb. Damals, bei der Amtseinführung und Titelverleihung, wurde ein riesiges Fest gefeiert, zu dem alle Einwohner von Kalander eingeladen wurden. Auch wir waren angereist und besuchten, bei der Gelegenheit, Tante Lana, die Schwester meines Vaters. Fisius galt als gütig und gerecht. Das Volk war ihm sehr zugetan. Dementsprechend groß fiel der Jubel aus, als er die Regentschaft übernahm.
„Es gibt besorgniserregende Ereignisse, die sich zugetragen haben, aber das erzähle ich euch nach dem Essen. Ich möchte mich kurz etwas frisch machen und bis die anderen da sind, gehe ich hoch, um mich ein wenig auszuruhen", sagte Jazem zu uns.
Mutter nickte enttäuscht. Besorgnisfalten zogen sich über ihr Gesicht. Sie ahnte, dass es nicht nur gute Neuigkeiten gab. Wusste er mehr über die Kriegsgerüchte?
Jazem stand auf und verschwand aus der Küche, während Mutter und ich uns schweigend anschauten. Keiner sprach ein Wort. Was hätten wir auch sagen sollen? Wir wussten beide, dass jetzt die schwere Zeit kam, die alles verändern würde. Wir rührten uns erst wieder, als wir draußen unsere Männer hörten. Schnell erhob sich Mutter und trat an den Herd.
„Jazem ist wieder da", rief ich mit einem aufgesetzten Lächeln. Natürlich freuten sich alle darüber.
„Wo ist er denn?", wollte Vater wissen.
„Er ist auf sein Zimmer gegangen, um sich ein wenig auszuruhen. Er sagte, wenn ihr zurück seid, sollen wir ihn rufen."
„Isma, Liebes, würdest du ihn bitte für uns holen", bat mich Vater.
Ich ging hoch zu
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